Allgemeine Infos

Die Vorlesung findet Mittwochs von 10:15 bis 12:00 im HG G5 statt. Ich empfehle die Vorlesungen zu besuchen, um am Ball zu bleiben.

Die Übungslektionen finden jeweils am Donnerstag von 11:45 bis 12:30 statt im Raum HIL E 8. Bitte erscheint pünktlich und (einigermassen) vorbereitet.

Der Übungsbetrieb läuft wie folgt ab:

  • Damit ihr den in den Vorlesungen präsentierten Stoff auch anwenden könnt, werden auf der Vorlesungswebseite Übungen zur Verfügung gestellt. Diese erscheinen jeweils am Mittwoch nach der Vorlesung.
  • Nachdem eine Übung erschienen ist, habt ihr eine Woche Zeit um diese zu bearbeiten. Danach werden die Lösungen auf der Vorlesungswebseite erscheinen.
  • Falls ihr eine Rückmeldung zu eurer Lösung möchtet, dürft ihr mir die Übungen gerne per Mail abgeben (Abgabetermin Mittwoch 16:00) oder auf Papier im Briefkasten vor dem HCI E 228 hinterlassen (Abgabetermin Mittwoch 12:00). Dies ist natürlich freiwillig, wird aber empfohlen. Die Anwendung hilft dem Verständnis oft stark. Zudem: Ihr dürft mir auch gerne eine Übung als Gruppe abgeben, falls ihr sie zusammen gelöst habt.
  • Die Übungen werden zwar nicht benotet, aber gibt eine Prüfung am Ende des Semesters. Diese deckt den Stoff der Vorlesung und der Übungen ab. Die Prüfung ist ähnlich zu den Übungen, wenn ihr also die Übungen verstanden habt, solltet ihr keine Probleme haben.
  • In der Übungsstunde werden wir jeweils kurz den Stoff der Vorlesung repetieren und allfällige Fragen beantworten. Danach werden wir einfachere Aufgaben zusammen lösen, die ähnlich sind zu den Aufgaben in der kommenden Übung. Damit solltet ihr eine Idee dafür bekommen, wie solche Probleme angegangen werden können.
  • Grundsätzlich schauen wir uns die Übungsaufgaben nicht an in dieser Übungsstunde; es gibt genügend 'klassische Übungsstunden', wo die Übungen besprochen werden. Ich bin jedoch offen mal auf die Übungen zurückzugreifen, falls sich ihr euch wünscht eine gewisse Aufgabe zusammen anzuschauen oder etwas besonders wichtig ist.
  • Ich bin offen für Inputs/Verbesserungsvorschläge. Schreibt mir doch per Mail oder hinterlässt hier einen anonymen Kommentar.

In den Übungen sind oft längere Rechenaufgaben enthalten, deren Lösung schnell mal unübersichtlich werden kann. Deswegen möchte ich euch auf ein Format trainieren, welches eure Arbeit hoffentlich übersichtlicher darstellt und auch mir die Korrigierarbeit etwas vereinfacht. Geht also bitte nach folgendem Rezept vor:

  1. Variablen klar und sinnvoll definieren. Falls nicht in Aufgabenstellung gegeben eine Skizze anfertigen.
  2. Physikalische Bedingungen bestimmen und ggf. begründen.
  3. Bedingungen in Gleichungen aufschreiben und diese nummerieren (kann auch direkt gemacht werden).
  4. Die Gleichungen nach der gesuchten Variable auflösen. Beim einsetzen einer Gleichung in eine andere mit den Nummern kommentieren (siehe Bsp. Woche 1 für Details).
  5. Nachdem ein analytischer Ausdruck für die gesuchte Grösse gefunden wurde das numerische Resultat ausrechnen und auf eine sinnvolle Anzahl signifikante Stellen runden. (Daumenregel: So viele wie die am ungenausten angegebene Grösse hat)
  6. Überprüfen, ob das Resultat Sinn ergibt: Stimmen die Einheiten? Ist der Betrag sinnvoll? Falls nicht, aber ihr keine Lust habt den Fehler zu suchen schreibt den Gedanken trotzdem hin (und wenn ihr eine Idee habt wo der Fehler liegen könnte auch diese)!

Das klingt jetzt vielleicht ein bisschen überwältigend. Aber keine Angst, es wird nicht erwartet, dass ihr alles perfekt meistert. Ich nehme auch gerne Übungen entgegen, bei denen nur eine Aufgabe oder so gelöst wurde. Es ist mir klar, dass es eine grosse Umstellung ist ein Studium anzufangen und die Zeit für Übungen schnell knapp wird. Letztendlich sollte das Studium ja vor allem Spass machen :)

Material

Hier das in den Übungsstunden behandelte Material präsentiert. Unter anderem sind hier die Aufgaben, die wir während der Übungsstunde bearbeiten zu finden.

Woche 1 - Einführung

Beispiele wie die Übungen gelöst werden sollten

Aufgabe 1

Daniel wirft einen Ball der Masse $m$ unter einem Winkel $\alpha=45^\circ$ zum Boden nach links. Mit welcher Anfangsgeschwindigkeit $v_0$ muss er den Ball werfen, damit dieser eine Distanz von $d=10\,\mathrm{m}$ zurücklegt? Der Luftwiderstand sei dabei vernachlässigbar und es darf angenommen werden, dass der Ball auf der gleichen Höhe wie der Abwurfpunkt landet.

Lösung 1

  1. Wir fertigen eine Skizze an:

    Skizze

  2. Physikalische Bedingungen:

    Da wir den Luftwiderstand vernachlässigen können, wirkt auf den Ball lediglich die Gravitationskraft. Damit gilt für die Bewegungsgleichungen:

  3. Bewegungsgleichungen:

    $$\ddot{x} = 0 \qquad (1x) $$ $$\ddot{y} = -g \qquad (1y) $$

  4. Lösen der Gleichungen:

    Zweifaches integrieren von (1x) liefert:

    $$x(t) = v_{0,x} t + x_0 \qquad (2x)$$

    Zweifaches integrieren von (1y) liefert:

    $$y(t) = -\frac{1}{2} g t^2 + v_{0,y} t + y_0 \qquad (2y)$$

    Da der Ball auf der gleichen Höhe wie der Abwurfpunkt landet, gilt $y_0 = 0$ und $x_0$ kann weggelassen werden, der Abstand der Landeposition zur Startposition gesucht wird. Ausserdem gilt $v_{0,x} = v_0 \cos(\alpha)$ und $v_{0,y} = v_0 \sin(\alpha).$ Nun setzen wir $t_{end}$ als den Zeitpunkt, bei dem der Ball landet und erhalten:

    $$x(t_{end}) = d \qquad (3x)$$ $$y(t_{end}) = 0 \qquad (3y)$$

    Einsetzen von (2x) und (2y) in (3x) und (3y) liefert:

    $$v_0 \cos(\alpha) t_{end} = d \qquad (4x)$$ $$-\frac{1}{2} g t_{end}^2 + v_0 \sin(\alpha) t_{end} = 0 \qquad (4y)$$

    Auflösen von (4x) nach $t_{end}$ liefert:

    $$t_{end} = \frac{d}{v_0 \cos(\alpha)} \qquad (5)$$

    Einsetzen von (5) in (4y) liefert:

    $$-\frac{1}{2} g \left(\frac{d}{v_0 \cos(\alpha)}\right)^2 + v_0 \sin(\alpha) \frac{d}{v_0 \cos(\alpha)} = 0 \qquad (6)$$

    Auflösen von (6) nach $v_0$ liefert:

    $$\abs{v_0} = \sqrt{\frac{g d}{2 \sin(\alpha) \cos(\alpha)}}$$

  5. Ausrechnen des numerischen Resultates:

    Einsetzen der Werte $g=9.81\,\mathrm{m/s^2}$, $d=10\,\mathrm{m}$ und $\alpha=45^\circ$ liefert:

    $$\abs{v_0} = \sqrt{\frac{9.81\,\mathrm{m/s^2} \cdot 10\,\mathrm{m}}{2 \cdot \sin(45^\circ) \cdot \cos(45^\circ)}} \approx 9.9 \,\mathrm{m/s}$$

  6. Sanity check:

    Die Einheit $\mathrm{m/s}$ entspricht einer Geschwindigkeit, wie gewünscht. Der Betrag entspricht etwa einer Geschwindigkeit von $36\,\mathrm{km/h}$, was für einen Ballwurf, der $10\, \mathrm{m}$ weit kommt realistisch ist.

Aufgabe 2 - Dient nur der Demonstration!

Falls du mir nach der im Unterricht gezeigten Aufgabe 1 nicht glaubst, dass es sich lohnt diesem Schema zu folgen, habe ich hier noch eine etwas schwierigere gemacht. Diese ist aber in keinster Weise prüfungsrelevant und dient nur zur Demonstration des Lösungsschemas.

Ein Fallschirmspringer springt aus grosser Höhe aus einem Flugzeug. Die Anfangsgeschwindigkeit beträgt $v_0=0\,\mathrm{m/s}$ und die Anfangshöhe $h_0=2000\,\mathrm{m}.$ Die Masse des Fallschirmspringers beträgt $m=100\,\mathrm{kg}.$ Die Gravitationskraft beträgt $g=9.81\,\mathrm{m/s^2}$ und kann als konstant angenommen werden. Welche Geschwindigkeit erreicht der Fallschirmspringer, falls er den Fallschirm nicht öffnet wenn er am Boden aufschlägt? Der Luftwiderstand beträgt $F_W = -\frac{1}{2} \rho C_W A v^2$ mit $\rho(h)=1.2\,\mathrm{kg/m^3} * 2^{-h/(5500\, \mathrm{m})}$ der Dichte der Luft, $C_W=1.4$ dem spezifischen Koeffizienten und $A=1\,\mathrm{m^2}$ der Angriffsfläche.

Lösung 2

  1. Wir fertigen eine Skizze an:

    Skizze

  2. Physikalische Bedingungen:

    Da wir den Luftwiderstand berücksichtigen, wirkt auf den Fallschirmspringer die Gravitationskraft und der Luftwiderstand. Da die Anfangsgeschwindigkeit $v_0=0\,\mathrm{m/s}$ beträgt, wirkt die Gravitationskraft immer in Bewegungsrichtung und der Luftwiderstand immer entgegen der Bewegungsrichtung. Also ergibt sich die effektive Kraft aus der Differenz der beiden Kräfte:

  3. Bewegungsgleichung:

    $$F_{eff} = F_G + F_W = m \ddot{y} \qquad (1)$$

    $$F_G = m g \qquad (2)$$

    $$F_W(y) = -\frac{1}{2} \rho(y) C_W A \dot{y}^2 \qquad (3)$$

  4. Lösen der Bewegungsgleichung:

    Einsetzen von (2) und (3) in (1) liefert:

    $$m g -\frac{1}{2} \rho(y) C_W A \dot{y}^2 = m \ddot{y} \qquad (4)$$

    Auflösen von (4) nach $\ddot{y}$ liefert:

    $$\ddot{y} = g - \frac{1}{2 m} \rho(y) C_W A \dot{y}^2 \qquad (5)$$

    Es handelt sich hier um eine inhomogene Differentialgleichung zweiter Ordnung. Diese ist zu schwierig um sie analytisch zu lösen. Hier stehen also zwei Möglichkeiten zur Verfügung:

    1. Numerische Lösung mit einem Computerprogramm
    2. Vereinfachungen durch begründete Annahmen, sodass sie analytisch gelöst werden kann

    Wir wählen hier die zweite Möglichkeit. Wir vereinfachen die Differentialgleichung, indem wir annehmen, dass die Dichte der Luft konstant auf dem Wert bei mittlerer Höhe von $\rho(h) \approx \rho_{avg} = 1.06\,\mathrm{kg/m^3}$ liegt. Diese Annahme ist gut begründet, da die Dichte exponentiell mit der Höhe abnimmt und keine grossen Höhen erreicht werden.

    Einsetzen von $\rho(y) = \rho_{avg}$ in (5) liefert:

    $$\ddot{y} = g - \frac{1}{2 m} \rho_{avg} C_W A \dot{y}^2 \qquad (6)$$

    Da wir nun die Variable $y$ verloren haben, können wir eine Substitution machen. Wir definieren $v = \dot{y}$ und erhalten aus (6):

    $$\dot{v} = g - \frac{1}{2 m} \rho_{avg} C_W A v^2 \qquad (7)$$

    Teilen beider Seiten von (7) durch $g - \frac{1}{2 m} \rho_{avg} C_W A v^2$ und integrieren nach nach dem Separationsansatz liefert:

    $$\int_{0}^{v(t)} \frac{1}{g - \frac{1}{2 m} \rho_{avg} C_W A v^2} \mathrm{d}v = \int_{0}^{t} 1 \mathrm{d}t' \qquad (8)$$

    Die rechte Seite von (8) ist einfach und liefert:

    $$\int_{0}^{t} 1 \mathrm{d}t' = t \qquad (9)$$

    Auf der linken Seite erkennen wir, dass wir durch die Substitution $u = \sqrt{\frac{A C_W \rho_{avg}}{2 m g}} v$ und $\mathrm{d}u = \sqrt{\frac{A C_W \rho_{avg}}{2 m g}} \mathrm{d}v$ vereinfachen können:

    $$\int \frac{1}{g - \frac{1}{2 m} \rho_{avg} C_W A v^2} \mathrm{d}v = \int \sqrt{\frac{2 m g}{A C_W \rho_{avg}}} \frac{1}{g - g u^2} \mathrm{d}u = \sqrt{\frac{2 m}{A C_W \rho_{avg} g}} \int \frac{1}{1-u^2} \mathrm{d}u \qquad (10)$$

    Womit wir ein Integral erhalten, welches sich durch Partialbruchzerlegung lösen lässt:

    $$\int \frac{1}{1-u^2} \mathrm{d}u = \int \frac{1}{1-u} \frac{1}{1+u} \mathrm{d}u = \int \left(\frac{1}{2(1+u)} - \frac{1}{2(1-u)}\right) \mathrm{d}u \qquad (11)$$

    Durch das bekannte Integral $\int \frac{1}{x} \mathrm{d}x = \ln(x) + C$ und die Logarithmus-Regel $\ln(a)-\ln(b) = \ln(a/b)$ erhalten wir:

    $$\int \frac{1}{1-u^2} \mathrm{d}u = \frac{1}{2} \ln \left| \frac{1+u}{1-u} \right| + C \qquad (12)$$

    Durch Rücksubstitution und einsetzen von (12) in (10) erhalten wir die Stammfunktion:

    $$\int \frac{1}{g - \frac{1}{2 m} \rho_{avg} C_W A v^2} \mathrm{d}v = \sqrt{\frac{2 m}{A C_W \rho_{avg} g}} \frac{1}{2} \ln \left| \frac{1+\sqrt{\frac{A C_W \rho_{avg}}{2 m g}} v}{1-\sqrt{\frac{A C_W \rho_{avg}}{2 m g}} v} \right| + C \qquad (13)$$

    Damit der Ausdruck kompakt bleibt, führen wir neue Konstanten ein: $A_0 = \sqrt{\frac{2 m}{A C_W \rho_{avg} g}}$ und $B_0 = \sqrt{\frac{A C_W \rho_{avg}}{2 m g}}.$ Damit können wir die Lösung schreiben als:

    $$\int \frac{1}{g - \frac{1}{2 m} \rho_{avg} C_W A v^2} \mathrm{d}v = A_0 \frac{1}{2} \ln \left| \frac{1+B_0 v}{1-B_0 v} \right| + C \qquad (13')$$

    Die Bedingung (8) mit der Anfangsbedingung $v_0 = 0$ und $\ln(1) = 0$ und dem Resultat aus (9) liefert mit (13'):

    $$t = A_0 \frac{1}{2} \ln \left| \frac{1+B_0 v}{1-B_0 v} \right| \qquad (14)$$

    Auflösen von (14) nach $v(t)$ liefert:

    $$v(t) = \frac{1}{B_0} \frac{e^{\frac{2}{A_0} t} - 1}{e^{\frac{2}{A_0} t} + 1} \qquad (15)$$

    Nun können wir eine weitere Substitution der Variablennamen machen und dabei bereits etwas interpretation reinbringen: $v_{\infty} = \lim_{t \to \infty} v(t) = \frac{1}{B_0}$ ist die Geschwindigkeit, die der Fallschirmspringer erreichen würde, wenn er unendlich lange fallen würde. Weiter ist $\tau = \frac{A_0}{2}$ die Zeitkonstante, die angibt, wie schnell die Geschwindigkeit gegen $v_{\infty}$ konvergiert. Damit können wir (15) schreiben als:

    $$v(t) = v_{\infty} \frac{e^{\frac{t}{\tau}} - 1}{e^{\frac{t}{\tau}} + 1} \qquad (16)$$

    Nun können wir jedoch nicht einfach annehmen, dass die maximale Geschwindigkeit erreicht wird, sondern müssen zuerst die Fallzeit bestimmen. Dies können wir durch Integration der Geschwindigkeit und gleichsetzen mit der Fallhöhe $h_0$ erreichen:

    $$\int_{0}^{t_{end}} v(t') \mathrm{d}t' = h_0 \qquad (17)$$

    Einsetzen von (16) in (17) liefert:

    $$v_{\infty} \int_{0}^{t_{end}} \frac{e^{\frac{t'}{\tau}} - 1}{e^{\frac{t'}{\tau}} + 1} \mathrm{d}t' = h_0 \qquad (18)$$

    Durch die Substitution $u = e^{\frac{t'}{\tau}}$ und $\mathrm{d}u = \frac{1}{\tau} e^{\frac{t'}{\tau}} \mathrm{d}t'$ erhalten wir:

    $$v_{\infty} \int_{1}^{e^{\frac{t_{end}}{\tau}}} \frac{u - 1}{u + 1} \frac{\tau}{u} \mathrm{d}u = h_0 \qquad (19)$$

    Durch die Partialbruchzerlegung $\frac{u - 1}{u + 1} = 1 - \frac{2}{u + 1}$ und $\int \frac{1}{u} \mathrm{d}u = \ln(u) + C$ erhalten wir:

    $$v_{\infty} \left( \tau \left( \ln(u) - 2 \ln(u + 1) \right) \right) \bigg|_{1}^{e^{\frac{t_{end}}{\tau}}} = h_0 \qquad (20)$$

    Einsetzen der Randwerte ergibt:

    $$v_{\infty} \left( \tau \left( \ln(e^{\frac{t_{end}}{\tau}}) - 2 \ln(e^{\frac{t_{end}}{\tau}} + 1) - \ln(1) + 2 \ln(1 + 1) \right) \right) = h_0 \qquad (21)$$

    Was wir nach $t_{end}$ auflösen können:

    $$t_{end} = \tau \ln \left( \frac{h_0}{v_{\infty} \tau} + 1 \right) \qquad (22)$$

    Einsetzen von (22) in (16) liefert:

    $$v(t_{end}) = v_{\infty} \frac{e^{\frac{t_{end}}{\tau}} - 1}{e^{\frac{t_{end}}{\tau}} + 1} = v_{\infty} \frac{\frac{h_0}{v_{\infty} \tau} + 1 - 1}{\frac{h_0}{v_{\infty} \tau} + 1 + 1} = v_{\infty} \frac{\frac{h_0}{v_{\infty} \tau}}{\frac{h_0}{v_{\infty} \tau} + 2} = v_{\infty} \frac{h_0}{h_0 + 2 v_{\infty} \tau} \qquad (23)$$

  5. Ausrechnen des numerischen Resultates:

    Setzten wir die gegebenen Werte $\rho_{avg} \approx 1.06\, \mathrm{kg/m^3}$, $h_0 = 2000\, \mathrm{m}$, $g = 9.81\, \mathrm{m/s^2}$, $A = 1\, \mathrm{m^2}$, $C_W = 1.4$ und $m = 100\, \mathrm{kg}$ ein, so erhalten wir:

    $$v(t_{end}) \approx 34\, \mathrm{m/s} \approx 123\, \mathrm{km/h}$$

  6. Logische Interpretation des Resultates:

    Wir erkennen, dass die Einheiten des Resultates wie erwartet zu einer Geschwindigkeit passen. Auch der numerische Wert ist sinnvoll, da er in der Grössenordnung der Geschwindigkeit eines Falles mit Luftwiderstand liegt.

Note: Macht euch keine Sorgen, die Aufgabe war klar über dem Niveau, das im ersten Jahr erwartet wird. Sie war nur dazu da, um zu zeigen, dass einigermassen realistisch formulierte Probleme sehr schnell kompliziert werden können und daher ein strukturierter Lösungsweg wichtig ist. Sonst geht die Übersicht schnell verloren und es dauert viel länger die Aufgabe zu lösen.

Woche 2 - Kräftegleichgewichte - El und Mag

Recap Vorlesung

Nomenklatur Atomkerne

Wir haben gelernt, dass Atome doch nicht 'atomar' sind, sondern aus weiteren Elementarteilchen aufgebaut sind: Protonen, Elektronen und Neutronen. Das Periodensystem gibt uns für jedes Element eine Ordnungszahl $Z$ (Nummer oben links), die gerade der Anzahl Protonen im Atomkern entspricht. Jedoch kann ein Element eine Unterschiedliche Anzahl an Neutronen aufweisen. Deswegen wird ein Atomkern erst mit der Massenzahl $A$, die sich aus der Summe der Anzahl Protonen und Anzahl Neutronen ergibt eindeutig beschrieben. Die Bezeichnung lautet dann $_Z^A X$, wobei $X$ das Symbol des Atoms bezeichnet. Beispiele sind: $_8^{16} \mathrm{O}, _7^{14} \mathrm{N}, _6^{12} \mathrm{c}, _6^{13} \mathrm{C}.$

'Neue Einheiten'

Um nicht mit super kleinen Zahlen rechnen zu müssen, definieren wir neue Einheiten:

  • Atomare Masseneinheit: $1\, \mathrm{u} = \frac{1}{12} m_{^{12}_6 \mathrm{C}}$, _amu im TR
  • Elektronenvolt: $1\, \mathrm{eV} = |q_e| 1\, \mathrm{V}$ entspricht der benötigten Energie um ein Elektron durch $1\, \mathrm{V}$ zu beschleunigen.

Beispiele von Aufgaben

Schwebendes Wasser

Wir betrachten einen kugelförmigen Wassertropfen mit einem Radius von $5.0\, \mathrm{mm}$ und einer Ladung von $10\, \mathrm{\mu C}.$ Berechne das elektrische Feld, welches benötigt wird, damit der Tropfen in der Erdatmosphäre schwebt. Die Dichte von Wasser betrage $1000\, \mathrm{kg/m^3}.$

Beschleunigung im Plattenkondensator

Bestimme die kinetische Energie eines Natrium-Ions, welches in einem Plattenkondensator mit einer Spannung von $100\, \mathrm{V}$ über eine Strecke von $5\, \mathrm{cm}$ beschleunigt wird. Das elektrische Feld im Plattenkondensator ist konstant und beträgt $E = \frac{U}{d}.$

Massenspektrometer

Wir betrachten einen Massenspektrometer, wie in der untenstehenden Skizze illustriert. Ein Teilchen, welches zuvor auf $150\, \mathrm{m/s}$ beschleunigt wurde, trägt die Ladung $10\, \mathrm{nC}$ und wird durch ein Magnetfeld $B = 0.5\, \mathrm{T}$ (orthogonal zur Geschwindigkeit) abgelenkt und trifft auf einen Detektor, der $2\, \mathrm{m}$ weit weg platziert wurde. Bestimme die Masse des Teilchens.

Skizze

Regression

Wir betrachten die Anzahl studierenden an der ETH über die letzten paar Jahre und wollen herausfinden, ob wir die Zahl für die Zukunft vorhersagen können. Dazu haben wir folgende Daten (Quelle):

Jahr Anzahl Studierende
2016 18780
2017 19512
2018 20282
2019 21100
2020 22461
2021 23401
2022 23963

Überlege, welchen Zusammenhang du zwischen den beiden Grössen vermutest und normalisiere die Daten, so dass du eine lineare Regression durchführen kannst. Bestimme die Steigung und den y-Achsenabschnitt der Regressionsgeraden und gib die Gleichung der Geraden an. Berechne dann die Anzahl Studierende für das Jahr 2023 und wir werden Ende Semester sehen, wer die beste Vorhersagung getroffen hat.

Lösungen

Lösung schwebendes Wasser

Zuerst berechnen wir die auf den Wassertropfen wirkende Gravitationskraft:

$$F_G = m g = \frac{4}{3} \pi r^3 \rho g$$

Nun können wir die benötigte elektrische Kraft berechnen:

$$F_E = q E = 10\, \mathrm{nC} \cdot E$$

Damit der Tropfen schwebt, muss die elektrische Kraft gleich gross sein wie die Gravitationskraft:

$$F_E = F_G \Rightarrow q E = \frac{4}{3} \pi r^3 \rho g \Rightarrow E = \frac{4}{3} \pi r^3 \rho g / q = 513.47... \, \mathrm{N/C} \approx 510\, \mathrm{V/m}$$

Kommentar zur Einheit: Da per Def. $\mathrm{V} = \mathrm{J/C}$ folgt die letzte Umformung.

Lösung Beschleunigung im Plattenkondensator

$\Delta E = q U = 1.602176634 \cdot 10^{-19}\, \mathrm{C} \cdot 100\, \mathrm{V} = 1.602176634 \cdot 10^{-17}\, \mathrm{J}$

Lösung Massenspektrometer

Es wirken hier zwei Kräfte: Die Lorentzkraft $F_L = q v B$ und die Zentripetalkraft $F_Z = \frac{m v^2}{r}.$ Da die Zentripetalkraft die Lorentzkraft ausgleichen muss, gilt:

$$F_L = F_Z \Rightarrow q v B = \frac{m v^2}{r} \Rightarrow m = \frac{q v B r}{v^2} = \frac{q B r}{v} = \frac{10\, \mathrm{nC} \cdot 0.5\, \mathrm{T} \cdot 1\, \mathrm{m}}{150\, \mathrm{m/s}} \approx 3.33\cdot 10^{-11} \, \mathrm{kg}$$

Lösung Regression

Die Beschreibung hier bezieht sich auf die untenstehende Tabelle. Wir ergänzen die Tabelle erst einmal mit einer Spalte für die Differenz zum letzten Jahr.

Jahr Anzahl Studierende Differenz
2016 18780 -
2017 19512 732
2018 20282 770
2019 21100 818
2020 22461 1361
2021 23401 940
2022 23963 562

Die Differenz zeigt, dass eine Zunahme stattfindet und dann wieder eine Abnahme -> parabolischer Funktionsgraph ($f(x) = a x^2 + b x + c$). Setzten wir den Nullpunkt beim maximalen Wert vom Jahr 2020, so erhalten wir 'gratis' den Parameter $c = 1361$, welchen wir gleich abziehen und die Differenz davon betrachten. Nun suchen wir also eine Funktion $g(x) = a x^2 + b x.$ Diese können wir durch $x$ dividieren und erhalten so unseren Ansatz für eine lineare Regression mit den Daten in den zwei letzten Spalten der untenstehenden Tabelle:

Jahr Anzahl Studierende Differenz Differenz zu 1361 Normierte Jahreszahl Differenz durch Jahreszahl
2017 19512 732 -629 -3 210
2018 20282 770 -591 -2 296
2019 21100 818 -543 -1 543
2021 23401 940 -421 1 -421
2022 23963 562 -799 2 -400

Nun können wir die lineare Regression durchführen und erhalten die Gleichung $g(x) = -165 x - 54.$ Machen wir die vorherigen Schritte rückwärts, so ergibt sich für die Differenz $f(x) = -165 x^2 - 54 x + 1361.$ Für das Jahr 2023 erhalten wir also $f(3) = 1361 - 165 \cdot 3^2 - 54 \cdot 3 = 1361 - 1485 - 162 = - 286$, womit wir eine Zunahme von $562 - 286 = 276$ Studierenden haben. Also erwarten wir nach dieser Vorhersage $23963 + 276 = 24239$ Studierende im Jahr 2023. Mal schauen wie gut das hinkommt xD.

Woche 3 - Drehimpuls - Klassisch und QM

Recap Vorlesung

Kurzes Beispiel Einheiten

Wieso ist es wichtig die Einheiten in einer Rechnung zu beachten? Folgendes Beispiel soll zeigen, wo es euch quasi die Lösung gibt. Wir möchten die Periode $T$ (=Schwingungsdauer) eines Federpendels bestimmen. Dabei wissen wir, dass diese von der Gravitationsbeschleunigung $g$, der Länge $l$ und der Masse $m$ des Pendels abhängen kann. Betrachten wir die Einheiten dieser Grössen, so erkennen wir: $[g] = \mathrm{m/s^2}$, $[l] = \mathrm{m}$ und $[m] = \mathrm{kg}$, sowie die gesuchte Grösse $[T] = \mathrm{s}$. Wir können nun versuchen eine Formel zu finden, die diese Grössen kombiniert und die richtige Einheit hat. Damit erkennen wir direkt $T \propto \sqrt{g l / m},$ womit wir das Problem gelöst haben.

Drehimpuls

Der Drehimpuls eines Objektes mit Impuls $\vec p$ und Ortsvektor $\vec r$ bezüglich einem Bezugspunkt (meist Koordinatenursprung $(0,0,0)$), ist definiert als $\vec L = \vec r \times \vec p.$ In den meisten Fällen betrachten wir ein einfaches System zweier Punktmassen wobei $\vec p$ und $\vec r$ orthogonal (rechtwinklig/senkrecht) zueinander stehen. Dann vereinfacht sich die Formel zu $L = r p$ (mit jeweils dem Betrag der Grössen).

Der Drehimpuls ist eine Erhaltungsgrösse. Das heisst, solange kein Drehmoment wirkt, bleibt der Drehimpuls konstant: Wenn sich ein Objekt dreht, dreht es sich immer gleich schnell weiter. Das ist auch der Grund, weshalb ein Kreisel aufrecht stehen kann oder ein Fahrrad sich von alleine aufrichtet.

Spin

Mit Spin wird der intrinsische Drehimpuls eines Teilchens bezeichnet. Er ist eine Eigenschaft des Teilchens und kann nicht verändert werden. Er ist ein quantenmechanisches Phänomen und kann nur durch die Quantenmechanik erklärt werden. Für euch reicht die Erklärung für den Spin eines Elektrons: "Electron spin in short: Imagine a ball that’s rotating, except it’s not a ball and it’s not rotating".

Aufgaben

Coulomb vs. Gravitationskraft

Wir betrachten ein System aus zwei gleichen Objekten der Masse $m$ und Ladung $q$, die sich in Distanz $r$ voneinander entfernt befinden. Berechne den Koeffizienten $m/q$, bei dem die Coulomb-kraft und die Gravitationskraft gleich gross sind. Ist dieser vom Abstand $r$ abhängig? Die Gravitationskonstante beträgt $G = 6.674 \cdot 10^{-11}\, \mathrm{m^3\,kg^{-1}\,s^{-2}}$ und die elektrische Feldkonstante $\varepsilon_0 = 8.854 \cdot 10^{-12}\, \mathrm{m^{-3}\,kg^{-1}\,s^4\,A^2}.$

Drehimpuls Quantenzahlen (Prüfung HS13)

Die natürlich vorkommenden Isotope von Magnesium sind $^{24} \mathrm{Mg}$, $^{25} \mathrm{Mg}$ und $^{26} \mathrm{Mg}.$ Erstelle eine Tabelle mit den Neutronen-, Protonen- und Elektronenzahlen der Isotope und gebe jeweils an, ob die Kernspindrehimpulsquantenzahl null, ganzzahlig oder halbganzzahlig ist.

Neon-Kombo (Prüfung FS20)

Basierend auf der nachfolgenden Tabelle, berechne die natürliche Häufigkeit aller möglichen Isotopomere des Neon-Dimers $\mathrm{Ne}_2$ (z.B. $^{20}\mathrm{Ne}-^{20}\mathrm{Ne}$).

Massen und Häufigkeiten der drei stabilen Isotope von Neon.
Isotop Masse (u) natürliche Häufigkeit
$^{20} \mathrm{Ne}$ 19.99244 90.48%
$^{21} \mathrm{Ne}$ 20.99384 0.27%
$^{22} \mathrm{Ne}$ 21.99138 9.25%

Magnetische Drehimpulsquantenzahl (Prüfung FS20)

$^{21}\mathrm{Ne}$ hat die Kernspindrehimpulsquantenzahl $I = 3/2.$ Gib alle möglichen Werte der magnetischen Kernspindrehimpulsquantenzahl $m_I$ an.

Kanonen-betriebenes Pendel (!SCHWIERIG!)

Wir betrachten eine Kanone, die eine Metallkugel der Masse $m = 10\, \mathrm{kg}$ mit einer Geschwindigkeit von $v = 100\, \mathrm{m/s^2}$ auf einen ruhenden Holzblock abfeuert, so dass die Kugel im Holzblock stecken bleibt. Der Holzblock ist an einer (angenommen Massenlosen) Schnur an der Decke aufgehängt (im Gravitationsfeld der Erde, $g = 9.81\, \mathrm{m/s}$) und schwingt nach dem Einschlag der Kugel mit einer Amplitude von $A = 0.1\, \mathrm{m} (vertikal).$ Berechne die Masse $M$ des Holzblockes.

Für die ganz motivierten: Angenommen das Pendel was ursprünglich $r = 1 \, \mathrm{m}$ lang und wurde nun auf $r' = 0.2\, \mathrm{m}$ gekürzt. Wie viel Energie musste dafür aufgewendet werden? Wie gross ist die Amplitude des Pendels jetzt?

Lösungen

Lösung Coulomb vs. Gravitationskraft

Die Gravitationskraft ist gegeben durch

$$F_G(r) = G \frac{m^2}{r^2}$$

und die Coulomb-kraft durch

$$F_{C}(r) = \frac{1}{4 \pi \varepsilon_0} \frac{q^2}{r^2}$$

Setzen wir diese gleich, erhalten wir

$$G \frac{m^2}{r^2} = \frac{1}{4 \pi \varepsilon_0} \frac{q^2}{r^2}$$

und nach $m/q$ aufgelöst

$$\frac{m}{q} = \sqrt{\frac{1}{4 \pi \varepsilon_0 G}} \approx 1.16 \cdot 10^{10} \, \mathrm{kg/C}$$

Wir sehen, dass das Masse zu Ladungs-Verhältnis riesig sein muss, damit die Gravitationskraft die Coulomb-kraft überwiegt. Die Distanz $r$ spielt keine Rolle, da beide Kräfte in gleicher Weise davon abhängig sind.

Lösung Drehimpuls Quantenzahlen

Die Anzahl Protonen und Elektronen ist für neutrale Teilchen gleich der Ordnungszahl, also hier überall $12.$ Die Anzahl Neutronen ergibt sich aus der Differenz zwischen Massenzahl und Ordnungszahl. Die Kernspindrehimpulsquantenzahl ist null, falls die Anzahl Neutronen und Protonen beide gerade sind, ganzzahlig falls beide ungerade und halbganzzahlig falls nur eine der beiden ungerade ist oder (äquivalente Bedingung) die Massenzahl ungerade ist. Damit ergibt sich die Tabelle:

Isotop # Neutronen # Protonen # Elektronen I
$^{24} \mathrm{Mg}$ 12 12 12 0
$^{25} \mathrm{Mg}$ 13 12 12 halbganzzahlig
$^{26} \mathrm{Mg}$ 14 12 12 0

Lösung Neon-Kombo

Die Häufigkeit eines Isotopomers ergibt sich aus dem Produkt der Häufigkeiten der beiden Isotope. Achtung: Bei Isotopomeren zweier verschiedenen Isotopen muss das Produkt noch verdoppelt werden, da die Reihenfolge keine Rolle spielt. Damit ergibt sich die Tabelle:

Häufigkeiten der Isotopomere von $\mathrm{Ne}_2.$
Isotopomer Häufigkeit
$^{20} \mathrm{Ne}-^{20} \mathrm{Ne}$ 0.8187
$^{20} \mathrm{Ne}-^{21} \mathrm{Ne}$ 0.0049
$^{20} \mathrm{Ne}-^{22} \mathrm{Ne}$ 0.1674
$^{21} \mathrm{Ne}-^{21} \mathrm{Ne}$ $7.3\cdot 10^{-6}$
$^{21} \mathrm{Ne}-^{22} \mathrm{Ne}$ 0.0005
$^{22} \mathrm{Ne}-^{22} \mathrm{Ne}$ 0.0086

Lösung Magnetische Drehimpulsquantenzahl

Die möglichen Werte sind $m_I = -I, -I + 1, \ldots, I - 1, I.$ Also in diesem Fall $m_I = -3/2, -1/2, 1/2, 3/2.$

Lösung Kanonen-betriebenes Pendel

Die Aufgabe lässt sich sehr schön über Impuls und anschliessender Energieerhaltung lösen.

Der Impuls der Kugel $p = m v$ wird vollständig auf das neue System aus Holzblock und Kugel übertragen, da er erhalten bleibt. Also gilt $p = m v = (M + m) v'$, wobei $v'$ die Geschwindigkeit des Systems nach dem Einschlag ist. Mit der Energieerhaltung der angeregten Schwingung des Systems, die eine Amplitude von $A$ und damit eine Veränderung der potentiellen Energie von $\Delta E_\textrm{pot} = m g A$ hat, erhalten wir:

$$\frac{1}{2} (M + m) v'^2 = (M + m) g A$$

Setzen wir den Impulsausdruck für $v'$ ein, erhalten wir:

$$\frac{1}{2} (M + m) \left(\frac{m v}{M + m}\right)^2 = (M + m) g A$$

Auflösen nach $M$ ergibt:

$$M = \frac{m v}{\sqrt{2 g A}} - m \approx 704\, \mathrm{kg}$$

Dies ist etwa ein sinnvolles Gewicht, wenn man betrachtet, dass die Kugel mit $100\, \mathrm{m/s} = 360\, \mathrm{km/h}$ auf den Holzblock trifft.

Für die ganz motivierten: Hier geht es darum die Drehimpulserhaltung anzuwenden. In der Gleichgewichtsposition hat das Pendel den Drehimpuls.

$$L = (M + m) r v'$$

Wenn nun die Schnur verkürzt wird, muss das Pendel schneller rotieren, damit der Drehimpuls erhalten bleibt. Es muss also

$$(M + m) r v' = (M + m) r' v''$$

gelten, womit nach $v''$ aufgelöst

$$v'' = \frac{r}{r'} v'$$

folgt. Die dafür aufzuwendende Energie ist gegeben durch die Differenz der kinetischen Energien in Gleichgewichtslage

$$\Delta E_\textrm{kin} = \frac{1}{2} (M + m) v''^2 - \frac{1}{2} (M + m) v'^2 = \frac{1}{2} (M + m) v'^2 \left(\frac{r^2}{r'^2} - 1\right) \approx 2.8\, \mathrm{kJ}$$

Betrachten wir noch einmal die Energieerhaltung mit potentieller Energie

$$E_\textrm{pot,max} = m g A' = E_\textrm{kin,max} = \frac{1}{2} (M + m) v''^2$$

ergibt sich die neue Amplitude des Pendels durch

$$A' = \frac{E_\textrm{kin,max}}{m g} \approx 36.7\, \mathrm{m}$$

Diese Zahl ist nun aber mehr als doppelt so gross wie die Länge des Pendels! Es wird also eine Kreisbewegung in eine Richtung, die oben etwas langsamer ist als unten geben und die 'echte Amplitude' ist nur $A = 2 \cdot r' = 0.4\, \mathrm{m}.$

Woche 4 - Massendefekt & Radioaktive Zerfälle

Massendefekt

Wenn ein Atomkern aus seinen Elementarteilchen gebildet wird, geht dabei Masse verloren (rechne mal nach!). Dies ist eine gute Demonstration der Formel für die durch Massenverlust freigesetzte Energie: $\Delta E = \Delta m c^2.$ Genau dies wird auch bei Kernkraftwerken ausgenutzt; mehr dazu in den Übungen.

Radioaktive Zerfälle

Wird bei einem physikalischen oder chemischen Prozess Energie frei, so bezeichnet man ihn als spontan, respektive die Ausgangsstoffe als instabil. Der Massendefekt zeigt uns, dass einige Atomkerne instabil sind und unter freisetzung von Energie zerfallen. Die wichtigsten Zerfallsarten sind:

  • $\alpha$-Zerfall: Ein Heliumkern $(\mathrm{^{4}He^{2+}})$ wird aus dem Atomkern ausgestossen.
  • $\beta^-$-Zerfall: Ein Neutron zerfällt zu einem Proton $(\mathrm{p}^+)$, einem Elektron $(\mathrm{e}^-)$ und einem Antineutrino $(\bar{\nu}_e)$
  • $\beta^+$-Zerfall: Ein Proton zerfällt zu einem Neutron $(\mathrm{n}^0)$, einem Positron $(\mathrm{e}^+)$ und einem Neutrino $(\nu_e)$

Vergesst nicht die Ladung beim aufschreiben der Reaktionsgleichung (z.B. beim $\alpha$-Zerfall ist der entstehende Kern zweifach negativ geladen)! Die weiteren Zerfälle sind für uns nicht relevant.

Voraussage Zerfallsart

Die Zerfallsart kann (mühsam) in einer Nuklidkarte nachgeschlagen werden, aber auch (keine Garantie auf Richtigkeit!) schnell vorausgesagt werden: Nimm ein Periodensystem zur Hand und schau die drei möglichen Produkte an. Das Produkt, bei dem die Masse am nächsten bei der im Periodensystem angegebenen Masse liegt, ist meistens das richtige.

Kinetik radioaktiver Zerfälle

Atomkerne zerfallen mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit. Damit können wir erkennen, dass die Abnahmerate proportional zur Anzahl Atomkerne sein muss und erhalten die Differentialgleichung:

$$\dd{N(t)}{t} = -k N(t)$$

Die Lösung dieser Differentialgleichung ist:

$$N(t) = N_0 e^{-kt}$$

Wobei $k$ die Zerfallskonstante bezeichnet. Oft wird die Zerfallsrate auch in Form der Halbwertszeit angegeben, die Zeit in der die Hälfte der Kerne zerfallen ist. Setzten wir dies in unser Zeitgesetz ein, erhalten wir:

$$\frac{N_0}{2} = N_0 e^{-kt_{1/2}} \Rightarrow t_{1/2} = \frac{\ln 2}{k}$$

Oder wenn wir die Zerfallskonstante erhalten möchten:

$$k = \frac{\ln 2}{t_{1/2}}$$

Aktivität

Die Aktivität $A$ ist definiert als die Anzahl Zerfälle pro Sekunde. Wir können sie also einfach aus der Ableitung der Anzahl Atomkerne nach der Zeit berechnen (wird den Studenten überlassen). Die gebräuchliche Einheit der Aktivität ist das Becquerel ($\mathrm{Bq}$ = $\mathrm{s}^{-1}$, Anzahl Zerfälle pro Sekunde).

Beispiele von Aufgaben

Massendefekt (Prüfung HS21)

Die Masse von $\mathrm{^{240}Pu}$ beträgt $240.0538135\, \mathrm{u}.$ Berechne den Massendefekt in Joule bei der Bildung von $_{94}^{240} \mathrm{Pu}$ aus Protonen, Neutronen und Elektronen.

Voraussage radioaktive Zerfälle

Die folgenden radioaktiven Kerne zerfallen zu mehr oder weniger stabilen Kernen. Gib jeweils die Zerfallsart und eine vollständige Zerfallsgleichung an.

  1. $\mathrm{^{14}C}$
  2. $\mathrm{^{190}Ir}$
  3. $\mathrm{^{211}Po}$
  4. $\mathrm{^{40}K}$
  5. $\mathrm{^{195}Hg}$

Radioaktivität in der Medizin

In der Medizin werden radioaktive Isotope für verschiedene Zwecke eingesetzt. Ein Beispiel ist die Positronen-Emissions-Tomographie (PET), bei der radioaktive Isotope in den Körper gespritzt werden, die sich in bestimmten Organen anreichern [^1]. Die Strahlung, die von den Isotopen ausgesendet wird, kann dann von aussen gemessen werden und gibt Aufschluss über die Verteilung des Isotops im Körper. Ein Beispiel für ein solches Isotop ist $\mathrm{^{18}F},$ das durch $\beta^+$-Zerfall in $\mathrm{^{18}O}$ zerfällt. Die Halbwertszeit von $\mathrm{^{18}F}$ beträgt $109.8\, \mathrm{min}.$

a) Gib die Reaktionsgleichung für den Zerfall von $\mathrm{^{18}F}$ an.

b) Berechne die Zerfallskonstante $k$ von $\mathrm{^{18}F}.$

c) Berechne die Aktivität von $1.0\, \mathrm{g}$ $\mathrm{^{18}F}$ nach $5.0\, \mathrm{min}.$

d) Wie viel $\mathrm{^{18}F}$ muss für eine Untersuchung mit einer Aktivität von $1.0\, \mathrm{MBq}$ gespritzt werden, wenn die Untersuchung $5\, \mathrm{min}$ nach der Infusion startet? $(\text{in}\, \mathrm{mg})$

e) Wie viel $\mathrm{^{18}F}$ wird insgesamt benötigt, wenn wir die Aktivität konstant auf $1.0\, \mathrm{MBq}$ halten möchten für eine Untersuchung von $t = 30\, \mathrm{min}$? $(\text{in}\, \mathrm{mg})$

Lösungen

Lösung Massendefekt

Der Massendefekt kann durch die Formel $\Delta m = m - Z m_{\mathrm{p}} - N m_{\mathrm{n}} - Z m_{\mathrm{e}}$ berechnet werden. Dabei ist $m$ die Masse des Atomkerns, $Z$ die Anzahl Protonen, $N$ die Anzahl Neutronen und $m_{\mathrm{p}}, m_{\mathrm{n}}$ und $m_{\mathrm{e}}$ die Massen von Proton, Neutron und Elektron. Der Energieunterschied ergibt sich dann durch $\Delta E = \Delta m c^2.$

$$\Delta m = 240.0538135\, \mathrm{u} - 94 \cdot 1.00727647\, \mathrm{u} - 146 \cdot 1.00866492\, \mathrm{u} - 94 \cdot 0.00054858\, \mathrm{u} \approx -1.9466\, \mathrm{u}$$

$$\Delta E = m c^2 \approx -2.905 \cdot 10^{-10} \, \mathrm{J}$$

Das negative Vorzeichen bedeutet, dass Energie frei wird. Es spielt aber keine Rolle, wenn es nicht vorhanden ist, solange euch klar ist, dass Energie frei wird.

Lösung Voraussage radioaktive Zerfälle

  1. $\mathrm{^{14}C}$

$$\mathrm{\beta^--Zerfall}: \quad \mathrm{^{14}C} \rightarrow \mathrm{^{14}N^+} + \mathrm{e}^- + \bar{\nu}_e$$

  1. $\mathrm{^{190}Ir}$

$$\mathrm{\beta^+-Zerfall}: \quad \mathrm{^{190}Ir} \rightarrow \mathrm{^{190}Os^-} + \mathrm{e}^+ + \nu_e$$

  1. $\mathrm{^{211}Po}$

    $$\mathrm{\alpha-Zerfall}: \quad \mathrm{^{211}Po} \rightarrow \mathrm{^{207}Pb^{2-}} + \mathrm{^{4}He^{2+}}$$

  2. $\mathrm{^{40}K}$

    $$\mathrm{\beta^--Zerfall}: \quad \mathrm{^{40}K} \rightarrow \mathrm{^{40}Ca^+} + \mathrm{e}^- + \bar{\nu}_e$$

  3. $\mathrm{^{195}Hg}$

    $$\mathrm{\beta^+-Zerfall}: \quad \mathrm{^{195}Hg} \rightarrow \mathrm{^{195}Au^-} + \mathrm{e}^+ + \nu_e$$

Lösung Radioaktivität in der Medizin

a) $\mathrm{^{18}F} \rightarrow \mathrm{^{18}O} + \mathrm{e}^+ + \nu_e$

b) $k = \frac{\ln 2}{t_{1/2}} = \frac{\ln 2}{109.8\, \mathrm{min}} \approx 1.052 \cdot 10^{-4}\, \mathrm{s^{-1}}$

c) Zuerst berechnen wir die Anzahl Atomkerne $N_0$ in $1.0\, \mathrm{mg}$ $\mathrm{^{18}F}.$

$$N_0 = \frac{1.0\, \mathrm{g}}{18.0\, \mathrm{g/mol}} \cdot {6.022 \cdot 10^{23}}\mathrm{mol^{-1}} \approx 3.3 \cdot 10^{22}$$

Die Anzahl radioaktiver Kerne nimmt exponentiell ab mit der Zeit. Dies kann durch die Formel $N(t) = N_0 e^{-kt}$ beschrieben werden. Die Aktivität ist definiert als die Anzahl Zerfälle pro Sekunde. Somit ergibt sich:

$$A(t) = -\dd{N(t)}{t} = -\dd{N_0 e^{-kt}}{t} = k N_0 e^{-kt}$$

Und nach einsetzen der gegebenen Werte:

$$A(5\, \mathrm{min}) \approx 3.41 \cdot 10^{18} \, \mathrm{Bq}$$

d) Da die Aktivität proportional zur ursprünglichen Anzahl radioaktiver Kerne ist, können wir einfach unser Ergebnis aus c) benutzen und erhalten:

$$m_{\mathrm{^{18}F}} = \frac{1.0\, \mathrm{MBq}}{3.41 \cdot 10^{18} \, \mathrm{Bq}} \cdot 1.0\, \mathrm{mg} \approx 2.93 \cdot 10^{-13}\, \mathrm{mg}$$

e) Damit die Aktivität konstant bleibt, muss jederzeit gerade so viel $\mathrm{^{18}F}$ gespritzt werden, wie verbraucht wird. Die Definition der Aktivität gibt uns an, wie viele Zerfälle pro Sekunde stattfinden. Wir können diese Zahl also einfach mit der Dauer der Untersuchung multiplizieren, um das durch den Zerfall verbrauchte $\mathrm{^{18}F}$ zu erhalten. Dazu kommt noch der Verbrauch aus c). Insgesamt ergibt sich:

$$m_{\mathrm{^{18}F, cst.}} = t A + m_{\mathrm{^{18}F}} \approx 30\, \mathrm{min} 1.0\, \mathrm{MBq} 18.0\, \mathrm{u} + 2.93 \cdot 10^{-13}\, \mathrm{mg} \approx 5.41 \cdot 10^{-17} \, \mathrm{kg}$$

Quellen

[^1] Positronen Emission Tomographie

Woche 5 - Radioaktive Zerfälle & Zerfallsketten

Theorie

Zerfallsarten und Zerfallsgleichungen

$\alpha$-Zerfall

Bei einem $\alpha$-Zerfall wird ein Heliumkern ($\mathrm{^{4}He}$) aus dem Kern eines Atoms ausgestossen. Dabei wird die Massenzahl um $4$ und die Ordnungszahl um $2$ verringert. Bsp. für einen $\alpha$-Zerfall:

$$ _{88}^{224}{\rm{Ra}} \rightarrow _{86}^{220}{\rm{Rn}^{2-}} + _2^4{\rm{He}^{2+}} $$

Credit: Leifiphysik

$\beta^-$-Zerfall

Beim $\beta^-$-Zerfall wird ein Elektron aus dem Kern eines Atoms ausgestossen. Dabei wird die Ordnungszahl um $1$ erhöht. Bsp. für einen $\beta^-$-Zerfall:

$$ _{82}^{214}{\rm{Pb}} \rightarrow _{83}^{214}{\rm{Bi}^+} + {\rm{e}^-} + \bar {\rm{\nu_e}} $$

Credit: Leifiphysik

$\beta^+$-Zerfall

Beim $\beta^+$-Zerfall wird ein Positron aus dem Kern eines Atoms ausgestossen. Dabei wird die Ordnungszahl um $1$ verringert. Bsp. für einen $\beta^+$-Zerfall:

$$ _{6}^{11}{\rm{C}} \rightarrow _{5}^{11}{\rm{B}^-} + \bar{\rm{e}}^+ + {\rm{\nu_e}} $$

$\gamma$-Zerfall

Beim $\gamma$-Zerfall zerfällt ein Atomkern von einem angeregten Zustand in einen energetisch tieferen Zustand. Die dabei frei gewordene Energie wird in form von elektromagnetischer Strahlung abgegeben. Bsp. für einen $\gamma$-Zerfall:

$$ _{84}^{218}{\rm{Po}}^{\ast} \rightarrow _{84}^{218}{\rm{Po}} + {\rm{\gamma }} $$

Credit: Leifiphysik

Da es sich hier nicht wirklich um einen Zerfall handelt, spricht man häufig auch von einem $\gamma$-Übergang.

Folgen von Zerfallsreaktionen

Oft zerfallen radioaktive Kerne nicht direkt in stabile Kerne, sondern in instabile Zwischenprodukte, welche wiederum zerfallen. Dieser Prozess wird als Zerfallsreihe bezeichnet. Ein Beispiel für eine Zerfallsreihe ist die Zerfallsreihe von Uran (details siehe Skript):

$$ _{92}^{238}{\rm{U}} \rightarrow _{90}^{234}{\rm{Th^{2-}}} + _2^4{\rm{He^{2+}}} $$

$$ _{90}^{234}{\rm{Th}} \rightarrow _{91}^{234}{\rm{Pa^+}} + {\rm{e}}^- + \bar {\rm{\nu_e}} $$

$$ _{91}^{234}{\rm{Pa}} \rightarrow _{92}^{234}{\rm{U^+}} + {\rm{e}}^- + \bar {\rm{\nu_e}} $$

$$ _{92}^{234}{\rm{U}} \rightarrow _{90}^{230}{\rm{Th^{2-}}} + _2^4{\rm{He^{2+}}} $$

und so weiter bis zu einem stabilen Kern.

Kinetik von Folgereaktionen

Die Kinetik von Folgereaktionen kann mit einem System von gekoppelten Differentialgleichungen beschrieben werden. Betrachten wir die allgemeine Reaktion

$$ A \xrightarrow{k_A} B \xrightarrow{k_B} C \xrightarrow{k_C} \dots $$

so können wir die Anzahl der Kerne $A$, $B$, $C$, $\dots$ in Abhängigkeit der Zeit $t$ mit folgendem System von Differentialgleichungen beschreiben:

$$ \frac{{\rm{d}}{N_A}}{{\rm{d}}t} = - k_A N_A $$

$$ \frac{{\rm{d}}{N_B}}{{\rm{d}}t} = k_A N_A - k_B N_B $$

$$ \frac{{\rm{d}}{N_C}}{{\rm{d}}t} = k_B N_B - k_C N_C $$

und so weiter. Dabei ist $k_A$ die Zerfallskonstante von $A$, $k_B$ die Zerfallskonstante von $B$ und so weiter. Stell dir das so vor, dass die Änderung der Anzahl Kerne durch die Differenz der Produktions- und Abbaugeschwindigkeit gegeben ist.

Darstellung der Kinetik

Die Differentialgleichungen müsst ihr nicht lösen können, aber ihr solltet ein Gefühl dafür entwickeln, welchen Einfluss die Grösse der Zerfallskonstanten auf die Kinetik hat. Dazu schauen wir uns eine schöne Demonstration mit Wassergefässen in der ÜS an. Hier ist auch ein Video davon: Die erste Geschwindigkeitskonstante ist gross, die zweite ist klein und die dritte wieder gross. Dadurch leert sich das erste Gefäss schnell, das zweite wird anfangs aufgefüllt, bis es ein Maximum erreicht und nimmt dann (als geschwindigkeitsbestimmender Schritt) wieder ab. Im dritten Gefäss ist das enthaltene Volumen konstant sehr klein, da aufgrund der grossen Zerfallsgeschwindigkeit alles was darin entsteht sofort wieder zerfällt.

Ausserdem könnt ihr mit der Simulation unten ein bisschen spielen:

Aufgaben

Zerfallsreihe von $^{209}\mathrm{Pb}$

$^{209}_{82} \mathrm{Pb}$ zerfällt mit einem $\beta^-$-Zerfall zu einem instabilen Isotop, welches durch $\alpha$-Zerfall zu einem stabilen Kern zerfällt. Die Halbwertszeit von $^{209}\mathrm{Pb}$ beträgt $3.253\, \mathrm{h}$ und die Halbwertszeit des unbekannten Isotope beträgt $2.01 \cdot 10^{19}\, \mathrm{a}.$

a) Gib die (zwei) Reaktionsgleichungen die Zerfallsreihe von $^{209}\mathrm{Pb}$ an.

b) Berechne die Zerfallskonstanten der beiden Zerfälle.

c) Stelle die Differentialgleichungen für die Anzahl der Kerne aller vorkommenden Kerne in Abhängigkeit der Zeit an.

d) Erstelle ein qualitatives Diagramm für die Anzahl der vorkommenden Kerne in Abhängigkeit der Zeit in einem Zeitintervall von $0$ bis $1\, \mathrm{d}$,

e) sowie in einem Zeitintervall von $0$ bis $2 \cdot 10^{19}\, \mathrm{a}$.

f) Aus dem Skript ist eine allgemeine Formel für die Anzahl der Kerne in Abhängigkeit der Zeit für eine Zerfallsreihe gegeben:

$$T(1) \xrightarrow{^{k_1}} T(2) \xrightarrow{^{k_2}} \cdots \xrightarrow{^{k_N}} T(N+1)$$

$$N_{T(i)}(t) = N_{T(1)}(t=0) \prod_{n=1}^{i-1} k_n \sum_{l=1}^i \frac{\exp(-k_l(t))}{\prod_{j=1}^{l-1}(k_j-k_l) \prod_{j=l+1}^i (k_j-k_l)} $$

Verwende diese Formel, um die Anzahl der ersten beiden Kerne in Abhängigkeit der Zeit für die Zerfallsreihe von $^{209}\mathrm{Pb}$ zu berechnen. Überprüfe, ob deine Diagramme aus d) und e) mit dieser Formel übereinstimmen.

g) Zu welchem Zeitpunkt ist die Anzahl der Kerne des instabilen Isotops maximal? Wie gross ist der Anteil des instabilen Isotops zu diesem Zeitpunkt?

Lösungen

Lösung Zerfallsreihe von $^{209}\mathrm{Pb}$

a) Die gesuchten Zerfallsgleichungen lauten:

$$ _{82}^{209} \mathrm{Pb} \rightarrow ^{209}_{83} \mathrm{Bi^+} + e^- + \bar{\nu_e} $$

$$ _{83}^{209} \mathrm{Bi} \rightarrow ^{205}_{81} \mathrm{Tl^{2-}} + \mathrm{He^{2+}} $$

b) Die Zerfallskonstanten erhalten wir über die Formel

$$ k = \frac{\ln(2)}{t_{1/2}} $$

wobei $t_{1/2}$ die Halbwertszeit ist. Für $^{209}\mathrm{Pb}$ erhalten wir

$$ k_{^{209}\mathrm{Pb}} = \frac{\ln(2)}{3.253\, \mathrm{h}} \approx 5.919 \cdot 10^{-5}\, \mathrm{s^{-1}} $$

und für $^{209}\mathrm{Bi}$

$$ K_{^{209}\mathrm{Bi}} = \frac{\ln(2)}{2.01 \cdot 10^{19}\, \mathrm{a}} \approx 1.09 \cdot 10^{-27}\, \mathrm{s^{-1}} $$

c) Die Differentialgleichungen lassen sich aus den Reaktionsgleichungen aus a) finden:

$$ \frac{{\rm{d}}{N_{^{209}\mathrm{Pb}}}}{{\rm{d}}t} = - k_{^{209}\mathrm{Pb}} N_{^{209}\mathrm{Pb}} $$

$$ \frac{{\rm{d}}{N_{^{209}\mathrm{Bi}}}}{{\rm{d}}t} = k_{^{209}\mathrm{Pb}} N_{^{209}\mathrm{Pb}} - k_{^{209}\mathrm{Bi}} N_{^{209}\mathrm{Bi}} $$

$$ \frac{{\rm{d}}{N_{^{205}\mathrm{Tl}}}}{{\rm{d}}t} = k_{^{209}\mathrm{Bi}} N_{^{209}\mathrm{Bi}} $$

d) Innerhalb von einem Tag nimmt die Konzentration von $^{209}\mathrm{Pb}$ exponentiell auf

$$ 2^{-\frac{24 \mathrm{h}}{3.253 \mathrm{h}}} \approx 0.006 \approx 0 $$

ab, während die Konzentration von $^{209}\mathrm{Bi}$ exponentiell auf $\approx 1$ zunimmt. Die exponentielle Abnahme von $^{209}\mathrm{Bi}$ ist aufgrund der viel grösseren Halbwertszeit vernachlässigbar, womit auch vernachlässigbar wenig $^{205}\mathrm{Tl}$ entsteht. Ein qualitatives Diagramm sieht also wie folgt aus:

Zerfallskinetik 209Pb 1 Tag

e) In der viel längeren Zeitskala ist die Halbwertszeit von $^{209}\mathrm{Pb}$ vernachlässigbar (es wird so gut wie alles zerfallen sein). Somit nimmt die Konzentration von $^{209}\mathrm{Bi}$ exponentiell ab, während die Konzentration von $^{205}\mathrm{Tl}$ exponentiell zunimmt. Ein qualitatives Diagramm sieht also wie folgt aus:

Zerfallskinetik 209Pb 10^{19} a

f) Einsetzen in die allgemeine Formel ergibt:

$$N_{^{209}\mathrm{Pb}}(t) = N_{^{209}\mathrm{Pb}}(t=0) \cdot \exp(-k_{^{209}\mathrm{Pb}} t)$$

$$ \begin{aligned} N_{^{209}\mathrm{Bi}}(t) &= N_{^{209}\mathrm{Pb}}(t=0) \cdot k_{^{209}\mathrm{Pb}}\left(\frac{\exp(-k_{^{209}\mathrm{Pb}} t)}{{k_{^{209}\mathrm{Bi}} - k_{^{209}\mathrm{Pb}}}} + \frac{\exp(-k_{^{209}\mathrm{Bi}} t)}{k_{^{209}\mathrm{Pb}} - k_{^{209}\mathrm{Bi}}}\right) \\ &= N_{^{209}\mathrm{Pb}}(t=0) \cdot \frac{k_{^{209}\mathrm{Pb}}}{k_{^{209}\mathrm{Bi}} - k_{^{209}\mathrm{Pb}}}\bigg(\exp(-k_{^{209}\mathrm{Pb}} t) - \exp(-k_{^{209}\mathrm{Bi}} t)\bigg) \end{aligned} $$

Dies stimmt mit den Diagrammen aus d) und e) überein, denn $k_{^{209}\mathrm{Pb}} \ll k_{^{209}\mathrm{Bi}}$.

g) Um die maximale Anzahl Kerne des instabilen Isotops zu bestimmen, müssen wir die Differentialgleichung für $N_{^{209}\mathrm{Bi}}$ nach $t$ ableiten und gleich null setzen:

$$ \begin{aligned} \frac{{\rm{d}}{N_{^{209}\mathrm{Bi}}}}{{\rm{d}}t} &= N_{^{209}\mathrm{Pb}}(t=0) \cdot \frac{k_{^{209}\mathrm{Pb}}}{k_{^{209}\mathrm{Bi}} - k_{^{209}\mathrm{Pb}}} \bigg( -k_{^{209}\mathrm{Pb}} \exp(-k_{^{209}\mathrm{Pb}} t) - -k_{^{209}\mathrm{Bi}} \exp(-k_{^{209}\mathrm{Bi}} t)\bigg) \\ & \propto k_{^{209}\mathrm{Pb}} \exp(-k_{^{209}\mathrm{Pb}} t) - k_{^{209}\mathrm{Bi}} \exp(-k_{^{209}\mathrm{Bi}} t) \end{aligned} $$

Daraus folgt

$$ t = \frac{1}{k_{^{209}\mathrm{Pb}} - k_{^{209}\mathrm{Bi}}} \ln\left(\frac{k_{^{209}\mathrm{Pb}}}{k_{^{209}\mathrm{Bi}}}\right) \approx 8.84 \cdot 10^5\, \mathrm{s} $$

und

$$ N_{^{209}\mathrm{Bi}}(t = 4.00 \cdot 10^{9}\, \mathrm{s}) \approx 1.0 \cdot N_{^{209}\mathrm{Pb}}(t = 0) $$

wie wir auch schon in e) gesehen haben.

Woche 6 - Kernspaltung & Energieproduktion

Theorie

Wir hatten nicht wirklich neue Theorie in der VL, aber ich möchte noch einen wichtigen Teil der Aufgabe von letzter Woche besprechen:

d) Innerhalb von einem Tag nimmt die Konzentration von $^{209}\mathrm{Pb}$ exponentiell auf

$$ 2^{-\frac{24 \mathrm{h}}{3.253 \mathrm{h}}} \approx 0.006 \approx 0 $$

ab, während die Konzentration von $^{209}\mathrm{Bi}$ exponentiell auf $\approx 1$ zunimmt. Die exponentielle Abnahme von $^{209}\mathrm{Bi}$ ist aufgrund der viel grösseren Halbwertszeit vernachlässigbar, womit auch vernachlässigbar wenig $^{205}\mathrm{Tl}$ entsteht. Ein qualitatives Diagramm sieht also wie folgt aus:

Zerfallskinetik 209Pb 1 Tag

e) In der viel längeren Zeitskala ist die Halbwertszeit von $^{209}\mathrm{Pb}$ vernachlässigbar (es wird so gut wie alles zerfallen sein). Somit nimmt die Konzentration von $^{209}\mathrm{Bi}$ exponentiell ab, während die Konzentration von $^{205}\mathrm{Tl}$ exponentiell zunimmt. Ein qualitatives Diagramm sieht also wie folgt aus:

Zerfallskinetik 209Pb 10^{19} a

f) Aus dem Skript ist eine allgemeine Formel für die Anzahl der Kerne in Abhängigkeit der Zeit für eine Zerfallsreihe gegeben:

$$T(1) \xrightarrow{^{k_1}} T(2) \xrightarrow{^{k_2}} \cdots \xrightarrow{^{k_N}} T(N+1)$$

$$N_{T(i)}(t) = N_{T(1)}(t=0) \prod_{n=1}^{i-1} k_n \sum_{l=1}^i \frac{\exp(-k_l(t))}{\prod_{j=1}^{l-1}(k_j-k_l) \prod_{j=l+1}^i (k_j-k_l)} $$

Verwende diese Formel, um die Anzahl der ersten beiden Kerne in Abhängigkeit der Zeit für die Zerfallsreihe von $^{209}\mathrm{Pb}$ zu berechnen. Überprüfe, ob deine Diagramme aus d) und e) mit dieser Formel übereinstimmen.

Einsetzen in die Formel ergibt (und abkürzen von $k_{\mathrm{Pb}}$ durch $k_1$ und $k_{\mathrm{Bi}}$ durch $k_2$):

$$N_{1}(t) = N_{1}(t=0) \cdot \exp(-k_{1} t)$$

$$ \begin{aligned} N_{2}(t) &= N_{1}(t=0) \cdot k_{1}\left(\frac{\exp(-k_{1} t)}{{k_{2} - k_{1}}} + \frac{\exp(-k_{2} t)}{k_{1} - k_{2}}\right) \\ &= N_{1}(t=0) \cdot \frac{k_{1}}{k_{2} - k_{1}}\bigg(\exp(-k_{1} t) - \exp(-k_{2} t)\bigg) \end{aligned} $$

Wir erkennen die übereinstimmung mit dem Diagramm aus e), da die Zeit sehr gross ist verglichen mit der Zerfallskonstante von $\mathrm{^{209}Pb}$ und somit der Term die Anzahl $\mathrm{^{209}Pb}$ Kerne vernachlässigbar klein ist. Die Anzahl der $\mathrm{^{209}Bi}$ sinkt während der dargestellten Zeit exponentiell ab.

g) Zu welchem Zeitpunkt ist die Anzahl der Kerne des instabilen Isotops maximal? Wie gross ist der Anteil des instabilen Isotops zu diesem Zeitpunkt?

Um die maximale Anzahl Kerne des instabilen Isotops zu bestimmen, müssen wir die Differentialgleichung für $N_{2}$ nach $t$ ableiten und gleich null setzen:

$$ \begin{aligned} \frac{{\rm{d}}{N_{2}}}{{\rm{d}}t} &= N_{1}(t=0) \cdot \frac{k_{1}}{k_{2} - k_{1}} \bigg( -k_{1} \exp(-k_{1} t) - -k_{2} \exp(-k_{2} t)\bigg) \\ & \propto k_{1} \exp(-k_{1} t) - k_{2} \exp(-k_{2} t) \end{aligned} $$

Daraus folgt

$$ t = \frac{1}{k_{1} - k_{2}} \ln\left(\frac{k_{1}}{k_{2}}\right) \approx 8.84 \cdot 10^5\, \mathrm{s} $$

und

$$ N_{^{209}\mathrm{Bi}}(t = 4.00 \cdot 10^{9}\, \mathrm{s}) \approx 1.0 \cdot N_{^{209}\mathrm{Pb}}(t = 0) $$

wie wir auch schon in e) gesehen haben.

Aufgaben

Kernkraftwerk Gösgen-Däniken

In konventionellen Kernkraftwerken wird die Energie aus der Kernspaltung von Uran gewonnen. Dabei wird das Isotop $\mathrm{^{235}U}$ mit einem Neutron zu $\mathrm{^{89}Kr}$ und $\mathrm{^{144}Ba}$ gespalten, wobei zusätzlich drei Neutronen frei werden. Die Massen der beteiligten Atome sind:

$${m}\left( {_{{\mathrm{92}}}^{{\mathrm{235}}}{\mathrm{U}}} \right) = 235.04392996\, \mathrm{u}$$

$${m}\left( {_{\mathrm{0}}^{\mathrm{1}}{\mathrm{n}}} \right) = 1.00866492\, \mathrm{u}$$

$${m}\left( {_{{\mathrm{56}}}^{{\mathrm{144}}}{\mathrm{Ba}}} \right) = 143.92295281\, \mathrm{u}$$

$${m}\left( {_{{\mathrm{36}}}^{{\mathrm{89}}}{\mathrm{Kr}}} \right) = 88.91763058\, \mathrm{u}$$

a) Stelle eine Reaktionsgleichung für die beschriebene Kernspaltung von $\mathrm{^{235}U}$ auf. (Genau lesen!)

b) Berechne die Energie (in $\mathrm{kJ/mol})$, die bei der Reaktion frei wird.

c) Da Uran in der Natur nur zu $0.7\%$ aus $\mathrm{^{235}U}$ besteht, muss das Uran vor der Verwendung angereichert werden. Angereichertes Uran besteht zu $3.5\%$ aus $\mathrm{^{235}U}$ und zu $96.5\%$ aus $\mathrm{^{238}U}.$ Berechne die Energie, die pro $\mathrm{kg}$ angereichertem Uran bei der Kernspaltung freigesetzt wird.

d) Im Kernkraft Gösgen-Däniken wird Strom mit einer Leistung von rund $1.0\, \mathrm{GW}$ produziert [^1]. Wie viel angereichertes Uran $(\text{in} \, \mathrm{kg})$ muss dafür täglich angeliefert werden?

e) Tatsächlich wird täglich etwa $50\, \mathrm{kg}$ angereichertes Uran verbraucht (nach eigenen Angaben [^2]). Woher kommt der Unterschied zu deinem Resultat aus d)?

f) Betrachte nun ein Kohlekraftwerk, in dem Kohle $(\mathrm{C})$ zu $\mathrm{CO_2}$ umgewandelt wird. Gib eine Reaktionsgleichung für die Verbrennung von Kohle an.

g) Die Standardbildungsenthalpie von $\mathrm{CO_2}$ beträgt $\Delta H_B = -393\, \mathrm{kJ/mol}.$ Wie viel Kohle muss verbrannt werden, um die gleiche Energiemenge wie in d) in einem Tag produziert wird zu produzieren? (in mol) Nehme dafür an, das Kohlekraftwerk habe einen (hohen für Kohlekraftwerke) Wirkungsgrad von $45 \%$ [^3].

h) Wie viel $\mathrm{CO_2}$ Ausstoss wird demnach täglich durch den Betrieb des Kernkraftwerks Gösgen-Däniken eingespart? (in kg)

Kohle enthält natürlicherweise auch radioaktive Stoffe, genauer etwa $1\, \mathrm{ppm} \, ^{238}_{92}\mathrm{U}$ und $2\, \mathrm{ppm} \, ^{232}_{90}\mathrm{Th}$ [^4].

i) Berechne die Aktivität der radioaktiven Stoffe in der an einem Tag verbrannten Kohle. (in $\mathrm{Bq}$) Benutze dafür die Halbwertszeiten $t_{1/2}(^{238}\mathrm{U}) = 4.5 \cdot 10^9 \, \mathrm{a}$ und $t_{1/2}(^{232}\mathrm{Th}) = 1.4 \cdot 10^{10} \, \mathrm{a}.$

j) Nehme an die radioaktiven Stoffe bleiben in der Asche zurück und gelangen nicht mit dem Rauchgas in die Atmosphäre. Wieso ist die Stahlenbelastung von Kohle unproblematisch, während die Strahlenbelastung von der übrig bleibenden Asche ein Problem darstellt?

Das grosse Problem an der Strahlenbelastung durch Kohlenkraftwerke ist jedoch, dass die Asche nicht als Schadstoff behandelt wird, sondern häufig ungeschützt auf Deponien gelagert wird [^5]. Dadurch werden die radioaktiven Stoffe in die Umwelt freigesetzt und führen zu einer zusätzlichen Strahlenbelastung. Die Strahlenbelastung wird durch die effektive Dosis $D$ angegeben, die in $\mathrm{mSv}$ gemessen wird. Die effektive Dosis ist ein Mass für die biologische Wirkung der Strahlung. Die effektive Dosis kann über die Formeln:

$$D_{uran} = 1.53 \cdot 10^{-12} \, \frac{\mathrm{mSv/h}}{\mathrm{Bq/cm^3}} \frac{A}{V}$$

$$D_{thorium} = 2.06 \cdot 10^{-11} \, \frac{\mathrm{mSv/h}}{\mathrm{Bq/cm^3}} \frac{A}{V}$$

berechnet werden und verhält sich additiv. Dabei ist $A/V$ die Konzentration des jeweiligen Stoffes.

k) Nehme an, dass die radioaktiven Stoffe in der Asche zu $100\%$ (sinnvoll, da Gleichgewichtszustand) in eine Umgebung von $1\, \mathrm{km^3}$ freigesetzt werden. Berechne die zusätzliche Strahlenbelastung in $\mathrm{mSv/a}$ für die Umgebung. Das Kernkraftwerk Leibstadt verursacht nach eigenen Angaben eine Strahlenbelastung von maximal $0.01\, \mathrm{mSv/a}$ und produziert ähnlich viel Strom wie das oben betrachtete Kernkraftwerk Gösgen-Däniken [^6]. Verursacht also ein Kernkraftwerk oder ein Kohlekraftwerk mehr Strahlenbelastung?

Lösungen

Lösung Kernkraftwerk Gösgen-Däniken

a) Die gesuchte Reaktionsgleichung lautet:

$$\mathrm{^{235}U} + \mathrm{_0^1 n} \rightarrow \mathrm{^{89}Kr} + \mathrm{^{144}Ba} + 3\, \mathrm{_0^1 n}$$

b) Zuerst berechnen wir die Massendifferenz:

$$\Delta m = m\left( ^{{\mathrm{235}}}{\mathrm{U}} \right) - m\left( ^{{\mathrm{89}}}{\mathrm{Kr}} \right) - m\left( ^{{\mathrm{144}}}{\mathrm{Ba}} \right) - 2 m\left( ^{\mathrm{1}}{\mathrm{n}} \right) \approx 0.186\, \mathrm{u}$$

Einstein's Formel gibt uns dann die Energie:

$$\Delta E = \Delta m c^2 \approx 2.78 \cdot 10^{-11}\, \mathrm{J}$$

Und umgerechnet in $\mathrm{kJ/mol}$:

$$\Delta E \approx 1.67 \cdot 10^{10} \, \mathrm{kJ/mol}$$

c) Wir haben bereits die Energie pro Mol berechnet. Um die Energie pro $\mathrm{kg}$ zu erhalten, müssen wir durch die Molare Masse teilen:

$$\Delta E = \frac{120\, \mathrm{kJ/mol}}{235.04\dots \, \mathrm{g/mol}} = 7.11 \cdot 10^{13}\, \mathrm{J/kg}$$

Nun müssen wir noch den Anteil von spaltbarem $\mathrm{^{235}U}$ in angereichertem Uran berücksichtigen:

$$\Delta E = 7.11 \cdot 10^{10}\, \mathrm{kJ/g} \cdot 0.035 = 2.49 \cdot 10^{12} \, \mathrm{J/kg}$$

d) Eine Leistung von $1.0\, \mathrm{GW}$ bedeutet, dass pro Sekunde $1.0\, \mathrm{GJ}$ Energie produziert wird. Wir können nun die Energie pro Kilogramm aus c) verwenden, um die Masse Uran zu berechnen:

$$m_{\mathrm{U, theoretisch}} = \frac{1.0\, \mathrm{GW}}{2.49 \cdot 10^{12}\, \mathrm{J/kg}} \frac{86400 \mathrm{s}}{\mathrm{d}} \approx 34.7\, \mathrm{kg/d}$$

e) Der Unterschied kommt daher, dass das Kraftwerk keinen Wirkungsgrad von $100\%$ hat. Vergleichen wir die Zahlen können wir sogar den Wirkungsgrad des Kraftwerks abschätzen:

$$\eta = \frac{m_{\mathrm{U, theoretisch}}}{m_{\mathrm{U, real}}} \approx 63\%$$

f)

$$\mathrm{C} + \mathrm{O_2} \rightarrow \mathrm{CO_2}$$

g) In einem Tag werden

$$E = 1.0\, \mathrm{GW} \cdot 86400\, \mathrm{s/d} \approx 8.6 \cdot 10^{13}\, \mathrm{J/d}$$

produziert. Dafür benötigen wir

$$n_{\mathrm{C}} = -\frac{E}{\Delta H_B} \cdot \frac{1}{0.45} \approx 4.89 \cdot 10^8 \, \mathrm{mol}$$

h) Da die Reaktion stöchiometrisch ist, wird pro mol $\mathrm{C}$ ein mol $\mathrm{CO_2}$ produziert. Somit ergibt sich:

$$m_{\mathrm{CO_2}} = n_{\mathrm{C}} \cdot M_{\mathrm{CO_2}} \approx 2.15 \cdot 10^7 \, \mathrm{kg}$$

Also eine beträchtliche Menge, die jeden Tag durch den Betrieb des Kernkraftwerks eingespart wird!

i) Aus den Halbwertszeiten erhalten wir die Zerfallskonstanten:

$$k_{\mathrm{U}} = \frac{\ln(2)}{t_{1/2}(\mathrm{U})} \approx 1.5 \cdot 10^{-10} \, \mathrm{a^{-1}} \approx 4.9 \cdot 10^{-18} \, \mathrm{s^{-1}}$$

$$k_{\mathrm{Th}} = \frac{\ln(2)}{t_{1/2}(\mathrm{Th})} \approx 5.0 \cdot 10^{-11} \, \mathrm{a^{-1}} \approx 1.6 \cdot 10^{-18} \, \mathrm{s^{-1}}$$

Dann benötigen wir die Anzahl Atome der radioaktiven Stoffe in der Kohle:

$$N_{\mathrm{U}} = 1 \cdot 10^{-6} \cdot 4.89 \cdot 10^8 \mathrm{mol} \cdot 6.022 \cdot 10^{23} \mathrm{Atome/mol} \approx 2.9 \cdot 10^{26} \, \mathrm{Atome}$$

$$N_{\mathrm{Th}} = 2 \cdot 10^{-6} \cdot 4.89 \cdot 10^8 \mathrm{mol} \cdot 6.022 \cdot 10^{23} \mathrm{Atome/mol}\approx 5.8 \cdot 10^{26} \, \mathrm{Atome}$$

Die Aktivität ist dann:

$$A_{\mathrm{U}} = k_{\mathrm{U}} N_{\mathrm{U}} \approx 1.4 \cdot 10^{9} \, \mathrm{Bq}$$

$$A_{\mathrm{Th}} = k_{\mathrm{Th}} N_{\mathrm{Th}} \approx 9.1 \cdot 10^{8} \, \mathrm{Bq}$$

Schlussendlich ergibt sich die Aktivität durch Addition der Aktivitäten der beiden radioaktiven Stoffe:

$$A_{ges} = A_{\mathrm{U}} + A_{\mathrm{Th}} \approx 2.3 \cdot 10^{9} \, \mathrm{Bq}$$

j) Vorher war die Konzentration extrem niedrig, es waren ja nur $1$ bis $2$ Atome pro Million Atome Kohle. Nun ist die Konzentration extrem hoch, da die Kohlenstoffatome in $\mathrm{CO_2}$ in die Atmosphäre entwichen sind und nur die Verunreinigungen zurückbleiben.

$$D_{uran} = 1.53 \cdot 10^{-12} \, \frac{\mathrm{mSv/h}}{\mathrm{Bq/cm^3}} \frac{A}{V}$$

$$D_{thorium} = 2.06 \cdot 10^{-11} \, \frac{\mathrm{mSv/h}}{\mathrm{Bq/cm^3}} \frac{A}{V}$$

berechnet werden und verhält sich additiv. Dabei ist $A/V$ die Konzentration des jeweiligen Stoffes.

k) Nehme an, dass die radioaktiven Stoffe in der Asche zu $100\%$ (sinnvoll, da Gleichgewichtszustand) in eine Umgebung von $1\, \mathrm{km^3}$ freigesetzt werden. Berechne die zusätzliche Strahlenbelastung in $\mathrm{mSv/a}$ für die Umgebung. Das Kernkraftwerk Leibstadt verursacht nach eigenen Angaben eine Strahlenbelastung von maximal $0.01\, \mathrm{mSv/a}$ und produziert ähnlich viel Strom wie das oben betrachtete Kernkraftwerk Gösgen-Däniken [^6]. Verursacht also ein Kernkraftwerk oder ein Kohlekraftwerk mehr Strahlenbelastung?

Wir können direkt die gegebenen Formeln verwenden:

$$D_{\mathrm{U}} = 1.53 \cdot 10^{-12} \frac{\mathrm{mSv/h}}{\mathrm{Bq/cm^3}} \frac{1.4 \cdot 10^9 \, \mathrm{Bq}}{1 \, \mathrm{km^3}} \approx 1.9 \cdot 10^{-14} \, \mathrm{mSv/h}$$

$$D_{\mathrm{Th}} = 2.06 \cdot 10^{-11} \frac{\mathrm{mSv/h}}{\mathrm{Bq/cm^3}} \frac{9.1 \cdot 10^8 \, \mathrm{Bq}}{1 \, \mathrm{km^3}} \approx 1.7 \cdot 10^{-13} \, \mathrm{mSv/h}$$

Zusammen ergibt das:

$$D_{\mathrm{ges}} = D_{\mathrm{U}} + D_{\mathrm{Th}} \approx 1.9 \cdot 10^{-5} \, \mathrm{mSv/a}$$

Das ist deutlich weniger als die Strahlenbelastung durch das Kernkraftwerk Leibstadt. Somit verursacht ein Kernkraftwerk mehr Strahlenbelastung als ein Kohlekraftwerk, jedoch haben wir noch viele andere Schadstoffe nicht berücksichtigt, die durch den Betrieb eines Kohlekraftwerks in die Umwelt gelangen.

Quellen

[^1] KKW Gösgen-Däniken Stromproduktion

[^2] KKW Gösgen-Däniken Uranverbrauch

[^3] Wirkungsgrad Kohlekraftwerke

[^4] Kessler, G., Veser, A., Schlüter, FH., Raskob, W., Landman, C., Päsler-Sauer, J. (2012). Radioaktive Belastung durch Kernkraftwerke. In: Sicherheit von Leichtwasserreaktoren. Springer, Berlin, Heidelberg.

[^5] Kohlenasche Umweltbelastung

[^6] KKL Strahlenbelastung

[^7] Effektive Dosisfaktoren Thorium und Uran

Woche 7 - Ableitungen, Integrale & Differentialgleichungen

Theorie

Ableitungen

Die Ableitung einer Funktion $f(x)$ an der Stelle $x_0$ ist definiert als

$$ f'(x_0) = \dd{f}{x} = \lim_{h \to 0} \frac{f(x_0 + h) - f(x_0)}{h} $$

Die Funktion $f'(x)$ gibt also die lokale Steigung der Funktion $f(x)$ an jeder Stelle $x$ an. Nun können wir fortfahren und uns fragen, was denn die Steigung von $f'(x)$ ist. Diese wird durch die zweite Ableitung $f''(x)$ beschrieben. Die zweite Ableitung ist also die Steigung der Steigung von $f(x)$.

Ableitungsregeln

In dieser Vorlesung sind wir an der Anwendung der Ableitung interessiert, die Definition ist für uns nicht so wichtig. Wir werden uns also v.a. mit den Ableitungsregeln beschäftigen, um gut damit rechnen zu können. Die wichtigsten sind (für $a, n, \delta$ und $c$ beliebige Konstanten (Zahlen)):

$$\text{Ableitung einer Konstanten: } \dd{}{x} c = 0$$

$$\text{Ableitung eines Polynoms: } \dd{}{x} (ax^n) = nax^{n-1}$$

$$\text{Ableitung der Exponentialfunktion: } \dd{}{x} \exp(ax) = a\exp(ax)$$

$$\text{Ableitung der Sinusfunktion: } \dd{}{x} \sin{(ax + \delta)} = a\cos{(ax + \delta)}$$

$$\text{Ableitung der Cosinusfunktion: } \dd{}{x} \cos{(ax + \delta)} = -a\sin{(ax + \delta)}$$

$$\text{Ableitung der Logarithmusfunktion: } \dd{}{x} \ln{(ax + \delta)} = \frac{1}{ax + \delta}$$

Die Ableitung ist eine linear. Das bedeutet, dass die Ableitung einer Summe von Funktionen gleich der Summe der Ableitungen der Summanden ist. Mit dem Produkt zweier Funktionen ist das nicht so einfach; aber damit befassen wir uns nächstes mal.

Integrale

Die Umkehrung der Ableitung wird als Integral bezeichnet. Das Integral einer Funktion $f(x)$ von $a$ bis $b$ ist definiert als

$$ \int_a^b f(x) \mathrm{d}x = \lim_{n \to \infty} \sum_{i=1}^n f(x_i) \Delta x_i $$

wobei $\Delta x_i = \frac{b-a}{n}$ und $x_i = a + i \Delta x_i$.

Als Umkehrung der Ableitung ist auch die Integration linear. Das bedeutet, dass das Integral einer Summe von Funktionen gleich der Summe der Integrale der Summanden ist.

Integrationsregeln

Diese Definition ist nicht wichtig für uns, wir werden uns v.a. mit den Regeln für das Integrieren beschäftigen. Die wichtigsten sind (für $a$ und $c$ beliebige Konstanten (Zahlen) und $n \neq -1$):

$$\text{Integral einer Konstanten: } \int c \mathrm{d}x = cx + C$$

$$\text{Integral eines Polynoms: } \int ax^n \mathrm{d}x = \frac{1}{n+1}ax^{n+1} + C$$

$$\text{Spezialfall: } \int \frac{1}{x} \mathrm{d}x = \ln{|x|} + C$$

$$\text{Integral der Exponentialfunktion: } \int \exp(ax) \mathrm{d}x = \frac{1}{a}\exp(ax) + C$$

$$\text{Integral der Sinusfunktion: } \int \sin{(ax + \delta)} \mathrm{d}x = -\frac{1}{a}\cos{(ax + \delta)} + C$$

$$\text{Integral der Cosinusfunktion: } \int \cos{(ax + \delta)} \mathrm{d}x = \frac{1}{a}\sin{(ax + \delta)} + C$$

wobei $C$ eine beliebige Konstante ist, denn diese fällt beim Ableiten ja weg.

Differentialgleichungen

Differentialgleichungen sind Gleichungen, in denen die gesuchte Variable nicht mehr einfach eine Zahl ist, sondern wir möchten eine Funktion finden, welche die Gleichungen für alle Werte der unabhängigen Variablen (bei $f(x)$ wird $x$ die unabhängige Variable genannt). Ein Beispiel für eine (einfache) Differentialgleichung ist

$$ \dd{f}{x} = f $$

Die Lösung dieser DGL erkennen wir gleich anhand der Ableitungsregel für die Exponentialfunktion:

$$ \dd{}{x} \exp(x) = \exp(x) $$

Die Lösung ist also $f(x) = \exp(x)$. In dieser Vorlesung müsst ihr grundsätzlich nicht selbst Differentialgleichungen lösen. Jedoch solltet ihr in der Lage sein zu überprüfen, ob ein gegebener Ansatz eine Differentialgleichung erfüllt oder nicht.

Aufgaben

Einfache Ableitungen

Hier ein paar einfache Ableitungen um ein Gefühl dafür zu bekommen. Damit ihr gleich abchecken könnt, ob eure Lösung stimmt, sind diese bereits freigeschaltet. Berechne die Ableitung der folgenden Funktionen:

$$f(x) = 3x^2$$

$$g(x) = 2x^3 + 3x^2$$

$$h(x) = 2x^3 + 3x^2 + 4x + 5$$

$$i(x) = \sin(x) + \cos(2x)$$

$$j(x) = \exp(5x) + \sin(x) + \cos(2x)$$

$$k(x) = \exp(8x) + \sin(0.1 x) + \cos(2x) + 3x^2$$

Einfache Integrale

Das gleiche mit ein paar einfachen Integralen. Finde die Funktionen, deren Ableitung die folgenden Funktionen sind:

$$l'(x) = 6x$$

$$m'(x) = 5x^2 + 2x^4$$

$$n'(x) = \exp(x) + \cos(2x)$$

$$o'(x) = \sin(x) + 22x^{22}$$

$$p'(x) = \exp(5x) + \sin(x) + \cos(2x)$$

Einfache Differentialgleichungen

Hier ein paar einfache Differentialgleichungen. Finde für jede die Lösung:

$$\dd{f}{x} = 5 f(x)$$

$$\dd{f}{x} = -2 f(x) + 3$$

$$\dd{^2 f}{x^2} = -f(x)$$

Dies ist etwa das Level, auf dem in dieser Vorlesung Differentialgleichungen lösen könnt. Es geht hier eher darum gegebene Ansätze zu überprüfen. Dies erfordert etwas Übung, aber grundsätzlich müsst ihr nur die Ableitungsregeln anwenden und einsetzen. Wir kennen jedoch noch nicht genügend Ableitungsregeln, um alle Differentialgleichungen lösen zu können. Das kommt nächstes mal.

Lösungen

Lösungen einfache Ableitungen

$$f'(x) = 6x$$

$$g'(x) = 6x^2 + 6x$$

$$h'(x) = 6x^2 + 6x + 4$$

$$i'(x) = \cos(x) - 2\sin(2x)$$

$$j'(x) = 5\exp(5x) + \cos(x) - 2\sin(2x)$$

$$k'(x) = 8\exp(8x) + 0.1\cos(0.1 x) - 2\sin(2x) + 6x$$

Lösungen einfache Integrale

$$l(x) = 3x^2 + C$$

$$m(x) = \frac{5}{3}x^3 + \frac{2}{5}x^5 + C$$

$$n(x) = \exp(x) + \frac{1}{2}\sin(2x) + C$$

$$o(x) = -\cos(x) + \frac{22}{23}x^{23} + C$$

$$p(x) = \frac{1}{5}\exp(5x) - \cos(x) + \frac{1}{2}\sin(2x) + C$$

Lösungen einfache Differentialgleichungen

Für $A, B$ beliebige Konstanten:

$$f(x) = A \exp(5x)$$

$$f(x) = A \exp(-2x) + 1.5$$

$$f(x) = A \sin(x) + B cos(x)$$

Woche 8 - Partielle Ableitungen, Wellengleichung & Linienspektren

Theorie

Repetition Ableitungsregeln

Letzte Woche haben wir uns die einfachen Ableitungsregeln angeschaut. Hier nochmal zur Erinnerung (für $a, n$ und $c$ beliebige Konstanten (Zahlen)):

$$\text{Ableitung einer Konstanten: } \dd{}{x} c = 0$$

$$\text{Ableitung eines Polynoms: } \dd{}{x} (ax^n) = nax^{n-1}$$

$$\text{Ableitung der Exponentialfunktion: } \dd{}{x} \exp(ax) = a\exp(ax)$$

$$\text{Ableitung der Sinusfunktion: } \dd{}{x} \sin{(ax + \delta)} = a\cos{(ax + \delta)}$$

$$\text{Ableitung der Cosinusfunktion: } \dd{}{x} \cos{(ax + \delta)} = -a\sin{(ax + \delta)}$$

$$\text{Ableitung der Logarithmusfunktion: } \dd{}{x} \ln{(ax + \delta)} = \frac{1}{ax + \delta}$$

Heute schauen wir uns an, wie sich die Ableitung von Verketteten und Multiplizierten Funktionen berechnen lässt.

Ableitung von Produkten von Funktionen

Betrachten wir das Produkt zweier Funktionen $f(x) = g(x) \cdot h(x)$, benötigen wir die Produktregel:

$$ \dd{f}{x} = \dd{g}{x} h + g \dd{h}{x} $$

Betrachten wir $f(x) = x^2 \cdot x^4$ als einfaches Beispiel um zu sehen, dass sie konsistent mit der Ableitung von Polynomen ist:

$$ \dd{f}{x} = \dd{x^2}{x} x^4 + x^2 \dd{x^4}{x} = 2x \cdot x^4 + x^2 \cdot 4x^3 = 2x^5 + 4x^5 = 6x^5 $$

Das gleiche Ergebnis erhalten wir, wenn wir zuerst die Funktion ausrechnen zu $f(x) = x^2 \cdot x^4 = x^6$ und dann die Ableitung davon bilden zu $\dd{f}{x} = 6x^5$.

Damit ihr jetzt nicht denkt, dass die Regel überflüssig ist noch ein Beispiel bei der sie auch wirklich benötigt wird:

$$ f(x) = \sin{(x)} \cdot \cos{(x)} $$

Hier ist $g(x) = \sin{(x)}$ und $h(x) = \cos{(x)}$. Die Ableitung ist:

$$ \dd{f}{x} = \dd{g}{x} h + g \dd{h}{x} = \cos{(x)} \cdot \cos{(x)} + \sin{(x)} \cdot (-\sin{(x)}) = \cos^2{(x)} - \sin^2{(x)} $$

Verkettete Funktionen

Eine verkettete Funktion ist eine Funktion, die aus mehreren Funktionen zusammengesetzt ist und wird beschrieben als $f(g(x))$. Die Regel besagt dann, dass die Ableitung gegeben ist durch:

$$ \dd{f}{x} = \dd{f}{g} \dd{g}{x} $$

Betrachten wir auch hier mit $f(x) = \exp{(5x)}$ ein Beispiel, das wir schon kennen um zu sehen, dass die Regel konsistent ist mit den bisher angewandten Regeln. Hier ist $f(g) = \exp(g)$ und $g(x) = 5x$. Die Ableitung ist:

$$ \dd{f}{x} = \dd{f}{g} \dd{g}{x} = \exp(g(x)) \cdot 5 = 5 \exp{(5x)} $$

Betrachten wir ein etwas schwierigeres Beispiel:

$$ f(x) = \sin{(x^2 + 1)} $$

Mit der Notation $f(g(x))$ ist $f(g) = \sin(g)$ und $g(x) = x^2 + 1$. Die Ableitung davon ist:

$$ \dd{f}{x} = \dd{f}{g} \dd{g}{x} = \cos{(x^2 + 1)} \cdot 2x $$

Diese Regel kann auch auf Verkettungen von mehr als zwei Funktionen angewendet werden. Betrachten wir zum Beispiel

$$ f(x) = \sin{(\exp{(x^2 + 1)})} $$

Mit der Notation $f(g(h(x)))$ ist $f(g) = \sin(g)$ und $g(h) = \exp(h)$ und $h(x) = x^2 + 1$. Die Ableitung davon ist:

$$ \dd{f}{x} = \dd{f}{g} \dd{g}{h} \dd{h}{x} = \cos{(\exp{(x^2 + 1)})} \cdot \exp{(x^2 + 1)} \cdot 2x $$

Die angewandte Regel nennt sich Kettenregel und ihr werdet sie in Analysis noch genauer kennenlernen. Hier müsst ihr sie einfach anwenden können.

Partielle Ableitungen

Letzte Woche haben wir uns die Ableitung für Funktionen mit lediglich einer unabhängigen Variablen angeschaut. In der Physik/physikalischen Chemie haben wir es aber oft mit Funktionen zu tun, welche von mehreren Variablen abhängen. Betrachten wir zum Beispiel ein Potential $V$ im dreidimensionalen Raum, so ist es eine Funktion der drei Ortsvariablen $x, y$ und $z$:

$$ V = V(x, y, z) $$

Wir können uns nun Fragen, was denn die Steigung der Funktion an einem spezifischen Punkt $(x_0, y_0, z_0)$ ist. Die Steigung ist definiert als die Änderung der Funktion pro Änderung der unabhängigen Variablen. Da wir hier mehrere unabhängige Variablen haben, müssen wir uns entscheiden, welche wir ändern wollen. Wir können zum Beispiel die Steigung in $x$-Richtung berechnen, indem wir die Funktion an der Stelle $(x_0 + \Delta x, y_0, z_0)$ auswerten und dann die Änderung durch $\Delta x$ teilen:

$$ \text{Steigung in } x \text{-Richtung: } \frac{V(x_0 + \Delta x, y_0, z_0) - V(x_0, y_0, z_0)}{\Delta x} $$

Dies ist aber gerade die Definition der Ableitung, wenn wir $\Delta x$ gegen Null gehen lassen und $y, z$ als Konstanten betrachten. Dies wird partielle Ableitung nach $x$ genannt und geschrieben als:

$$ \frac{\partial V}{\partial x} $$

Analog erhalten wir die partiellen Ableitungen nach $y$ und $z$, indem wir die anderen beiden Variablen als konstant annehmen und die Funktion nach $y$ bzw. $z$ ableiten:

$$ \frac{\partial V}{\partial y} \text{ und } \frac{\partial V}{\partial z} $$

Haben wir eine Differentialgleichung, mit Funktionen in mehreren Variablen, in der die partielle Ableitung vorkommt, so nennt man diese partielle Differentialgleichung. Ihr müsst diese nicht lösen können, solltet aber in der Lage sein zu überprüfen, ob eine gegebene Funktion sie erfüllt.

Die Wellengleichung

Die Wellengleichung ist eine partielle Differentialgleichung, welche die Ausbreitung von Wellen beschreibt. Sie lautet:

$$ \frac{\partial^2 \psi}{\partial x^2} = \frac{1}{v^2} \frac{\partial^2 \psi}{\partial t^2} $$

Hier ist $\psi$ die Wellenfunktion, $x$ die Ortsvariable und $t$ die Zeitvariable. $v$ ist die Ausbreitungsgeschwindigkeit der Welle, z.B. für Licht die Lichtgeschwindigkeit $c$. Die Wellengleichung ist eine der wichtigsten Gleichungen in der Physik und wird in der Quantenmechanik verwendet, um die Wellenfunktion von Teilchen zu beschreiben. Hier geht es erst einmal darum zu lernen wie mit ihr mathematisch umgegangen wird. Ihr werdet sie in den Übungen und in der Vorlesung noch genauer kennenlernen.

Photonen und deren Energie

Zur Einführung in die Quantenmechanik betrachten wir Licht, also elektromagnetische Wellen. Diese können als Teilchen betrachtet werden, die Photonen. Die Energie eines Photons ist gegeben durch

$$ E = h \nu = h \frac{c}{\lambda} $$

wobei $h$ das Plancksche Wirkungsquantum, $\nu$ die Frequenz, $c$ die Lichtgeschwindigkeit und $\lambda$ die Wellenlänge ist. Hier haben wir auch die Relation zwischen Frequenz und Wellenlänge benutzt:

$$ \nu = \frac{c}{\lambda} $$

Spektroskopie und Linienspektren

In der Quantenmechanik können sich die Elektronen nur auf bestimmten Energieniveaus (=Schalen) in einem Atom aufhalten. Das Energieniveau/die Schale in dem sich ein Elektron befindet, kann gewechselt werden, wenn dem Elektron durch ein Photon Energie hinzugefügt wird. Wird also monochromatisches (nur eine Wellenlänge, kein Gemisch) Licht in $x\mathrm{-Richtung}$ durch ein mit Wasserstoff gefülltes Gefäss geschickt und in $y\mathrm{-Richtung}$ ein Detektor angebracht, so werden nur bestimmte Wellenlängen detektiert. Fürs bessere Verständnis noch eine Animation der Balmer-Serie (Übergänge im Wasserstoff-Atom, die im sichtbaren Bereich liegen):

Balmer-Serie: Absorption von sichtbarem Licht durch anregen eines Elektrons von der zweiten in die dritte (rot) oder vierte (cyan) Schale. Die anderen Wellenlängen werden nicht absorbiert und gehen einfach durch.

Allgemeiner haben wir für den Übergang vom Zustand $n_1$ zum Zustand $n_2$ im Wasserstoff-Atom die Formel:

$$ E = h \nu = h c R_H \cdot \mathrm{abs}\bigg( \frac{1}{n_1^2} - \frac{1}{n_2^2} \bigg) $$

Aus dieser Formel können wir erkennen:

$$ \dd{}{n} \bigg( \frac{1}{n^2} \bigg) = - \frac{2}{n^3} $$

Die Energieniveaus liegen also immer näher beieinander! Ausserdem folgt aus $n \in \mathbb{N}$, dass es eine maximale Energie gibt, die freigesetzt werden kann, wenn ein Elektron aufgenommen wird. Diese Energie wird Ionisierungsenergie genannt. Wenn einem Elektron die Ionisierungsenergie zugeführt wird, so wird es aus dem Atom herausgeschlagen. Die Ionisierungsenergie des Wasserstoff-Atoms ist $E_\mathrm{ion} = 13.6\mathrm{eV}.$

Aufgaben

Ableitungen

Bestimme die Ableitungen der folgenden Funktionen:

  1. $f(x) = 3x^2 + 2x + 1$
  2. $g(x) = \exp{(x^3)}$
  3. $h(x) = 2x^2 \sin{(x^5)}$
  4. $i(x) = \sin{(\exp{(3x+5)})}$
  5. $j(x) = 5x + \exp{(\sin{(x)})} \cos{(x)}$

Partielle Ableitungen

Bestimme die partiellen Ableitungen der folgenden Funktionen (nach $x$ und $y$):

  1. $f(x, y) = 3x^2 + 2xy + y^2$
  2. $g(x, y) = x \exp{(x^2+y^2)}$
  3. $h(x, y) = \sin{(x^2+y^2)} \log{(x^2)}$

Partielle Differentialgleichungen

Zeige, dass die folgenden Funktionen die Wellengleichung

$$ \frac{\partial^2 \psi}{\partial x^2} = \frac{1}{v^2} \frac{\partial^2 \psi}{\partial t^2} $$

nicht erfüllen:

  1. $\psi_1(x,t) = x^2 t$
  2. $\psi_2(x,t) = \sin{(x)} \cos{(t)}$
  3. $\psi_3(x,t) = x \sin{(x + vt)}$

Zeige, dass die folgende Funktion die Wellengleichung erfüllt:

$$ \psi_4(x,t) = A \sin{(x + vt)} + B \cos{(x+vt)} $$

Einheiten-Konvention

In der Spektroskopie ist es üblich die Energie in Wellenzahlen anzugeben. Dabei ist die Wellenzahl definiert als:

$$ \tilde{\nu} = \frac{1}{\lambda} $$

wobei $\lambda$ die Wellenlänge ist. Die Einheit der Wellenzahl ist $\mathrm{cm}^{-1}$. Die Umrechnung von Wellenzahl in Energie ist gegeben durch:

$$ E = h c \tilde{\nu} $$

wobei $h$ das Plancksche Wirkungsquantum und $c$ die Lichtgeschwindigkeit ist. Die Einheit der Energie ist $\mathrm{J}$.

  1. Berechne die zur Wellenzahl $\tilde{\nu} = 1000\, \mathrm{cm}^{-1}$ gehörende Energie in $\mathrm{J}.$
  2. Berechne die zur Energie $E = 3\, \mathrm{eV}$ gehörende Wellenzahl in $\mathrm{cm}^{-1}.$

Spektroskopie Einführung

Betrachte den Übergang in einem Wasserstoff-Atom von der Schale $n=7$ zur Schale $n=2$.

  1. Wird dabei Energie freigesetzt oder aufgenommen?
  2. Welche Energie wird für diesen Übergang benötigt/freigesetzt?
  3. Welche Wellenlänge hat das emittierte/absorbierte Licht?

Spektroskopie fortgesetzt

Wir haben die Rydberg-Formel kennen gelernt, um die Energie von Übergängen im Wasserstoff-Atom zu berechnen. Diese lässt sich einfach verallgemeinern auf Wasserstoff ähnliche Atome (Atome mit nur einem Elektron, aber beliebiger Kernladungszahl) und lautet dann:

$$ E = h c Z^2 R_K \cdot \mathrm{abs}\bigg( \frac{1}{n_1^2} - \frac{1}{n_2^2} \bigg) $$

wobei $Z$ die Kernladungszahl ist und $R_K$ die Rydberg-Konstante. Für Wasserstoff ist $Z=1$ und $R_K = R_H$. Für einen Atomkern der Masse $m_K$ und einem Elektron der Masse $m_e$ ist die Rydberg-Konstante gegeben durch:

$$ R_K = \frac{m_K}{m_K + m_e} R_{\infty} $$

  1. Berechne die Rydberg-Konstante für das $^{23}\mathrm{Na}^{10+}$-Ion.
  2. Berechne die Energie des Übergangs $n_1 = 3 \rightarrow n_2 = 2$ im $^{23}\mathrm{Na}^{10+}$-Ion.
  3. Berechne die Wellenlänge des emittierten/absorbierten Lichts für den Übergang in 2.
  4. Was ist die Ionisierungsenergie des $^{23}\mathrm{Na}^{10+}$-Ions?
  5. Wir betrachten zwei aufeinanderfolgende Übergänge im $^{23}\mathrm{Na}^{10+}$-Ion, von $n_i$ nach $n_f$ und von $n_i$ nach $n_f + 1.$. Die Energien der Übergänge sind $E_{n_i \rightarrow n_f} = 123.4\mathrm{eV}$ und $E_{n_i \rightarrow n_f + 1} = 129.9\mathrm{eV}$. Bestimme $n_i \text{ und } n_f.$

Hinweis: Benutze zur Vereinfachung die Formel

$$ \frac{1}{n^2} - \frac{1}{(n+1)^2} \approx \frac{2}{(n+\frac{1}{2})^{3}} $$

Lösungen

Lösung Ableitungen

  1. $f'(x) = 6x + 2$
  2. $g'(x) = 3x^2 \exp{(x^3)}$
  3. $h'(x) = 4x \sin{(x^5)} + 10x^6 \cos{(x^5)}$
  4. $i'(x) = 3 \exp{(3x+5)} \cos{(\exp{(3x+5)})}$
  5. $j'(x) = 5 - \exp{(\sin{(x)})} \sin{(x)} + \exp{(\sin{(x)})} \cos{(x)} \cos{(x)}$

Lösung partielle Ableitungen

  1. $\frac{\partial f}{\partial x} = 6x + 2y$ und $\frac{\partial f}{\partial y} = 2x + 2y$, $\frac{\partial f}{\partial y} = 2x + 2y$
  2. $\frac{\partial g}{\partial x} = \exp{(x^2+y^2)} + 2x^2 \exp{(x^2+y^2)}$ und $\frac{\partial g}{\partial y} = 2xy \exp{(x^2+y^2)}$
  3. $\frac{\partial h}{\partial x} = 2x \cos{(x^2+y^2)} \log{(x^2)} + \frac{2x}{\partial x^2}$ und $\frac{\partial h}{\partial y} = 2y \cos{(x^2+y^2)} \log{(x^2)}$

Lösung partielle Differentialgleichungen

  1. $\frac{\partial^2 \psi_1}{\partial x^2 t} = 2 t$ und $\frac{\partial^2 \psi_1}{\partial t^2} = 0$ was nicht gleich sein kann.
  2. $\frac{\partial^2 \psi_2}{\partial x^2} = -\sin{(x)} \cos{(t)}$ und $\frac{\partial^2 \psi_2}{\partial t^2} = -\sin{(x)} \cos{(t)}$ was gleich ist, aber der Faktor $1/v^2$ fehlt.
  3. $\frac{\partial^2 \psi_3}{\partial x^2} = 2 \cos{(x+vt)} - x \sin{(x+vt)}$ und $\frac{\partial^2 \psi_3}{\partial t^2} = -v^2 \sin{(x + vt)}$ was z.B. für $x = -vt$ nicht gleich sein kann (rechte Seite ist $0$, linke Seite ist $2$).

Die partiellen Ableitungen von $\psi_4(x,t)$ sind:

$$ \begin{aligned} \frac{\partial^2 \psi_4}{\partial x^2} &= -A \sin{(x + vt)} - B \cos{(x+vt)} \\ \frac{\partial^2 \psi_4}{\partial t^2} &= -A v^2 \sin{(x + vt)} - B v^2 \cos{(x + vt)} \end{aligned}$$

womit wir genau das erforderte Verhältnis von $1/v^2$ erhalten.

Lösung Einheiten-Konvention

  1. $E \approx 1.986 \cdot 10^{-20}\, \mathrm{J}$
  2. $\tilde{\nu} \approx 2.4 \cdot 10^4\, \mathrm{cm}^{-1}$

Lösung Spektroskopie Einführung

  1. Es wird Energie freigesetzt, da $n_1 > n_2$, das Elektron also ein energieärmeres Niveau einnimmt.
  2. Wir wenden die Rydberg-Formel an:

$$ \begin{aligned}E &= h c R_H \cdot \mathrm{abs}\bigg( \frac{1}{n_1^2} - \frac{1}{n_2^2} \bigg) \\ &= 13.6\mathrm{eV} \cdot \mathrm{abs}\bigg( \frac{1}{7^2} - \frac{1}{2^2} \bigg) \approx 3.12\, \mathrm{eV} \end{aligned} $$

  1. Mit $E = \frac{h c}{\lambda}$ erhalten wir $\lambda = \frac{h c}{E} \approx 397\, \mathrm{nm}$

Lösung Spektroskopie fortgesetzt

  1. $ R_{Na} = \frac{m_{Na}}{m_{Na} + m_e} R_{\infty} \approx 1.097 \cdot 10^5\, \mathrm{cm}^{-1} $
  2. Beim Übergang $n_1 = 3 \rightarrow n_2 = 2$ wird Energie freigesetzt. Wir berechnen die Energie mit der Rydberg-Formel:

$$ \Delta E = h c Z^2 R_{Na} \cdot \mathrm{abs}\bigg( \frac{1}{3^2} - \frac{1}{2^2} \bigg) \approx 189\, \mathrm{eV} $$

  1. $\lambda = \frac{h c}{\Delta E} \approx 656\, \mathrm{nm}$
  2. Die Ionisierungsenergie ist die für den Übergang $n_1 = 1 \rightarrow n_2 = \infty$ benötigte Energie. Wir erkennen aus der Rydberg-Formel, dass diese Energie $R_{Na} \approx 1.097 \cdot 10^5\, \mathrm{cm}^{-1} \equiv 1360.5\, \mathrm{eV}$ beträgt.
  3. Da wir die Energien der beiden Übergänge kennen, können wir die Rydberg-Formel anwenden und erhalten:

$$ E_1 = h c R_{Na} \cdot \mathrm{abs}\bigg( \frac{1}{n_i^2} - \frac{1}{(n_f)^2} \bigg) $$ $$ E_2 = h c R_{Na} \cdot \mathrm{abs}\bigg( \frac{1}{n_i^2} - \frac{1}{(n_f+1)^2} \bigg) $$

Wir können die beiden Gleichungen voneinander subtrahieren und erhalten

$$ E_1 - E_2 = h c R_{Na} \cdot \mathrm{abs}\bigg( \frac{1}{n_f^2} - \frac{1}{(n_f+1)^2} \bigg) $$

und mit der Formel aus dem Hinweis

$$ \frac{1}{n^2} - \frac{1}{(n+1)^2} \approx \frac{2}{(n+\frac{1}{2})^{3}} $$

ergibt sich

$$ E_1 - E_2 = h c Z^2 R_{Na} \cdot \frac{2}{(n_f+\frac{1}{2})^{3}} $$

Womit wir $n_f$ bestimmen können:

$$ n_f = \sqrt[3]{\frac{2 h c Z^2 R_{Na}}{E_1 - E_2}} - \frac{1}{2} \approx 6.98 \approx 7 $$

und unter einer weiteren Verwendung der Rydberg-Formel

$$ n_i = \sqrt{\frac{1}{\mathrm{abs}\bigg( \frac{E}{h c Z^2 R_{Na}} - \frac{1}{n_f^2} \bigg)}} \approx 3.01 \approx 3 $$

Woche 9 - Photoelektrischer Effekt & Bohr-Modell

Theorie

Reduzierte Masse

Betrachten wir zwei Teilchen der Massen $m_1$ und $m_2$, die sich frei bewegen können, so können die Bewegungsgleichungen in die Bewegung des Schwerpunktes und die Relativbewegung der beiden Teilchen aufgeteilt werden. Oft spielt aber nur die Relativbewegung eine Rolle, und wir wählen ein Koordinatensystem, das sich mit dem Schwerpunkt mitbewegt. So haben wir unser Zweikörperproblem auf ein Einkörperproblem reduziert. Das leichtere Teilchen verhält sich dabei wie ein Teilchen mit der reduzierten Masse $\mu$:

$$\mu = \frac{m_1 m_2}{m_1 + m_2}$$

Keine Angst, ihr müsst das nicht herleiten. Aber das Konzept wird beim Lösen der Schrödingergleichung verwendet und nur sehr kurz erklärt in der Vorlesung.

Photoelektrischer Effekt

Beim photoelektrischen Effekt wird Licht auf eine Metalloberfläche geschossen. Dabei werden Elektronen aus dem Metall herausgeschlagen. Die Energie der Elektronen hängt dabei von der Frequenz des Lichts ab, nicht aber von der Intensität. Dies ist ein weiterer Nachweis für die Quantisierung der Energie.

Wird ein Elektron aus einem Metall herausgeschlagen, so muss dafür eine gewisse Energie aufgewendet werden, das Metall gibt ja seine Elektronen nicht freiwillig ab. Diese Energie wird Austrittsarbeit genannt. Was dann noch übrig bleibt ist die kinetische Energie des herausfliegenden Elektrons.

Bohrsches Atommodell

Das Bohrsche Atommodell beschreibt das Atom als ein System aus einem positiv geladenen Atomkern und einer negativ geladenen Elektronenhülle. Die Elektronen bewegen sich auf Kreisbahnen um den Atomkern. Hier wird aber eine künstliche Quantisierung eingeführt: Es sind nur bestimmte Kreisbahnen möglich, gerade diese mit dem Bahndrehimpuls $L = n \hbar$. Dabei kann $n$ eine beliebige natürliche Zahl sein und wird als Hauptquantenzahl bezeichnet. Die Bahnen werden auch als Schalen bezeichnet. Da sich die Elektronen nur auf diesen Schalen aufhalten können und nicht dazwischen (und wie in der letzten Übung gesehen die Energie von der Schale abhängt), ist die Energie der Elektronen quantisiert.

Wellen-Teilchen Dualismus

In der Quantenmechanik beschreiben wir physikalische Systeme nicht mehr durch Teilchen und deren Positionen, sondern durch Wellenfunktionen. Daher können wir 'klassisch betrachtete' Teilchen auch als Welle interpretieren, welche die de-Broglie-Wellenlänge hat:

$$\lambda = \frac{h}{p}$$

wobei $p$ der Impuls des Teilchens ist.

Aufgaben

Photoelektrischer Effekt

  1. Betrachte einen Laser, der Licht mit einer Wellenlänge von $\lambda = 200\, \mathrm{nm}$ aussendet. Wie gross ist die Energie eines einzelnen Photons? (in $\mathrm{eV}$)
  2. Wir betrachten eine Kupferplatte, deren Austrittsarbeit $W_A = 4.7\, \mathrm{eV}$ beträgt. Wie gross ist die maximale kinetische Energie der Elektronen, die aus dem Metall herausgeschlagen werden können, wenn Licht mit einer Wellenlänge von $\lambda = 200\, \mathrm{nm}$ (wie in 1.) auf die Platte geschossen wird?

Sonnensystem als Atommodell (schwierig)

Betrachte das Sonnensystem als Atommodell. Die Sonne ist der Atomkern, die Planeten sind die Elektronen. Die Bahnen der Planeten sind die Schalen.

solar system illustration

WP, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

  1. Welche Hauptquantenzahl $n$ würdest du der Erde geben?
  2. Die Erde hat eine Masse von $m_E \approx 6 \cdot 10^{24}\, \mathrm{kg}$ und die Sonne hat eine Masse von $m_S \approx 2 \cdot 10^{30}\, \mathrm{kg}$. Wie gross ist die Bahngeschwindigkeit der Erde? (Nehme an, dass sich die Erde auf einer Kreisbahn um die Sonne bewegt und vernachlässige den Einfluss der anderen Planeten).
  3. Berechne den Betrag vom Bahndrehimpuls der Bewegung der Erde um die Sonne.
  4. Formuliere eine Analogie der Bohrschen Postulate für das Sonnensystem.
  5. Angenommen die Erde hat die von dir in Aufgabe 1 bestimmte Hauptquantenzahl. Was für einen Bahndrehimpuls müsste demnach Neptun haben?
  6. Neptun hat eine Masse von $m_N \approx 1 \cdot 10^{26}\, \mathrm{kg}$. Wie lange dauert nach unserem Modell ein Jahr auf Neptun?
  7. In Wirklichkeit dauert ein Jahr für Neptun $T_N \approx 5 \cdot 10^9\, \mathrm{s}$. Bedeutet das, dass das Bohr-Modell nicht funktioniert?

Reduzierte Masse

Berechne die reduzierte Masse (schlage allenfalls die Definition nach) für die folgenden Systeme:

  1. $m_1 = 1\, \mathrm{u}$ und $m_2 = 1\, \mathrm{u}$
  2. $m_1 = 2\, \mathrm{u}$ und $m_2 = 2\, \mathrm{u}$
  3. $m_1 = 1\, \mathrm{u}$ und $m_2 = 1\, \mathrm{kg}$
  4. $m_1 = 1\, \mathrm{kg}$ und $m_2 = 1\, \mathrm{u}$

De-Broglie-Wellenlänge

  1. Berechne die de-Broglie-Wellenlänge von einem Auto ($m = 1000\, \mathrm{kg}$), das mit $v = 30\, \mathrm{m/s}$ fährt.
  2. Welches der folgenden Objekte hat die grösste de-Broglie Wellenlänge? i) Ein Helium Atom bei Raumtemperatur (Geschwindigkeit $v \approx 800\, \mathrm{m/s}$) ii) Eine Maus, die von einer Katze gejagt wird iii) Ein von Roger Federer geschlagener Tennisball

Lösungen

Lösung Photoelektrischer Effekt

  1. $E = \frac{h c}{\lambda} \approx 6.19\, \mathrm{eV}$
  2. $E_{kin} = E - W_A \approx 1.49\, \mathrm{eV}$

Lösung Sonnensystem als Atommodell

L1. Analog zum Bohrschen Atommodell fangen wir mit der Quantenzahl $n = 1$ für die innerste Schale an. Die Erde ist der dritte Planet von der Sonne aus, also $n = 3$. L2. Die Bedingung für eine Kreisbahn ist $F_G = F_Z$ (Gravitationskraft = Zentripetalkraft). Die Gravitationskraft ist gegeben durch $F_G = \frac{G m_S m_E}{r^2}$ und die Zentripetalkraft durch $F_Z = \frac{m_E v^2}{r}$. Setzen wir diese gleich, so erhalten wir:

$$\frac{G m_S m_E}{r^2} = \frac{m_E v^2}{r} \Rightarrow \frac{G m_S}{r} = v^2 \qquad (1)$$

Wir erinnern uns daran, dass ein Jahr $365.25\, \mathrm{Tage}$ dauert und der Umlaufzeit $T$ der Erde um die Sonne entspricht. Die Umlaufbahn lässt sich berechnen durch $U = 2 \pi r = v T$. Nach $r$ aufgelöst erhalten wir:

$$r = \frac{v T}{2 \pi} \qquad (2)$$

Setzen wir nun (2) in (1) ein, so erhalten wir:

$$\frac{G m_S}{\frac{v T}{2 \pi}} = v^2 \Rightarrow v = \sqrt[3]{\frac{G m_S 2 \pi}{T}} \approx 3 \cdot 10^{4}\, \mathrm{m/s}$$

L3. Der Bahndrehimpuls ist gegeben durch $l_E = m_E v r$. Setzen wir (2) ein, so erhalten wir:

$$l_E = m_E v r = m_E v \frac{v T}{2 \pi} = \frac{m_E T}{2 \pi} v^2 \approx 3 \cdot 10^{40}\, \mathrm{kg m^2 s^{-1}}$$

L4. Format: Bohrsches Postulat -> Analogie

i) Die Elektronen bewegen sich auf diskreten Kreisbahnen um den Atomkern. -> Die Planeten bewegen sich auf diskreten Kreisbahnen um die Sonne.

ii) Die kreisförmige Bewegung erfolgt strahlungslos. Wird von aussen Strahlung zugeführt, so kann sie nur vom Atom absorbiert werden, wenn die Energie der Strahlung genau der Differenz der Energieniveaus entspricht. -> Die Bahnen der Planeten sind stabil und können nur verändert werden, wenn Asteroiden mit einer Energie auf die Planeten treffen, die genau der Differenz der Energieniveaus der Bahnen entspricht.

iii) Der Betrag des Drehimpulses eines gebundenen Elektrons nimmt nur die diskreten Werte $l_n = n \hbar$ an. -> Der Betrag des Drehimpulses eines Planeten im Sonnensystem nimmt nur die diskreten Werte $l_n = n k$ an, wobei die Konstante $k$ durch den Drehimpuls der Erde und der zugehörigen Hauptquantenzahl $n$ bestimmt ist. (Teilaufgaben 1. und 3.)

L5. Haben wir der Erde die Quantenzahl $n = 3$ gegeben, so ist die natürliche Wahl für die Quantenzahl von Neptun $n = 8$. Wenden wir Postulat iii) an und unser Ergebnis aus Aufgabe 3, so erhalten wir:

$$l_N = 8 k = 8 \frac{1}{3} l_E \approx 7 \cdot 10^{40}\, \mathrm{kg m^2 s^{-1}}$$

L6. Wir haben die Gleichungen für die Umlaufbahn:

$$U = 2 \pi r_N = v_N T \Rightarrow r_N = \frac{v_N T}{2 \pi} \qquad (1)$$

und für den Bahndrehimpuls:

$$l_N = m_N r_N v_N \qquad (2)$$

Ausserdem muss auch hier wieder die Bedingung für eine Kreisbahn erfüllt werden, also $F_G = F_Z$. Setzen wir diese beiden Gleichungen gleich, so erhalten wir:

$$\frac{G m_S m_N}{r_N^2} = \frac{m_N v_N^2}{r_N} \Rightarrow v_N^2 = \frac{G m_S}{r_N} \qquad (3)$$

Setzen wir (1) in (2) und (3) ein, so erhalten wir:

$$l_N = m_N \frac{v_N T}{2 \pi} v_N = \frac{m_N v_N^2 T}{2 \pi} \qquad (4)$$

$$v_N^2 = \frac{G m_S}{\frac{v_N T}{2 \pi}} \Rightarrow v_N = \sqrt[3]{\frac{2 \pi G m_S}{T}} \qquad (5)$$

Setzen wir (5) in (4) ein:

$$l_N = \frac{m_N \left(\frac{2 \pi G m_S}{T}\right)^{2/3} T}{2 \pi} = \frac{m_N \left(G m_S\right)^{2/3} T^{1/3}}{\left(2 \pi\right)^{1/3}}$$

und nach $T$ aufgelöst ergibt sich schlussendlich:

$$T = \frac{2 \pi l_N^3}{m_N^3 G^2 m_S^2} \approx 1 \cdot 10^5\, \mathrm{s}$$

L7. Nein, denn wir betrachten hier ein makroskopisches System! Die Annahme iii), dass dass der Drehimpuls der Planeten diskrete Werte annimmt, stimmt so nicht. Auf der hier betrachteten Grössenskala hätten wir ein kontinuierliches Spektrum von Drehimpulsen.

Lösung reduzierte Masse

  1. $\mu = \frac{1 \cdot 1}{1 + 1} \mathrm{u} = \frac{1}{2} \, \mathrm{u}$
  2. $\mu = \frac{2 \cdot 2}{2 + 2} \mathrm{u} = 1 \mathrm{u}$
  3. $\mu = \frac{1\, \mathrm{u} \cdot 1\, \mathrm{kg}}{1\, \mathrm{u} + 1\, \mathrm{kg}} \approx 1\, \mathrm{u}$
  4. Gleich wie 3., da die reduzierte Masse unabhängig von der Reihenfolge der Teilchen ist.

Lösung De-Broglie-Wellenlänge

  1. $\lambda = \frac{h}{p} = \frac{h}{m v} \approx 2.2 \cdot 10^{-38} \, \mathrm{m}$
  2. i) $\begin{aligned}m_{He} &\approx 4 \mathrm{u} \approx 7 \cdot 10^{-27} \mathrm{kg} \ & \Rightarrow \lambda = \frac{h}{m_{He} v_{He}} \approx 1.3 \cdot 10^{-10}\, \mathrm{m} \end{aligned}$ ii) $m \approx 0.1\, \mathrm{kg}, v \approx 2\, \mathrm{m/s} \Rightarrow \lambda \approx 3 \cdot 10^{-33}\, \mathrm{m}$ iii) $m \approx 0.05\, \mathrm{kg}, v \approx 60\, \mathrm{m/s} \Rightarrow \lambda \approx 2 \cdot 10^{-34}\, \mathrm{m}$ Also hat das Helium Atom ganz klar die grösste Wellenlänge. Das ist auch nicht überraschend, da alle anderen betrachteten Objekte makroskopisch sind und viel grössere Massen haben.

Woche 10 - Photonenimpuls & Interferenz

Theorie

Photonenimpuls

Letzte Woche haben wir die Wellenlänge von Materieteilchen betrachtet, die De-Broglie-Wellenlänge:

$$\lambda = \frac{h}{p}$$

Betrachten wir Teilchen als Materie, so kennen wir (meist) ihre Masse $m$ und ihre Geschwindigkeit $v$, womit sich der Impuls durch $p = m v$ ergibt. Betrachten wir Photonen als Teilchen, so kennen wir ihre Wellenlänge (oder können sie aus anderen Eigenschaften wie der Energie oder Frequenz berechnen) und erhalten den Impuls durch umstellen der De-Broglie-Wellenlänge:

$$p = \frac{h}{\lambda}$$

Wieso ist das wichtig? Nun, wir wissen aus der Physik, dass bei einem Zusammenstoss von Teilchen der Gesamt-Impuls erhalten bleibt. Wenn also ein Photon von einem Teilchen absorbiert wird, dann wird der Impuls auf das Teilchen übertragen und es wird (nur sehr leicht, da der Impuls eines Photons recht klein ist) beschleunigt in die Richtung, in die das Licht sich davor ausgebreitet hat. Genauso wird ein Teilchen, das ein Photon aussendet in die entgegengesetzte Richtung beschleunigt, gerade wie der Rückstoss beim abfeuern einer Kanonenkugel.

Interferenz

Überlagern sich zwei Wellen, so addieren sich die Amplituden der Wellen. Dies kann mathematisch so simpel beschrieben werden wie es klingt: Haben wir zwei Wellenfunktionen $A_1(x, t)$ und $A_2(x, t)$, so ergibt sich die resultierende Wellenfunktion $A(x, t)$ durch $A(x, t) = A_1(x, t) + A_2(x, t)$. Dies führt zu einem Phänomen, welches wir als Interferenz bezeichnen. Haben wir zwei Wellen, die sich überlagern, so können wir zwei Extremfälle unterscheiden:

  1. Die Wellen sind in Phase, d.h. die Maxima und Minima der Wellen fallen aufeinander. In diesem Fall verstärken sich die Wellen und wir erhalten eine resultierende Welle mit grösserer Amplitude. Dies passiert zum Beispiel für $A_1(x, t) = \cos(k x + v t)$ und $A_2(x, t) = 5 \cos(k x + v t)$ zu $A(x, t) = 6 \cos(k x + v t)$. Dieser Fall trifft auf, wenn die Phasendifferenz zweier Wellen ein ganzzahliges Vielfaches von $2 \pi \lambda$ beträgt.
  2. Die Wellen verlaufen gegenphasig, d.h. die Maxima der einen Welle fallen auf die Minima der anderen Welle. In diesem Fall löschen sich die Wellen aus und wir erhalten eine resultierende Welle mit kleinerer Amplitude. Dies passiert zum Beispiel für $A_1(x, t) = \cos(k x + v t)$ und $A_2(x, t) = -2 \cos(k x + v t)$ zu $A(x, t) = - \cos(k x + v t)$. Dieser Fall trifft auf, wenn die Phasendifferenz zweier Wellen ein ganzzahliges Vielfaches von $2 \pi \lambda$ beträgt.

Wir werden hier nur diese beiden Extremfälle und nur Wellen mit der gleichen Ausbreitungsgeschwindigkeit betrachten, denn sonst wird es schnell kompliziert, da die Amplitude der resultierenden Welle zeitabhängig wird. In der Übung beschäftigt ihr euch mit dem Doppelspaltexperiment, welches als Paradebeispiel für Interferenz gilt.

Etwas zum spielen:

Durch auswählen der Optionen kannst du Animationen von Wasser, Licht oder Schallwellen und deren Interferenz verhalten beobachten.

Aufgaben

Photonenimpuls (Konzeptfrage)

Angenommen die Sonne sendet pro Sekunde $10^{45}$ Photonen aus. Wie gross ist die resultierende Kraft, die auf die Sonne wirkt, wenn die Photonen mit einer Wellenlänge von $500\,\mathrm{nm}$ ausgesendet werden? Hinweis: Die Kraft ergibt sich durch $F = \frac{\Delta p}{\Delta t}$.

Photonenimpuls (Rechnen)

  1. Betrachte einen Laser, der violettes Licht mit einer Wellenlänge von $\lambda = 400\, \mathrm{nm}$ aussendet. Berechne die Energie und den Impuls eines Photons.
  2. Der Laser aus 1. sendet pro Sekunde $10^{20}\, \mathrm{Photonen}$ aus. Was ist die Leistung des Lasers? Wie viel Impuls wird pro Sekunde ausgesendet?
  3. Betrachte ein Papierflugzeug mit einer Masse von $m = 2\,\mathrm{g}$, das mit einer Geschwindigkeit von $v = 5\,\mathrm{m/s}$ fliegt. Wie gross ist der Impuls des Flugzeugs?
  4. Das Papierflugzeug sei aus schwarzem Papier und absorbiere alles auftreffende Licht (vorherige Teilaufgaben). Wie lange dauert es, bis es durch den Laser gestoppt wurde?
  5. Was passiert wahrscheinlich in der Realität, wenn wir dieses Experiment durchführen?

Interferenz

  1. Berechne die Superposition der Wellen $A_1(x) = \sin(x + \pi / 2)$ und $A_2(x, t) = 5 \cos(x)$.
  2. Betrachte zwei Laser mit der gleichen Wellenlänge $\lambda = 500\,\mathrm{nm}$, die in einem Abstand von $d = 4700\, \mathrm{nm}$ voneinander aufgestellt wurden. Wie gross muss die Phasendifferenz der beiden Laser sein, damit destruktive Interferenz beobachtet werden kann? Hinweis: Siehe Bild unten.
interference task illustration

Lösungen

Lösung Photonenimpuls (Konzeptfrage)

Da die Photonen in alle Richtungen gleichermassen ausgesendet werden, verschwindet die resultierende Kraft. Die Kraft, die auf die Sonne wirkt, ist also $F_{res} = 0\,\mathrm{N}$.

Lösung Photonenimpuls (Rechnen)

  1. $E = h \nu = \frac{hc}{\lambda} \approx 4.96 \cdot 10^{-19}\,\mathrm{J}$, $p = \frac{h}{\lambda} \approx 1.66 \cdot 10^{-27}\,\mathrm{kg\,m/s}$
  2. Die Leistung ist definiert als Energie pro Zeit, also $P = \frac{N E}{t} \approx 49.6 \,\mathrm{W}$. Der Impuls ergibt sich gleichermassen durch $\frac{p_{laser}}{s} = \frac{N p}{t} \approx 1.66 \cdot 10^{-7}\,\mathrm{kg\,m/s^2}$.
  3. $p_{flugzeug} = m v = 0.01\,\mathrm{kg\,m/s}$
  4. Damit das Flugzeug gestoppt wird muss $p_{laser} = p_{flugzeug}$ gelten. Es dauert also $t = \frac{p_{flugzeug}}{p_{laser}/\mathrm{s}} \approx 6 \cdot 10^{4}\,\mathrm{s} \approx 17 \, \mathrm{h}$.
  5. Die Leistung des Lasers ist so gross, dass das Flugzeug relativ schnell verbrennen würde. Ausserdem müssten wir irgendwie verhindern, dass das Flugzeug durch Luftwiderstand abgebremst wird und nicht abstürzt aufgrund der Schwerkraft.

Lösung Interferenz

  1. $A(x) = \sin(x + \pi / 2) + 5 \cos(x) = \cos(x) + 5 \cos(x) = 6 \cos(x)$
  2. Damit die beiden Wellen ausser Phase sind, muss die resultierende Phasendifferenz $\pi$ betragen. Da der zweite Laser $d = 4700\, \mathrm{nm}$ vom ersten entfernt ist, können wir einfach $d$ auf das Argument addieren und erhalten $A_1(x) = \sin(2 \pi \frac{x}{\lambda})$ und $A_2(x) = \sin(2 \pi \frac{x+d}{\lambda}+\varphi)$. Damit die Summe verschwindet, muss $2 \pi \frac{x}{\lambda} + (2n + 1) \pi = 2 \pi \frac{x+d}{\lambda} + \varphi$, wobei $n \in \mathbb{Z}$ gelten. Damit folgt direkt $\varphi = 2 \pi \frac{d}{\lambda} + (2n + 1) \pi = 2 \pi \cdot 9.4 + (2n + 1) \pi$. Eine mögliche Lösung ist also $\varphi = 0.4 \pi$.

Woche 11 - Schrödingergleichung, Operatoren & Teilchen im Kasten

Theorie

Operatoren

In der Quantenmechanik benutzen wir häufig mathematische Objekte, die auf Funktionen wirken. Diese werden Operatoren genannt und werden mit einem Hut gekennzeichnet: $\hat{A}$. Ein Operator $\hat{A}$ wirkt auf eine Funktion $f(x)$ und liefert eine neue Funktion $\hat{A}f(x)$. Zum Beispiel ist die Ableitung ein Operator, der auf eine Funktion wirkt und als Ergebnis ('neue Funktion') ihre Ableitung liefert:

$$ \hat{\nabla}f(x) = \frac{\mathrm{d}}{\mathrm{d}x}f(x) = f'(x) $$

Ergibt die Anwendung eines Operators $\hat{A}$ auf eine Funktion $f$ wieder diese Funktion $f$ mal eine Konstante $\lambda$, so wird $f$ Eigenfunktion des Operators $\hat{A}$ zum Eigenwert $\lambda$ genannt. Wir schreiben:

$$ \hat{A}f(x) = \lambda f(x) \Leftrightarrow f \text{ ist Eigenfunktion von } \hat{A} $$

Born'sche Interpretation & Erwartungswerte

Die Wellenfunktion $\Psi(x)$ ist eine komplexe Funktion. Die Wahrscheinlichkeit, ein Teilchen an einem Ort $x$ zu finden, ist gleich dem Betragsquadrat der normierten Wellenfunktion:

$$ P(\vec{r}) = \left| \Psi(x) \right|^2 $$

und wird als Wahrscheinlichkeitsdichte bezeichnet. Damit die Wellenfunktion normiert ist, muss also gelten, dass die Wahrscheinlichkeit das Teilchen irgendwo im Raum zu finden gleich 1 ist:

$$ \int_{-\infty}^{\infty} \left| \Psi(x) \right|^2 \mathrm{d} x = 1 $$

Allgemeiner können wir jetzt auch den Erwartungswert eines Operators $\hat{A}$ berechnen:

$$ \langle \hat{A} \rangle = \int_{-\infty}^{\infty} \Psi^*(x) \hat{A} \Psi(x) \mathrm{d} x $$

Dabei ist $\Psi^*(x)$ die komplex konjugierte Wellenfunktion. Der Erwartungswert ist also der gewichtete Mittelwert des Operators $\hat{A}$ über alle möglichen Zustände $\Psi(x)$ und nimmt die Rolle der klassisch gemessenen Grösse ein.

Im Unterricht haben wir uns noch eine Veranschaulichung mit Mehl angeschaut:

Kommutatoren

Im Gegensatz zu den Zahlen, die wir in Alltagsrechungen verwenden, spielt es bei Operatoren eine Rolle in welcher Reihenfolge sie angewandt werden! Die Abhängigkeit der Reihenfolge wird durch den sogenannten Kommutator beschrieben:

$$ [\hat{A}, \hat{B}] = \hat{A}\hat{B} - \hat{B}\hat{A} $$

Wichtig beim Ausrechnen von Kommutatoren ist im Kopf zu behalten, dass Operatoren auf Funktionen wirken. Ich empfehle also immer $ [\hat{A}, \hat{B}]f(x) $ auszurechnen und nicht $ [\hat{A}, \hat{B}] $ alleine, da sonst schnell Fehler passieren. Ein Beispiel gibt es in den Aufgaben.

Schrödinger-Gleichung

In der Vorlesung habt ihr die Schrödinger-Gleichung kennengelernt. Diese lautet:

$$ \hat{H}\Psi(\vec{r},t) = \mathrm{i}\hbar\frac{\partial}{\partial t}\Psi(\vec{r},t) $$

Sie beschreibt also die zeitliche Entwicklung einer Wellenfunktion $\Psi(\vec{r}, t)$. Der darin vorkommende Operator $\hat{H}$ wird Hamilton-Operator genannt und ergibt sich durch die Quantisierung der klassischen Energie:

$$ \hat{H} = \frac{\hat{p}^2}{2m} + V(\vec{r}) $$

wobei $\hat{p} = -\mathrm{i}\hbar \hat{\nabla}$ der Impulsoperator und $V(\vec{r})$ das Potential repräsentiert.

Die Schrödinger-Gleichung scheint sich relativ einfach lösen zu lassen, vor allem wenn $\hat{H}$ nicht von der Zeit abhängt. Dann erhalten wir wie auch schon im Thema Radioaktivität gesehen eine Lösung der Form:

$$ \Psi(\vec{r}, t) = \Psi(\vec{r}, t=0) e^{- \mathrm{i} \hat{H} t/\hbar} $$

Die Anfangsfunktion $\Psi(\vec{r}, t=0)$ hängt nun nicht mehr von der Zeit ab und kann durch die Zeitunabhängige Schrödinger-Gleichung berechnet werden:

$$ \hat{H}\Psi(\vec{r}) = E\Psi(\vec{r}) $$

wobei $E$ die Energie des Systems im Zustand $\Psi(\vec{r})$ ist. Diese Gleichung ist eine Eigenwertgleichung, die Eigenfunktionen $\Psi(\vec{r})$ des Hamilton-Operators $\hat{H}$ zum Eigenwert $E$ beschreibt.

Aufgaben

Operatoren & Eigenfunktionen

  1. Zeige, dass die Funktion $f(x) = e^{kx}$ Eigenfunktion des Operators $\hat{A} = \dd{}{x}$ zum Eigenwert $k$ ist.
  2. Nenne zwei Eigenfunktionen des Operators $\hat{A} = \dd{}{x}$ zum Eigenwert $\lambda = 0$?

Kommutatoren

Berechne den Kommutator $ [\hat{A}, \hat{B}] $ von $\hat{A} = \hat{x}^2$ und $\hat{B} = \dd{}{x}$.

Schrödinger-Gleichung

Überprüfe, dass die vorhin gezeigte Funktion:

$$ \Psi(\vec{r}, t) = \Psi(\vec{r}) e^{- \mathrm{i} \hat{H} t/\hbar} $$

die Schrödinger-Gleichung erfüllt.

Erwartungswert

Angenommen wir betrachten ein Teilchen mit der Wellenfunktion $\Psi(x) = \begin{cases} A \sin(x), & \text{ für x} \in [0, \pi] \\ 0, & \text{sonst} \end{cases}$, wobei $A$ eine Normierungskonstante ist.

  1. Berechne die Normierungskonstante $A$. Hinweis: $\int sin^2(x) = \frac{x}{2} - \frac{\sin(x) \cos(x)}{2}$.
  2. Berechne die Wahrscheinlichkeit, das Teilchen im Intervall $[0, \pi/2]$ zu finden.
  3. Berechne den Erwartungswert des Ortsoperators $\hat{x}$, gegeben durch $\hat{x} = x$. Gib eine physikalische Interpretation an.
  4. Berechne den Erwartungswert des Impulsoperators $\hat{p}$, gegeben durch $\hat{p} = -\mathrm{i}\hbar \dede{}{x}$. Gib eine physikalische Interpretation an.
  5. Um was für eine Art von Potential könnte es sich handeln, in dem ein Teilchen mit so einer Wellenfunktion sich befindet?

Lösungen

Lösung Operatoren & Eigenfunktionen

  1. $$ \hat{A}f(x) = \dd{}{x} e^{kx} = k e^{kx} = kf(x) $$
  2. Irgendeine Konstante $c$ ist Eigenfunktion von $\dd{}{x}$ zum Eigenwert $\lambda = 0$, da $\hat{A}c = 0c = 0$.

Lösung Kommutatoren

Wie anfangs erklärt ist es wichtig, den Kommutator auf eine Funktion anzuwenden. Wir rechnen also:

$$ \begin{aligned} [x^2, \dd{}{x}] f(x) &= x^2 \dd{}{x} f(x) - \dd{}{x} \left( x^2 f(x) \right) \\ &= x^2 \dd{}{x} f(x) - \dd{}{x} x^2 f(x) \\ &= x^2 f'(x) - 2xf(x) - x^2 f'(x) \\ &= -2xf(x) \end{aligned} $$

Wobei wir die Produktregel für die Ableitung verwendet haben.

Lösung Schrödinger-Gleichung

Wir berechnen die Ableitung:

$$ \dede{}{t} \Psi(\vec{r}) e^{- \mathrm{i} \hat{H} t/\hbar} = - \frac{\mathrm{i}}{\hbar} \hat{H} \Psi(\vec{r}) e^{- \mathrm{i} \hat{H} t/\hbar} $$

und setzen dies in die Schrödinger-Gleichung ein:

$$ \begin{aligned} \hat{H} \Psi(\vec{r}, t) = \mathrm{i}\hbar\frac{\partial}{\partial t}\Psi(\vec{r},t) \\ \Leftrightarrow \hat{H} \Psi(\vec{r}) e^{- \mathrm{i} \hat{H} t/\hbar} = \mathrm{i} \hbar \cdot \left(-\frac{\mathrm{i}}{\hbar} \hat{H} \Psi(\vec{r}) e^{- \mathrm{i} \hat{H} t/\hbar} \right) \\ \Leftrightarrow \hat{H} \Psi(\vec{r}) e^{- \mathrm{i} \hat{H} t/\hbar} = \hat{H} \Psi(\vec{r}) e^{- \mathrm{i} \hat{H} t/\hbar} \end{aligned} $$

Die Schrödinger-Gleichung ist also erfüllt.

Lösung Erwartungswert

L1. Die Normierungskonstante $A$ ergibt sich aus der Normierungsbedingung

$$ \int_{-\infty}^{\infty} \left| \Psi(x) \right|^2 \mathrm{d} x = 1$$

Wir rechnen:

$$ \int_{-\infty}^{\infty} \left| \Psi(x) \right|^2 \mathrm{d} x = \int_{0}^{\pi} A^2 \sin^2(x) \mathrm{d} x = A^2 \frac{\pi}{2} $$

womit wir $A = \sqrt{\frac{2}{\pi}}$ erhalten.

L2. Die Wahrscheinlichkeit, das Teilchen im Intervall $[0, \pi/2]$ zu finden, ist $50\%$, da es sich gerade um die Hälfte des Intervalls $[0, \pi]$ handelt und die Wellenfunktion $\Psi(x)$ symmetrisch um $\pi/2$ ist. Wir können sie aber auch berechnen durch:

$$ \int_{0}^{\pi/2} \left| \Psi(x) \right|^2 \mathrm{d} x = \int_{0}^{\pi/2} \frac{2}{\pi} \sin^2(x) \mathrm{d} x = \frac{2}{\pi} \frac{\pi}{4} = \frac{1}{2} $$

L3. Der Erwartungswert des Ortsoperators $\hat{x}$ ist:

$$ \langle \hat{x} \rangle = \int_{-\infty}^{\infty} \Psi^*(x) \hat{x} \Psi(x) \mathrm{d} x = \int_{0}^{\pi} \frac{2}{\pi} \sin^2(x) x \mathrm{d} x = \frac{2}{\pi} \frac{\pi^2}{4} = \frac{\pi}{2} $$

Das Teilchen befindet sich also im Mittel bei $x = \pi/2$, was wir auch klassisch erwarten würden.

L4. Der Erwartungswert des Impulsoperators $\hat{p}$ ist:

$$ \begin{aligned} \langle \hat{p} \rangle &= \int_{-\infty}^{\infty} \Psi^*(x) \hat{p} \Psi(x) \mathrm{d} x = \int_{0}^{\pi} \frac{2}{\pi} \sin(x) \left(-\mathrm{i}\hbar \dede{}{x}\right) \sin(x) \mathrm{d} x \\ &= - \mathrm{i} \hbar \frac{2}{\pi} \int_{0}^{\pi} \sin(x) \cos(x) \mathrm{d} x = 0 \end{aligned}$$

Der Erwartungswert des Impulsoperators ist also $0$. Das Teilchen hat also im Mittel keinen Impuls, was wir auch klassisch erwarten würden, da es sich um eine stehende Welle handelt.

L5. Zuerst erkennen wir, dass das Teilchen sich nur in einer Dimension bewegen kann, da nur eine Ortsvariable $x$. Es handelt sich demnach auch um ein eindimensionales Potential. Da die Wellenfunktion ausserhalb des Bereiches $[0, \pi]$ verschwindet, muss das Potential ausserhalb dieses Bereiches unendlich gross sein, so dass die Aufenthaltswahrscheinlichkeit dort verschwindet. Innerhalb des Bereiches $[0, \pi]$ ist das Potential konstant, die Wellenfunktion eine Eigenfunktion von $\dede{^2}{x^2}$ und damit von $\hat p ^2$ ist. Es handelt sich also um ein Potential, das gerade dem in den Übungen betrachteten Potentials für das Teilchen im eindimensionalen Kasten entspricht.

Woche 12 - Wasserstoff-Atom & Atomterme

Theorie

Wasserstoff-Atom & Orbitale

Ihr habt in der Vorlesung gesehen, dass die (zeitunabhängige) Schrödingergleichung für das Wasserstoff-Atom analytisch lösbar ist. Die Lösungen davon sind 1-Elektronen-Wellenfunktionen und werden auch als Orbitale bezeichnet. Da wir die Schrödingergleichung für Atome mit mehreren Elektronen nicht analytisch lösen können, nähern wir diese oftmals mit den Lösungen des Wasserstoff-Atoms an. Diese Lösungen sind zwar nicht exakt, aber sie sind sehr gut und helfen uns, die Elektronenstruktur von Atomen zu verstehen.

Die Lösungen wurden separiert in ein Produkt von Radialteil, also vom Abstand zum Kern abhängigen, und Winkelteil, also von den Winkeln $\theta$ und $\phi$ abhängigen. Die genaue Form ist nicht weiter wichtig, die physikalische Interpretation der Knotenflächen hilft uns aber (v.a. in späteren Vorlesungen, AC, OC) die Reaktivität bestimmter Moleküle zu verstehen. Bei den Knotenflächen verschwindet die Wellenfunktion und somit auch ihr betragsquadrat. Nach der Born'schen Interpretation ist also die Aufenthaltswahrscheinlichkeit des Elektrons dort gleich 0!

Pauli-Aufbauprinzip

Da es sich bei Elektronen um Fermionen handelt, können zwei Elektronen nicht in allen der vier Quantenzahlen $n, l, m_l, m_s$ übereinstimmen. Weiter muss $l<n$ und $m_l \in {-l, -l+1, \dots, l-1, l},$ sowie $m_s \in {-\frac{1}{2}, \frac{1}{2}}$ gelten. Das auffüllen der Orbitale ist jedoch nicht ganz so einfach, als dass es einfach der Reihenfolge der Hauptquantenzahl $n$ nachgeht. Die Reihenfolge ist wie folgt dargestellt:

Pauli Aufbauprinzip Diagramm

Die Orbitale mit der gleichen Quantenzahl $l$ werden auch als Unterschalen bezeichnet und können mit $2(l+1)$ Elektronen befüllt werden. Die Orbitale mit der gleichen Hauptquantenzahl $n$ werden auch als Schalen bezeichnet.

Termsymbole

Kochrezept zum bestimmen des Termsymbols:

  1. Orbitale besetzen nach dem Pauli-Prinzip (am besten aufzeichnen). Es müssen nur die Valenz-Elektronen betrachtet werden, da volle Unterschalen keinen Beitrag zum Gesamtdrehimpuls leisten.
  2. Bahndrehimpuls der einzelnen Elektronen $m_l$ zu Gesamtbahndrehimpuls $L$ addieren. Im Grundzustand werden die Orbitale so besetzt, dass $L$ maximal ist.
  3. Spindrehimpuls der einzelnen Elektronen $m_s$ zu Gesamtspindrehimpuls $S$ addieren. Im Grundzustand werden die Orbitale so besetzt, dass $S$ maximal ist.
  4. Gesamtbahndrehimpuls $L$ und Gesamtspindrehimpuls $S$ zu den möglichen Werten für den Gesamtdrehimpuls $J = L+S, L+S-1, \dots, |L-S|$ summieren. Im Grundzustand ist $$J = \begin{cases} L+S & \text{falls Unterschale mehr als halbvoll} \\ |L-S| & \text{falls Unterschale weniger als halbvoll} \end{cases}$$
  5. Das Termsymbol ist dann $^{2S+1}L_J$ (respektive mehrere, falls verschiedene Werte für $J$)

Beispiel für das Beryllium-Atom:

  1. 1s$^2$ 2s$^2$
  2. $m_{l,1} = 0, m_{l,2} = 0, m_{l,3} = 0, m_{l,4} = 0$ da alle in S-Orbitalen. Damit ist auch $L = 0$
  3. $m_{s,1} = +\frac{1}{2}, m_{s,2} = -\frac{1}{2}, m_{s,3} = +\frac{1}{2}, m_{s,4} = -\frac{1}{2}.$ Damit ist auch $S = 0$
  4. $J = 0 + 0 = 0$
  5. Das Termsymbol ist $^1\mathrm{S}_0$

Aufgaben

Termsymbole

Bestimme die Termsymbole für die folgenden Atome im Grundzustand:

a) Al

b) As

c) Welche der folgenden Termsymbole sind möglich und wieso/wieso nicht?

  1. $^3\mathrm{P}_2$
  2. $^0\mathrm{S}_0$
  3. $^7\mathrm{S}_3$
  4. $^1\mathrm{S}_1$

Grundlagen und Modelle der QM (Prüfung HS10)

In einem ersten Experiment misst du den Impuls eines Elektrons in $x$-Richtung und dann den Impuls in $z$-Richtung. In einem zweiten Experiment führst du diese Messungen genau in umgekehrter Reihenfolge durch.

a) Formuliere diese beiden Messungen in der Sprache der QM (mit Operatoren).

b) Gib an, was die Differenz der Messergebnisse ist und begründe deine Antwort mathematisch!

Ein Proton befindet sich in einem eindimensionalen Kasten der Länge $d = 1.5\, \mathrm{fm}$.

c) Berechne die Wellenlänge der elektromagnetischen Strahlung, die emittiert wird, wenn das Proton einen Übergang von $n = 2$ nach $n = 1$ erfährt.

d) In welchem Bereich des elektromagnetischen Spektrums liegt die emittierte Strahlung?

Berechne unter der Annahme einer quantenmechanischen harmonischen Oszillation die minimale Anregungsenergie vom Grundzustand in den ersten angeregten Zustand für

e) einen Schwingquarz einer Uhr bei $33 \, \mathrm{kHz}$;

f) die Bindung zwischen zwei Sauerstoffatomen im Sauerstoffmolekül. Die Kraftkonstante betrage $k = 1177 \, \mathrm{N/m}$.

Tipp: Als Masse ist die reduzierte Masse für zwei Teilchen $1$ und $2$: $\mu = \frac{m_1 m_2}{m_1 + m_2}$ zu verwenden und die Masse eines Sauerstoffatoms sei aus der molaren Masse zu berechnen.

Lösungen

Lösung Termsymbole

a) Al: $[\mathrm{Ne}] 3s^2 3p^1 \Rightarrow L = 1, S = \frac{1}{2} \Rightarrow ^2P_{\frac{1}{2}}$

b) As: $[\mathrm{Ar}] 3d^{10} 4s^2 4p^3 \Rightarrow L = 0, S = 3/2 \Rightarrow ^4S_{\frac{3}{2}}$

c) Erinnere dich daran, dass das Termsymbol $^{2S+1}L_J$ ist, wobei $S$ der Gesamtspindrehimpuls, $L$ der Gesamtbahndrehimpuls und $J$ der Gesamtdrehimpuls ist. Die möglichen Werte für $J$ sind $J = L+S, L+S-1, \dots, |L-S|$. Damit gilt:

  1. möglich, z.B. für Grundzustand von Schwefel
  2. nicht möglich, da $2S+1 \geq 1$ sein muss.
  3. möglich, z.B. für Grundzustand von Chrom
  4. nicht möglich, da $\mathrm{S} \Leftrightarrow L = 0$ und $2S+1 = 1 \Rightarrow S = 0,$ jedoch $J = 1,$ was zu einem Widerspruch führt.

Lösung Grundlagen und Modelle der QM (Prüfung HS10)

a) Die Operatoren von der Sicht der Wellenfunktion $\psi_{el}$ aus in der gegebenen Reihenfolge aufgeschrieben werden, da sie in dieser Reihenfolge angewendet werden (also gerade umgekehrt die wir es aufschreiben würden):

  1. Messung (zuerst Impuls in $x$-Richtung, dann Impuls in $z$-Richtung) $ M_1: \hat{p}_z \hat{p}_x \psi_{el} $
  2. Messung (zuerst Impuls in $z$-Richtung, dann Impuls in $x$-Richtung) $ M_2: \hat{p}_x \hat{p}_z \psi_{el} $

b) Die Differenz erhalten wir aus dem Kommutator der beiden Operatoren $\hat{p}_z$ und $\hat{p}_x$. Da diese kommutieren, ist der Kommutator gleich Null. Es gibt also keine Differenz zwischen den beiden Messergebnissen.

c) Die Energielevels des Teilchen im Kasten sind bekannt:

$$E_n = \frac{n^2 h^2}{8 m_p d^2} \Rightarrow E_{2 \rightarrow 1} = 3 \frac{h^2}{8 m_p d^2}$$

$$\lambda = \frac{hc}{E_{2 \rightarrow 1}} \approx 4.54 \cdot 10^{-15} \, \mathrm{m}$$

d) Die emittierte Strahlung ist sehr kurzwellig und liegt im Bereich der $\gamma$-Strahlung.

e) Mit der Lösung des harmonischen Oszillator:

$$E_n = \left(n + \frac{1}{2}\right) h \nu$$

erhalten wir direkt:

$$E_{0 \rightarrow 1} = h \nu \approx 2.19 \cdot 10^{-29} \, \mathrm{J}$$

f) Da die Bindung als harmonischer Oszillator modelliert werden kann, gilt die gleiche Formel wie in e). Die Frequenz erhalten wir aus der Kraftkonstante $k$:

$$\nu = \frac{1}{2 \pi} \sqrt{\frac{k}{\mu}}$$

Die reduzierte Masse zwischen zwei Sauerstoffatomen der Masse $m_{O} \approx 16 \, \mathrm{u}$ ist:

$$\mu = \frac{m_{O}^2}{2 m_{O}} = \frac{m_{O}}{2}$$

Es ergibt sich:

$$E_{0 \rightarrow 1} = h \nu = h \frac{1}{2 \pi} \sqrt{\frac{k}{\mu}} = \frac{h}{2 \pi} \sqrt{\frac{2 k}{m_{O}}} \approx 3.14 \cdot 10^{-20} \, \mathrm{J}$$

Woche 13 - Harmonischer Oszillator

Theorie

Harmonischer Oszillator

Definition

Ein harmonischer Oszillator ist ein System, das durch die folgende Differentialgleichung beschrieben wird:

$$\frac{\mathrm d^2 f(x)}{\mathrm d x^2} = - \omega^2 f(x)$$

wobei $\omega$ eine Konstante ist. Die Lösung dieser Differentialgleichung ist:

$$f(x) = A \sin(\omega x) + B \cos(\omega x)$$

und beschreibt eine harmonische Schwingung mit der Kreisfrequenz $\omega$.

Diese Differentialgleichung erhalten wir, wenn ein Kraftgesetz der Form $F(x) = - k (x - x_{\mathrm e})$ gilt, also die Kraft proportional zur Auslenkung aus einer Gleichgewichtsposition $x_{\mathrm e}$ ist. Die Konstante $k$ ist die Kraftkonstante und $\omega = \sqrt{\frac{k}{m}}$ ist die oben bereits vorgekommene Kreisfrequenz. Das zugehörige Potential ist dann $V(x) = \frac{1}{2} k (x - x_{\mathrm e})^2 ,$ was wir meist antreffen werden.

Motivation

Da die Natur nach dem Zustand der niedrigsten Energie strebt, ist es naheliegend, dass sich ein Teilchen in einem Potential zumindest an einem lokalen Minimum befindet wird. Der harmonische Oszillator ist ein wichtiges Modell in der Physik, da kleine Auslenkungen aus einem Gleichgewichtszustand durch ein harmonisches Potential approximiert werden können. Betrachten wir nun eine kleine Störung vom Gleichgewichtszustand und nähern wir das Potential durch eine Taylor-Entwicklung zweiter Ordnung an, so erhalten wir ein harmonisches Potential:

$$V(x) \approx V(x_{\mathrm e}) + \frac{1}{2} V''(x_{\mathrm e}) (x-x_{\mathrm e})^2$$

Da wir den Nullpunkt des Potentials frei wählen können, können wir $V(x_{\mathrm e}) = 0$ setzen und erhalten:

$$V(x) \approx \frac{1}{2} V''(x_{\mathrm e}) (x-x_{\mathrm e})^2$$

Harmonischer Oszillator in der Quantenmechanik

Betrachten wir den harmonischen Oszillator in der Quantenmechanik, so benötigen wir die zeitunabhängige Schrödinger-Gleichung:

$$\left( - \frac{\hbar^2}{2 m} \frac{\mathrm d^2}{\mathrm d x^2} + \frac{1}{2} k x^2 \right) \psi(x) = E \psi(x)$$

Die Lösungen dieser Differentialgleichung sind schön kompliziert und interessieren uns nicht direkt. Wichtig sind die Eigenwerte, die wir für die Energie erhalten:

$$E_n = \hbar \omega \left( n + \frac{1}{2} \right) = h \nu \left( n + \frac{1}{2} \right)$$

wobei $n$ eine natürliche Zahl und $\nu = \frac{1}{2 \pi} \sqrt{\frac{k}{m}}$ die Frequenz der harmonischen Schwingung ist. Im harmonischen Potential können also nur bestimmte Frequenzen angenommen werden, was auch experimentell in der Infrarot-Spektroskopie beobachtet werden kann.

Aufgaben

Verständnisfragen Harmonischer Oszillator

a) Eine Taylor-Entwicklung zweiter Ordnung hat die Form:

$$f(x) \approx f(x_0) + f'(x_0) (x-x_0) + \frac{1}{2} f''(x_0) (x-x_0)^2$$

Im Theorie-Teil haben wir aber gesagt, dass die Taylor-Entwicklung zweiter Ordnung von $V(x)$ die Form

$$V(x) \approx V(x_{\mathrm e}) + \frac{1}{2} V''(x_{\mathrm e}) (x-x_{\mathrm e})^2$$

hat. Was ist mit dem Term $V'(x_{\mathrm e}) (x-x_{\mathrm e})$ passiert?

b) Was ist der Unterschied zwischen dem harmonischen Oszillator in der klassischen Mechanik und in der Quantenmechanik?

c) Funktioniert die Approximation der Wasserstoff-Bindung durch ein harmonisches Potential besser für kleine oder für grosse Auslenkungen? Begründe deine Antwort.

d) Könnte die Wasserstoff-Bindung wirklich durch ein harmonisches Potential beschrieben werden, könnte sie dann dissoziieren? Begründe deine Antwort.

Dissoziation von Wasserstoff (Prüfung FS17)

Wasserstoffmoleküle werden aus einer Mischung von H-, D- und T-Atomen mit relativer Häufigkeit von $60 \%$, $30 \%$ und $10 \%$ gebildet. Dabei werden alle Atome verbraucht, und es entstehen nicht nur $\mathrm{H}_2$-Moleküle, sondern auch D- und T-haltige Isotopomere von $\mathrm{H}_2$.

a) Liste alle Wasserstoffisotopomere auf, die aus der Mischung gebildet werden können und gib jeweils deren relativen Häufigkeiten an.

Die Dissoziationsenergie $D_0$ von $\mathrm{H}_2$ beträgt $7.17466 \cdot 10^{-19} \, \mathrm{J}.$ Die harmonische Schwingungsfrequenz von $\mathrm{H}_2$ beträgt $\mu = 1.3176 \cdot 10^{14} \, \mathrm{Hz},$ und der Gleichgewichtsabstand von $\mathrm{H}_2$ ist $R_e = 0.739 \cdot 10^{-10} \, \mathrm{m}.$

b) Skizziere in einem Diagramm den Verlauf der Born-Oppenheimer-Potentialenergie $V(R)$ von $\mathrm{H}_2$ als Funktion des internuklearen Abstands $R$ zwischen den zwei Protonen. Markiere in diesem Diagramm die Dissoziationsenergien $D_0$ und $D_e$.

c) Bestimme den Wert von $D_e$ möglichst genau.

d) Bestimme die harmonische Schwingungswellenzahl von $\mathrm{H}_2$ und $\mathrm{HD}$ und schätze die Dissoziationsenergie $D_0$ von $\mathrm{HD}$ mit den obigen Angaben möglichst genau ab.

e) Welches der unter a) ermittelten Isotopomeren hat die höchste Dissoziationsenergie $D_0 \mathrm{?}$

Lösungen

Lösung Verständnisfragen Harmonischer Oszillator

a) Da $V(x)$ bei $x_{\mathrm e}$ ein lokales Minimum hat, muss $V'(x_{\mathrm e}) = 0$ gelten. Somit fällt der Term $V'(x_{\mathrm e}) (x-x_{\mathrm e})$ weg.

b) Beim harmonischen Oszillator in der klassischen Mechanik ist die Energie kontinuierlich, während sie in der Quantenmechanik diskret ist, also nur bestimmte Werte annehmen kann.

c) Die Approximation funktioniert besser für kleine Auslenkungen, da die Terme höherer Ordnung in der Taylor-Entwicklung dann vernachlässigt werden können. Wenn $x^2$ klein ist, dann ist $x^3$ noch kleiner und $x^4$ noch kleiner, etc.

d) Sie könnte nicht dissoziieren, da die wirkende Kraft proportional zur Auslenkung ist. Wenn die Auslenkung gross wird, wird die Kraft gross und zieht das Molekül wieder zurück. Es wird nie ein Zustand erreicht, bei dem die Kraft zwischen den Atomen verschwindet und das Molekül somit dissoziierte.

Lösung Dissoziation von Wasserstoff (Prüfung FS17)

a) Es können die Isotopomere $\mathrm{H}_2$, $\mathrm{HD}$, $\mathrm{HT}$, $\mathrm{D}_2$, $\mathrm{DT}$ und $\mathrm{T}_2$ gebildet werden. Die relativen Häufigkeiten sind:

Isotopomer Häufigkeit
$\mathrm{H}_2$ $0.6^2 = 0.36$
$\mathrm{HD}$ $2 \cdot 0.6 \cdot 0.3 = 0.36$
$\mathrm{HT}$ $2 \cdot 0.6 \cdot 0.1 = 0.12$
$\mathrm{D}_2$ $0.3^2 = 0.09$
$\mathrm{DT}$ $2 \cdot 0.3 \cdot 0.1 = 0.06$
$\mathrm{T}_2$ $0.1^2 = 0.01$

Zur Überprüfung, die Summe der Häufigkeiten ist: $0.36 + 0.36 + 0.12 + 0.09 + 0.06 + 0.01 = 1$.

b)

interference task illustration

c) $D_e \approx D_0 + \frac{1}{2} h \nu \approx 7.6112 \cdot 10^{-19} \, \mathrm{J}$

d) Die harmonische Schwingungswellenzahl für $\mathrm{H}_2$ erhalten wir aus der Schwingungsfrequenz $\nu \approx 1.3176 \cdot 10^{14} \, \mathrm{Hz}$:

$$\tilde{\nu}_{\mathrm{H}_2} = \frac{\nu}{c} \approx 4395\, \mathrm{cm}^{-1}$$

Die harmonische Schwingungswellenzahl für $\mathrm{HD}$ erhalten wir über die Formel $\nu = \frac{1}{2 \pi} \sqrt{\frac{k}{\mu}}$ und der Annahme, dass die Kraftkonstante $k$ gleich bleibt:

$$\tilde{\nu}_{\mathrm{HD}} = \sqrt{\frac{m_n + 2 m_p}{2(m_n+m_p)}} \tilde{\nu}_{\mathrm{H}_2} \approx 3108\, \mathrm{cm}^{-1}$$

Somit erhalten wir für die Dissoziationsenergie von $\mathrm{HD}$:

$$D_{0, \mathrm{HD}} \approx D_{e, \mathrm{H}_2} - \frac{1}{2} h c \tilde{\nu}_{\mathrm{HD}} \approx 7.3025 \cdot 10^{-19} \, \mathrm{J}$$

e) $D_0$ wird maximal, wenn $\tilde{\nu}$ minimal ist. Dies ist der Fall, wenn $\frac{{\mu}_{\mathrm{H}_2}}{{\mu}_\mathrm{XY}}$ minimal ist. Setzen wir $m_X, m_Y$ ein, so erhalten wir:

$$\frac{\frac{m_p}{2}}{\frac{m_X m_Y}{m_X + m_Y}} = \frac{m_p}{2} \frac{m_X + m_Y}{m_X m_Y}$$

was gerade minimal wird, wenn $m_X = m_Y = m_p$ ist. Somit ist $\mathrm{H}_2$ das Isotopomer mit der höchsten Dissoziationsenergie.

Woche 14 - Prüfungsvorbereitung

Prüfungsrelevantes

Ich habe in der PPP der Vorlesung markiert, welche Teile ich für Prüfungsrelevant halte und was ihr einfach mal gesehen haben solltet, aber nicht erwartet wird, dass ihr es wiedergeben könnt. Dieses Dokument ist hier verfügbar. Angaben ohne Gewähr

Prüfungsvorbereitung

Allgemein - Organisatorisch

Da ihr die Basisprüfung als Block schreibt, habt ihr erst im Sommer Prüfungen. Das heisst aber nicht, dass ihr im Winter nicht schon mit der Vorbereitung anfangen solltet! Ich empfehle, in der vorlesungsfreien Zeit den gelernten Stoff zu repetieren und ggfs. Zusammenfassungen zu schreiben. Ausserdem würde ich die Übungen nochmals durchgehen, da diese auch zum Prüfungsstoff gehören.

Irgendwann Mitte Frühlingssemester kommt die Ankündigung, dass ihr euch für die Prüfungen anmelden kommt per Mail. Mit ein Paar Klicks im myStudies seid ihr angemeldet und müsst euch um nichts mehr kümmern. Die genauen Prüfungsdaten werden ca. 2 Monate danach bekannt gegeben.

Nach dem Frühlingssemester beginnt die Lernphase. Diese ist sehr lang, also empfiehlt es sich nicht gleich die ganze Energie am Anfang zu verpuffen und vielleicht erst mal 1-2 Wochen Ferien zu machen. Wenn ihr müde und überlastet seid, bringt das Lernen mässig viel. Danach ist es wichtig einen Lernplan anzufertigen, um den Überblick über die vielen Fächer zu behalten. Die ETH stellt euch dafür und auch allgemein für die Prüfungsvorbereitung Beratung und Hilfsmittel zur Verfügung. Auch hier: Nehmt es ernst euch nicht zu überlasten und gönnt euch Wochenenden und Pausen!

ACPC I Prüfung - Organisatorisch

  • Die Prüfung dauert 60 Minuten und es gibt (normalerweise) 3 Aufgaben ca. von der Länge einer Übungsaufgabe. Es gibt also recht zeitdruck.
  • PC0 wird zusammen mit PCI - Thermodynamik geprüft. Ihr schreibt zuerst die PC0 Prüfung, dann gibt es ein paar Minuten Pause bevor die PCI Prüfung dran kommt.
  • Die Prüfung ist open-book. Ihr dürft also alle schriftlichen Unterlagen mitnehmen, sowie einen beliebigen (nicht Internetfähigen) Taschenrechner.
  • Normalerweise ist eine Aufgabe zu Radioaktivität, eine zu QM und die dritte variiert (z.B. zum (an)harmonischen Oszillator, zu Atomtermen, etc.)

ACPC I Spezifische Tipps - Lernen

ACPC I Spezifische Tipps - Prüfung

Extra - Prüfungsstatistiken

Die PC0-Prüfungen der letzten Jahren waren häufig sehr ähnlich. Deswegen hat Raphael eine kleine Statistik gemacht, die ich noch mit den neusten Daten ergänzt habe. Disclaimer: Die Punkteverteilung ist nicht exakt, sondern eine Abschätzung. Ich empfehle jedem alles zu lernen, denn ich bin nicht in der Prüfung involviert und kann deshalb auch nicht voraussagen, was dran kommt (Punkte in Prozent der Gesamtpunktanzahl und Anteil Wörner an der Vorlesung).

Exam Statistics

Prüfung Radioaktivität QM Physik - EM Atome Oszillator Wörner
W11 28.89 71.11 0 0 0 0
S13 50 50 0 0 0 0
W13 45 0 55 0 0 0
S14 43.24 35.14 0 21.62 0 0
W14 54 0 0 20 26 0
S15 36.05 0 0 34.88 29.07 0
W15 43.84 0 0 56.16 0 0
S16 34.15 31.71 0 17.07 17.07 0
W16 31.76 0 11.76 47.06 9.41 0
S17 33.33 33.33 0 20 13.33 0
W17 34.94 32.53 0 32.53 0 0
W18 36.14 0 28.92 22.89 12.05 50
S20 32.37 33.09 0 11.51 23.02 100
S21 36.62 32.39 15.49 0 15.49 100
W21 29.57 34.78 0 17.39 18.26 100
S22 32.26 27.42 20.97 19.35 0 100
W22 33.8 35.21 0 7.04 23.94 100
W23 33.33 33.33 0 7.02 26.32 100
S23 32.69 32.69 0 0 34.62 100

Extra Übungen

Die normalen Übungen sind dir nicht genug? Hier gibts noch ein paar Extra-Aufgaben. Um die Lösungen zu erhalten, schick mir doch deinen Lösungsversuch.

Konzeptfrage - Thermodynamik

Diese Aufgabe hat wenig mit dem Stoff der Vorlesung zu tun, sondern geht mehr um ein Thermodynamik-Konzept. Sie ist aber interessant und ich wollte sie euch nicht vorenthalten.

Wir betrachten zwei Eisenwürfel, beide haben eine Seitenlänge von $10\, \mathrm{cm}.$ Der Würfel $1$ liegt auf einem Tisch und der Würfel $2$ hängt an einer Schnur, die an der Decke befestigt ist. Ansonsten sind sie identisch und haben die gleiche Temperatur von $300\, \mathrm{K}.$

Skizze

Nun werden beide Würfel um $5\, \mathrm{K}$ erwärmt. Wie stehen die Energien $E_1$ und $E_2$, die fürs aufwärmen benötigt werden zueinander? Begründe deine Antwort.

Falls du die Aufgabe gemeistert hast, hier noch etwas zum weiterdenken: Wie ist es, wenn die Würfel (getrennt durch eine Wärme-Isolationsschicht) aufeinander liegen?

Säuretropfen im E-Feld

Ihr habt (oder werdet bald) in anderen Fächern den pH-Wert kennengelernt. Dieser ist definiert als $pH = -\log_{10} [H^+].$ Die Konzentration von $H^+$-Ionen in einer Lösung ist also umgekehrt proportional zum pH-Wert. Nun möchten wir dies mit unserem Wassertropfen aus der zweiten Übungsstunde verbinden. Wie stark müsste das (homogene) elektrische Feld sein, einen Tropfen 0.5-molare Salzsäure (starke Säure, vollständig dissoziiert) mit einer Masse von $0.5\, \mathrm{g}$ darin schweben zu lassen?

Säuretropfen Fortsetzung (ACHTUNG SPOILER)

Wie du hoffentlich selbst herausgefunden hast ist die obige Aufgabe zum Säuretropfen im elektrischen Feld gar nicht lösbar, da die Ladung der Protonen durch die Ladung der Chloridionen gerade ausgeglichen wird und der Tropfen somit insgesamt neutral geladen ist. Wie könntest du das elektrische Feld verändern, um den Säuretropfen trotzdem schweben lassen zu können? Spielt die HCl Konzentration nun überhaupt noch eine Rolle?

Ameisen auf einem Ast

Dies ist mehr eine Mathe/Physik Logik-Frage. Sie soll zeigen, dass auf den ersten Blick kompliziert aussehende komplexe Probleme eine simple Lösung haben können. Stellt euch vor, ihr habt einen $1\, \mathrm{m}$ langen Ast, auf dem sich $n$ Ameisen ($n$ eine beliebige Anzahl) befinden. Die Ameisen bewegen sich alle mit einer Geschwindigkeit von $1\, \mathrm{m/s}$. Wenn zwei zusammenstossen drehen sie ihre Bewegungsrichtung um und gehen so weiter. Erreicht eine Ameise ein Ende vom Ast, so fällt sie herunter. Die Frage nun: Wie würdest du die $n$ Ameisen auf dem Ast platzieren (Position und Geschwindigkeitsrichtung), damit die Zeit, bis die letzte Ameise herunterfällt, maximal ist?

Skizze für ein besseres Verständnis für $n=3$: Ants on a stick

Dimitri und sein Apfelbaum

Im Zuge der Nuklearkatastrophe von Tschernobyl wurden viele umweltgefährdende Substanzen freigesetzt. In dieser Aufgabe werden wir die Radioaktivität des Isotops $^{137} \mathrm{Cs}$ betrachten, und annehmen, dass nur dieses Isotop freigesetzt wurde. Cäsium zerfällt unter $\beta^-$-Zerfall und hat eine Halbwertszeit von $t_{1/2} (^{137} \mathrm{Cs}) = 30.19\, \mathrm{a}$. Dies bedeutet, dass es $30.19\, \mathrm{Jahre}$ dauert, bis die Hälfte der jeweils vorhandenen Atome zerfallen ist.

a) Gib die vollständige Zerfallsreaktion von $^{137} \mathrm{Cs}$.

b) Berechne die Zerfallskonstante für die obige Reaktion.

Angenommen, ein halbkugelförmiges Gebiet mit einem Radius von 10 km um den Reaktor wurde mit $20\, \mathrm{kg} \, ^{137} \mathrm{Cs}$ kontaminiert. Die für Menschen zuträgliche Strahlung wird durch die Aktivität einer Probe gemessen. Die Aktivität A kann mit der Zerfallskonstante k und der Anzahl Kerne $N$ durch die Formel A = k · N berechnet werden. Die molare Masse $M(^{137} \mathrm{Cs})$ von Cäsium sei $136.9\, \mathrm{g/mol}.$ Das Volumen einer Kugel mit Radius $r$ beträgt $V = \frac{4}{3} \pi r^3.$

c) Berechne die Aktivität in $\mathrm{Bq/m^3}$ in dem $10\, \mathrm{km}$ Umkreis um den Reaktor.

Gemäss dem Schweizer Strahlenschutzgesetz von 1994, beträgt die maximal zulässige Aktivität innerhalb einer Behausung $1000\, \mathrm{Bq/m^3}$ und innerhalb von Arbeitsräumen $3000\, \mathrm{Bq/m^3}.$

d) In welchem Jahr könnten Menschen gemäss dem oben zitierten Gesetz wieder in dem $10\, \mathrm{km}$ Umkreis um den Reaktor arbeiten? Wann könnten sie wieder dort wohnen?

Dimitri, eine fiktive Person, war ausser Landes gewesen, als sich die Katastrophe ereignete. Trotz aller Warnungen seiner Familienmitglieder kehrte er ein Jahr nach der Katastrophe dorthin zurück, um zu schauen, ob sein geliebter Apfelbaum überlebt hatte. Da der Baum lange Zeit in dem kontaminierten Gebiet war, hat sich ein Gleichgewicht eingestellt, in dem er $0.01\, \mathrm{ppm}$ $(\mathrm{ppm} = 10^{-6} )$ der gegenwärtig existierenden Menge an $^{137} \mathrm{Cs}$ im kontaminierten Gebiet enthält. Es wird angenommen, dass die Kontamination gleichmässig über den ganzen Baum verteilt ist.

Dimitri nahm den Baum in ein sicheres Land mit. Um seine Gesundheit besorgt, fand Dimitri heraus, dass die maximale radioaktive Aktivität in Nahrungsmitteln kleiner als $600\, \mathrm{Bq/kg}$ sein muss. Folglich wog er den Apfelbaum und erhielt eine Masse von $5000\, \mathrm{kg}.$ Da es ein alter Baum ist, kann Wachstum vernachlässigt und die Masse als konstant angenommen werden. Ferner weiss er, dass $250\, \mathrm{kg}$ Äpfel pro Jahr produziert wurden und dass das radioaktive Material nach wie vor über den ganzen Baum gleichmässig verteilt ist.

e) Wann kann Dimitri wieder seine Äpfel geniessen, wenn er nur die Halbwertszeit von $^{137} \mathrm{Cs}$ berücksichtigt?

Dimitri war traurig, dass es so lange dauern würde. Deshalb recherchierte er ein wenig mehr und fand heraus, dass die Abnahme an Aktivität schneller erfolgt als mit der gegebenen Halbwertszeit. Der Baum verliert nämlich jedes Jahr kontaminierte Äpfel, so dass sich die Menge an $^{137} \mathrm{Cs}$ schneller verringert als durch die Halbwertszeit gegeben.

f) Wie lange muss Dimitri jetzt warten, bis seine Äpfel ohne Gefahr gegessen werden können?

g) Dimitri ist jetzt $20\, \mathrm{Jahre}$ alt. Denkst du, dass er seine geliebten Äpfel eines Tages wieder essen kann?

Atome in einem Wassertropfen

Falls wir die Moleküle in einem Wassertropfen alle der Länge nach anordnen, wie lange schätzt du würde die Kette etwa werden? (Stelle vernünftige Annahmen).

Künstliche Gravitation

Wie aus der Gleichung $F_G = G \frac{m_1 m_2}{r^2}$, wird die Gravitationskraft in einer Raumstation, welche die Erde mit konstanter Geschwindigkeit in grosser Höhe umkreist vernachlässigbar klein. Da dies für Menschen nicht besonders angenehm ist, wird in einigen Filmen und Serien eine künstliche Gravitation erzeugt, indem die Raumstation wie eine Hantel geformt ist und sich dreht (Siehe Skizze).

artificial gravity illustration

Was für einen interessanten Effekt wird ein Astronaut erfahren, der sich von einem Ende zum anderen Ende der Raumstation bewegt?

Schrödingers Katze - Weiterführung

Im Unterricht habt ihr das Gedankenexperiment Schrödingers Katze kennengelernt. In diesem Experiment wird eine Katze in eine Kiste gesperrt, in der sich eine radioaktive Substanz befindet. Diese Substanz hat eine 50%ige Wahrscheinlichkeit, zu zerfallen. Wenn sie zerfällt, wird ein Giftgas freigesetzt, das die Katze tötet. Wenn sie nicht zerfällt, bleibt die Katze am Leben. Da wir nicht wissen, ob die Substanz zerfällt oder nicht, befindet sich die Katze in einer Superposition aus lebendig und tot, wird also beschrieben durch die Wellenfunktion $\Psi = \frac{1}{\sqrt{2}} \left( \Psi_{\text{lebendig}} + \Psi_{\text{tot}} \right)$. Öffnen wir nun die Kiste, so sehen wir die Katze entweder lebendig oder tot und sagen, dass die Wellenfunktion in den Zustand $\Psi_{\text{lebendig}}$ oder $\Psi_{\text{tot}}$ kollabiert ist.

Was passiert mit der Wellenfunktion, wenn wir die Kiste öffnen aber nicht nachschauen, ob die Katze lebt oder tot ist?

Quantencomputer

In einem regulären Computer werden sämtliche Informationen durch sogenannte Bits repräsentiert. Ein Bit hat zwei mögliche Zustände und wird meist als 0 oder 1 dargestellt. Physikalisch wird das realisiert, indem ein elektrisches Potential entweder oberhalb oder unterhalb eines Grenzwertes liegt.

Auch Quantencomputer arbeiten in der Regel binär, allerdings werden die Informationen hier durch sogenannte Qubits repräsentiert. Genau wie wir es im Gedankenexperiment zur Schrödingers Katze gesehen haben, können Qubits sich in einer Superposition der beiden möglichen Zustände (0 und 1) befinden, sie können also gleichzeitig 0 und 1 sein. Auch bei Rechnungen verhält sich unser Qubit noch so, als wäre es in beiden Zuständen gleichzeitig. Betrachten wir also mal ein Beispiel aus 3 Qubits, welche jeweils die Zustände 0 und 1 annehmen können. Dann repräsentiert unser Quantencomputer gleich alle 8 möglichen Zustände gleichzeitig. Das ist natürlich sehr praktisch, da wir so alle 8 Rechnungen mit nur dem Aufwand von einer Rechnung durchführen können! Das Ergebnis ist dann ebenfalls eine Superposition der 8 möglichen Ergebnisse. Um das Ergebnis zu erhalten, müssen wir die Superposition kollabieren lassen, indem wir die Qubits auslesen. Das Ergebnis ist dann ein Ergebnis aus den 8 möglichen Ergebnissen. Wir können also nicht gezielt ein bestimmtes Ergebnis erhalten, sondern nur die Wahrscheinlichkeit für ein bestimmtes Ergebnis erhöhen. Jedoch bringt das enorme Vorteile, wenn wir viele Rechnungen nacheinander durchführen wollen (und dabei die Zwischenresultate nicht auslesen).

Angenommen, unser Quantencomputer wäre nun grosses Molekül mit ganzen 400 Qubits. Wie viele Zustände kann es dann gleichzeitig repräsentieren? Das ganze funktioniert aber nur, wenn das Molekül nicht mit der Umgebung interagiert, das heisst es darf z.B. nicht mit der Wand zusammenstossen. Wieso wäre das ein Problem?

Kochender Eiswürfel

In einem Mikrowellenofen werden Nahrungsmittel aufgewärmt, indem sie mit Mikrowellen bestrahlt werden. Die Mikrowellen führen dazu, dass die polaren Wassermoleküle rotieren oder schwingen. Durch die Reibung mit dem umgebenen Material wird ein Teil dieser kinetischen Energie zu Wärme umgewandelt und die Temperatur des Essens wird erhöht.

Betrachte nun einen (beliebig grossen) Eiswürfel mit einem Loch in der Mitte, das mit flüssigem Wasser gefüllt ist. Ist es theoretisch möglich das Wasser im Eiswürfel mit einem Mikrowellenofen zum kochen zu bringen, während der Eiswürfel intakt bleibt?

Relativistische Energie eines Photons

Nach der speziellen Relativitätstheorie ist die Ausbreitungsgeschwindigkeit von Licht gleich. Betrachte ich zum Beispiel einen auf mich zukommenden Lichtstrahl während ich mich selbst mit hoher Geschwindigkeit auf die Quelle hinzu bewege, so scheint er (in meinem Ruhesystem) mit der gleichen Geschwindigkeit auf mich zuzukommen, wie wenn ich stehen bleiben würde - Im Gegensatz zu z.B. einem Fussball: Bewege ich mich auf einen Fussball zu, so kommt er (in meinem Ruhesystem) mit einer höheren Geschwindigkeit auf mich zu, als wenn ich stehen bleiben würde.

Wie steht es aber mit der Energie und dem Impuls eines Photons? Betrachte ich einen auf mich zukommenden Fussball wenn ich darauf zurenne, so hat er (in meinem Ruhesystem) eine höhere Energie und einen höheren Impuls, als wenn ich stehen bleiben würde. Ist das auch bei einem Photon der Fall?

Weihnachtsbaum - Massenherkunft

Angenommen wir kaufen uns einen Weihnachtsbaum mit einer Masse von $100\, \mathrm{kg}$. Woher hat sich der Baum diese Masse angeeignet? Also woraus sind diese $100\, \mathrm{kg}$ Holz entstanden, die wir nun in unser Wohnzimmer stellen? Hinweis: Wird der Baum noch schwerer, während er im Wohnzimmer steht?

Tipps zu den Übungen

Die Übungen können (vor allem anfangs) sehr herausfordernd sein. Deswegen gibt es hier Tipps, falls ihr stecken bleibt. Probiert jedoch die Aufgaben zuerst so gut wie möglich selbst zu lösen.

In den Übungen und auch in der Prüfung kommen viele Rechenaufgaben vor. Da jeder Taschenrechner erlaubt ist, ist es von Vorteil sich ein gutes Modell zu besorgen. Ich empfehle hier irgendein Modell CX CAS von Ti-Nspire, könnt ihr wahrscheinlich auch gebraucht auf Ricardo oder Tutti oder so für einen guten Preis bekommen (schätze 50-100 CHF). Für coole Tricks im Umgang mit diesem hat mein Kollege Raphael Zumbrunn ein schönes Youtube-Video veröffentlicht:

Übung 1 - Einführung

Ziel dieser Übung ist, dass Sie

  • Fehlerangaben erkennen können und lernen, dass die Zahl signifikanter Stellen bei der Angabe einer Messgrösse bzw. berechneten Werten wichtig ist (Aufgabe 1),

  • Übung im Umgang mit Messwerten und Einheiten bekommen (Aufgaben 1, 2),

  • Übung im Umgang mit Vektoren und der Vektorrechnung sowie das Rechnen mit physikalischen Einheiten (Aufgabe 2)

  • das Konzept des Drehimpulses in der klassischen Mechanik kennenlernen, um es mit dem Konzept des Drehimpulses in der Quantenmechanik vergleichen zu können (Aufgabe 3).

1. Molmasse von Sauerstoff

  • Der relative Fehler einer Grösse ist definiert als der Quotient von dem absoluten Fehler durch den absoluten Wert der Grösse, also zum Beispiel ist der relative Fehler von $x=2.00(15)$ gegeben durch $0.075 = 7.5\%.$
  • Was muss gelten für die Summe der natürlichen Häufigkeiten?
  • Die Fehlerpropagation kommt an der Prüfung wahrscheinlich nicht dran und wird auch nicht gross weiter behandelt hier. Ihr macht das im PC-Praktikum noch genug, könnt das hier aber mal als erste Übung brauchen. Das Ziel hier ist aber mehr, dass ihr erkennt woher der grösste Fehler kommt und wie genau das ihr das Ergebnis deswegen etwa angeben könnt.

2. Mathematische Grundlagen: Vektorrechnung

a) Schau die Definition der Rechenoperationen auf Wikipedia oder so nach falls sie dir nicht bekannt sind. Ausserdem lohnt es sich herauszufinden, ob dein Taschenrechner das nicht auch kann.

b) Der Abstand von zwei Punkten ergibt sich aus der Subtraktion der beiden Einheitsvektoren. Diese Aufgabe ist eine super Demo, wie es mit einem guten Taschenrechner viel schneller geht...

c) Forme die Gleichung so um, dass du auf den Winkel $\varphi$ kommst. Die Umkehrfunktion von $\cos(x)$ ist $\arccos(x)$: $\cos(\arccos(x)) = x.$

d) Sollte ohne Tipps gehen.

3. Drehimpuls und Kräfte

a) Die Voraussetzung für eine Kreisbewegung ist, dass die Gravitationskraft die Zentripetalkraft liefert. Berechne die Geschwindigkeit, mit der sich die Erde um die Sonne bewegt. Überlege, was in den Fällen $F_G > F_{ZP}$ und $F_G < F_{ZP}$ passiert.

b) Der Drehimpuls bzgl. dem Ursprung ist definiert als der Vektor $\vec{L} = \vec{r} \times \vec{p}$, wobei $\vec{r}$ der Ortsvektor und $\vec{p}$ der Impulsvektor ist. Überlege wie die beiden Vektoren geometrisch zueinander stehen und welche Auswirkung dies auf das Resultat hat.

Übung 2 - Klassische Mechanik

Ziel dieser Übung ist, dass Sie - das der Massenspektrometrie zugrunde liegende Prinzip kennenlernen, was auf der Wechselwirkung eines geladenen Teilchens mit elektrischen und magnetischen Feldern beruht (Aufgabe 1), - verstehen, wie verschiedene Kräfte im Öltröpfchenexperiment wirken und wie diese genutzt wurden, um die Elementarladung zu bestimmen (Aufgabe 2).

Kinematik geladener Teilchen

Im Folgenden wird ein zweistufiger Aufbau behandelt. Zunächst wird ein einfach geladenes Chloridion in einem Plattenkondensator beschleunigt. Nach Verlassen des Kondensators wirkt auf dieses Anion ein magnetisches Feld. Durch dieses magnetische Feld wird die Flugbahn des Anions so verändert, sodass dieses auf einem Detektor registriert werden kann. Der Versuchsaufbau ist in der untenstehenden Abbildung skizziert.

Aufbau Massenspektrometer

Zu Anfang befindet sich das Chloridion in Ruhe in der Kondensatormitte. In der Anode befindet sich ein kleines Loch, durch welches das beschleunigte Ion den Kondensator verlässt.

a) Welche Spannung $U_\text{K}$ muss an der Kathode angelegt werden, damit das Anion beim Verlassen des Kondensators eine kinetische Energie von $90 \, \text{eV}$ aufweist? Was ist der Wert dieser Energie in der entsprechenden SI-Einheit? Beachten Sie, dass an der Anode keine Spannung anliegt.

  • Benutze die Formel $E_{kin} = q \Delta U$ um die kinetische Energie zu berechnen. Aber Achtung: Ist das Teilchen durch den ganzen Kondensator beschleunigt worden oder nicht?
  • Löse nach $\Delta U.$ Beachte das Vorzeichen von $q.$

b) Nach Verlassen des Kondensators wirkt auf das Anion ein homogenes Magnetfeld $\vec{B}= (B_x, 0, 0)$, welches das Anion auf eine Kreisbahn bringt. Geben Sie einen analytischen Ausdruck für die Kraft (Lorentzkraft), die auf das Anion wirkt, an.

  • Betrachte die Formel $F_L = q \vec v \times \vec B$ (Geschwindigkeitsvektor aus obiger Skizze ablesen). Berechne das Kreuzprodukt oder überlege geometrisch wie die Vektoren aufeinander stehen und finde die Richtung der Lorentzkraft über die Rechte-Hand-Regel heraus.

c) Leiten Sie mit Hilfe der Lorentzkraft und der Zentripetalkraft einen Ausdruck für den Radius der Kreisbahn als Funktion der Kathodenspannung $U_{\mathrm{K}}$ und der Magnetfeldstärke $B_x$ her.

  • Welche Kräfte müssen (betragsmässig) gleich sein, damit eine Kreisbahn angenommen wird?
  • Achtung Spoiler: Du solltest das Ergebnis $r = \frac{1}{B_x} \left(\frac{m_{Cl^{-}}|U_K|}{q_e}\right)^{1/2}$ erhalten.

d) Chlorid-Ionen treten in zwei Isotopen auf: $^{35}$Cl$^{-}$ (${34.969}\,\mathrm{u}$) und $^{37}$Cl$^{-}$ (${36.966}\,\mathrm{u}$). Wie muss $B_x$ bei einer Kathodenspannung von $U_{\mathrm{K}}= -120\,\rm{V}$ gewählt werden, damit die Isotope auf einem Detektor (Abbildung oben) mit einem Abstand von $\Delta z=2\,\rm{mm}$ auf dem Detektor auftreffen? Wie gross ist dabei der Radius der Kreisbahnen?

  • Aufpassen: $\Delta z$ ist nicht gerade gleich $\Delta r.$
  • Benutze die Formel aus c) für $r_{35}, r_{37}$ und stelle eine Formel für $\Delta z$ auf, welche du dann nach $B_x$ umstellen kannst.

e) Wofür kann diese Apparatur demnach verwendet werden? Was für Probleme könnten auftauchen, die in den obigen Rechnungen vernachlässigt wurden?

  • Keine Tipps

Auswertung von Millikans Öltröpfchenversuch

Diese Aufgabe ist recht schwer und dauert etwas länger zu lösen. Macht euch keine Sorgen wenn es nicht klappt und wenn ihr wenig Zeit habt, lässt sie einfach aus... Ich gebe hier auch dementsprechend viele Tipps.

Hinweise vom Blatt:

  • Kräfte und Geschwindigkeiten sind vektorielle Grössen. Da Bewegungen in diesem Experiment aber nur in der $z$-Dimension stattfinden, kann man sich auf die $z$-Komponenten der entsprechenden Grössen beschränken, deren Beträge im folgenden, ohne Angabe eines zusätzlichen Index, untersucht werden. Entscheidend sind aber auch in einer Dimension die Richtungen, d.h. die Vorzeichen dieser Grössen, welche insbesondere beim Beschreiben der beiden Kräftegleichgewichte (I) und (II) beachtet werden müssen!

  • Die Gravitationskraft ist gegeben mit $$F_{\rm g} = mg .$$ Dabei ist $m$ die Masse und $g=9.8067\, \mathrm{m\,s^{-2}}$ die Erdbeschleunigung. Nehmen Sie zur Berechnung der Masse kugelförmige Tröpfchen mit Radius $r$ an und verwenden Sie $\rho_{\rm Öl}=0.896$ g/cm$^3$ für die Dichte des verwendeten Öls.

  • Die Auftriebskraft, die die Tröpfchen in Luft erfahren, lässt sich mittels $$F_{\rm a} = V \rho_{\rm Luft} g$$ berechnen. $V$ entspricht dem von einem Tröpfchen verdrängten Volumen und $\rho_{\rm Luft}$ der Dichte von Luft.

  • Das elektrische Feld $E$ ist definiert als die negative Ableitung des Potentials $U$ nach der Ortskoordinate $x$, so dass gilt: $E=-\mathrm{d}U/\mathrm{d}x.$ Dies führt für die elektrische Feldkraft zu $$F_{\rm el} = q E = \frac{q (-U)}{d},$$ wobei $E$ die elektrische Feldstärke, $U$ die Spannungsdifferenz zwischen den beiden Elektroden M und N, $d$ deren Abstand und $q$ die Gesamtladung der Öltröpfchen darstellen.

  • Die Stokes'sche Reibungskraft $$F_{\rm r} = 6\pi \eta r v$$ ist proportional zum Viskositätskoeffizienten des umgebenden Mediums (in unserem Fall Luft mit $\eta = 18.36$ Pa$\cdot$s), zum Radius $r$ und zur Geschwindigkeit $v$ des Tröpfchens und ist stets der Geschwindigkeit entgegengerichtet.

  • Treffen Sie bei der Berechnung der Endergebnisse mittels Gl. $$q = -\frac{18}{\sqrt{2}} \pi \eta^\frac{3}{2} \frac{d}{U} \left(\frac{1}{g (\rho_{\rm Öl}-\rho_{\rm Luft})}\right)^\frac{1}{2} (v_2+v_1){v_1}^\frac{1}{2}$$ die Näherung $(\rho_{\rm Öl}-\rho_{\rm Luft}) \approx \rho_{\rm Öl}.$

  • Rechnen Sie in SI-Einheiten!

a) Fertigen Sie eine Skizze an, aus der ersichtlich ist, in welche Richtungen die angegebenen Kräfte auf ein Öltröfchen in Millikans Aufbau wirken. Betrachten Sie die beschriebenen Gleichgewichten I & II separat.

  • Je eine Skizze zu Ggw. I und II. Einfach ein Tröpfchen als Kugel und dann die wirkenden Kräfte als Pfeile.

b) Leiten Sie die Gleichung $$r = \sqrt{\frac{9 \eta v_1}{2 g (\rho_{\rm Öl}-\rho_{\rm Luft})}}$$ aus dem Kräftegleichgewicht (I) her. Leiten Sie des Weiteren folgenden Ausdruck her: $$q = -\frac{18}{\sqrt{2}} \pi \eta^\frac{3}{2} \frac{d}{U} \left(\frac{1}{g (\rho_{\rm Öl}-\rho_{\rm Luft})}\right)^\frac{1}{2} (v_2+v_1){v_1}^\frac{1}{2}. $$ Eine Möglichkeit hierfür: Sie setzen den Ausdruck für $r$ in die das Kräftegleichgewicht (II) beschreibende Formel ein. Die erhaltene Formel dient ausgehend von bekannten Parametern und den zwei Messgrössen $v_1$ und $v_2$ zur Bestimmung der Ladung $q$ der Öltröpfchen.

  • Im Kräfteggw. verschwindet die resultierende Kraft, also müssen sich die nach oben gerichteten Kräfte mit den nach unten gerichteten Kräften aufheben.
  • Bestimme die Masse des Õltrõpfchens über das Volumen einer Kugel $V = \frac{4 \pi}{3} r^3$ und die geg. Dichte von Öl. Setze die entsprechenden Ausdrücke (Hinweise vom Blatt) inst Kräftegleichgewicht ein und löse nach $r$ auf.

  • Durch die elektrische Kraft wird die Bewegungsrichtung umgekehrt -> Was passiert mit der Reibungskraft?

  • Setze erneut die Formeln aus den Hinweisen vom Blatt ein und benutze den für $r$ gefundenen Ausdruck. Löse nach $q$ auf.

c) In der Praxis wurden die Geschwindigkeiten nicht direkt, sondern mittels der Flugzeiten $t_1$ und $t_2$ über eine Distanz $s=1.01$ cm bestimmt. In der Tabelle auf dem Übungsblatt ist eine kleine Auswahl von Flugzeiten aus Millikan's Originalmessung wiedergegeben. Die sechs Messpunkte stammen von Öltröpfchen mit sukzessiv ansteigender Ladungszahl (Vielfachen der Elementarladung $e$). Bestimmen Sie aus den Flugzeiten und den angelegten Spannungen die Radien und die Ladungen der Öltröpfchen und leiten Sie daraus einen Wert für die Elementarladung $e$ ab.

  • Konstante Geschwindigkeit -> $v = \frac{s}{t}$
  • Nutze nun die Formeln aus b), um die Radien und die Ladungen zu bestimmen. Wiederhole dies für jede Messung und stelle die Ergebnisse in einer nach der berechneten Ladung sortierten Tabelle dar, um eine gute Übersicht zu erhalten.
  • Betrachte die Differenz zwischen den einzelnen Ladungen. Überlege dazu, ob diese Ladung eine kontinuierliche oder quantifizierte Grösse ist.

Übung 3 - Drehimpuls (in QM)

Ziel dieser Übung ist es, dass Sie

  • Ihr Verständnis von anziehenden Kräften weiterentwickeln, insbesondere von der Zentripetalkraft, der Gravitationskraft und der elektrostatischen Kraft (Aufgabe 1),

  • das Konzept des Drehimpulses auf atomarer Ebene anwenden können und dessen Quantisierung verstehen (Aufgabe 1),

  • sich vertraut machen mit dem Kernspindrehimpuls (Aufgabe 2).

Drehimpuls

Im Bohr'schen Atommodell des Wasserstoffatoms bewegt sich das Elektron ($m_\textrm{e} = 9.10938\, \cdot 10^{-31}\unit{kg}$) auf einer Kreisbahn um das Proton ($m_\textrm{p} = 1.67262\, \cdot 10^{-27}\unit{kg}$), wobei sich das deutlich schwerere Proton im Zentrum der Kreisbahn befindet. Beide Teilchen werden als Punktteilchen betrachtet. Des Weiteren wird angenommen, dass das Proton im Ursprung des Koordinatensystems fixiert ist. Die Gravitationskonstante beträgt $G= 6.67430 \cdot 10^{-11} \unit{m^3\,kg^{-1}\,s^{-2}}$ und die Elementarladung $e = 1.60218\, \cdot 10^{-19}\unit{C}.$

a) Geben Sie die Formeln zur Berechnung der Gravitationskraft und der elektrostatischen Kraft zwischen einem Elektron und einem Proton an und bestimmen Sie numerische Werte für den Fall, dass der Abstand zwischen den beiden Teilchen $a_0=0.529$ beträgt. Berechnen Sie, wie gross die Masse des Elektrons sein müsste damit die Kräfte denselben Betrag haben.

  • Benutze die Formeln $F_G(r) = G \frac{m_e m_p}{r^2}$ für die Gravitationskraft und $F_{C}(r) = \frac{1}{4 \pi \varepsilon_0} \frac{e^2}{r^2}$ für die Coulomb-kraft.
  • Löse die Gleichung $F_G = F_C$ nach $m_e$ auf und setze die gegebenen Werte ein.

b) Berechnen Sie die Umlaufzeit des Elektrons auf seiner Kreisbahn um das Proton.

  • Benutze die Formel $F_{ZP} = \frac{m_e v^2}{r}$ für die Zentripetalkraft.
  • Überlege ob eine der Kräfte $F_G$ und $F_C$ in diesem Fall vernachlässigt werden kann.

c) Wie gross ist der (klassische) Drehimpuls des Elektrons in dieser Kreisbewegung?

  • Benutze die Formel $L = m_e v r$ für den Drehimpuls.

d) Gegeben die Formel $r_n = n^2 a_0 = n^2 4\pi \varepsilon_0 \hbar^2 / m_\textrm{e} e^2$ für den Radius der $n$-ten möglichen Kreisbahn für ein Elektron, berechnen Sie den Drehimpuls als Funktion von $n.$

  • Einsetzen

e) Berechnen sie die (klassische) Rotationsenergie des Elektrons auf der $n$-ten Kreisbahn (Ausgedruckt mit $a_0$).

  • Viele Formeln für die Drehbewegung sind analog zu denen in der linearen Translation.

Kernspindrehimpuls

Der Kernspin $\vec{I}$ (intrinsischer Drehimpuls) eines Atomkerns wird durch die Kernspindrehimpulsquantenzahl $I$ charakterisiert. Dabei lassen sich die Norm (Betrag) des Kernspins $|\vec{I}|$ und seine $z$-Komponente $I_z$ auf die gleiche Art wie beim Spin $\vec{S}$ von Elementarteilchen bestimmen. Es gilt $|\vec{I}|=\hbar\sqrt{I(I+1)}$ und $I_z=\hbar M_I$, wobei $M_I$ die magnetische Kernspindrehimpulsquantenzahl und $\hbar = 1.05457\, \cdot 10^{-34}\unit{kg\,m^2\,s^{-1}}$ die reduzierte Planck Konstante ist.

Natürlich vorkommende Isotope von B, Cl, Na und I.
Element Isotop und Häufigkeit
B $^{10}$B (19.9(7)%), $^{11}$B (80.1(7)%)
Cl $^{35}$Cl (75.76(10)%), $^{37}$Cl (24.24(10)%)
Na $^{23}$Na (100%)
I $^{127}$I (100%)

a) Wie lauten die Kernspindrehimpulsquantenzahlen der auf der Erde natürlich vorkommenden Isotope von Bor (B), Chlor (Cl), Natrium (Na) und Iod (I)? Wodurch zeichnen sich Natrium und Iod bezüglich der Isotopenverteilung aus?

b) Welchen Betrag hat der Kernspindrehimpulsvektor der unter a) behandelten Isotope? Geben Sie Ihr Resultat in SI-Einheiten an.

  • Die Formel ist im Aufgabentext gegeben.

c) Notieren Sie alle möglichen Werte der magnetischen Kernspindrehimpulsquantenzahl $M_I$ für die Isotope und bestimmen Sie eine Gleichung, die angibt, wie viele unterschiedliche Zustände ${I,M_I}$ für einen gegeben Wert von $I$ existieren.

Übung 4 - Radioaktivität

Ziel dieser Übung ist es, dass Sie

  • den Ursprung des Massendefektes kennen und das Konzept des Massendefektes auf Beispiele anwenden können (Aufgabe 1),

  • verschiedene radioaktive Zerfallsarten kennenlernen,

  • das Konzept der Halbwertszeit verstehen und die Radioaktivität bei einfachen Zerfallsprozessen berechnen können und

  • Strahlungsdosen einschätzen können.

Massendefekt

a) Geben Sie in dieser Aufgabe die Massen in der vereinheitlichten atomaren Masseneinheit u und Energien in Elektronenvolt (eV) an. Werte, die nicht im Skript angegeben sind, finden Sie in der "NIST Reference on Constants, Units and Uncertainties".[^1]

Erklären Sie den Begriff des Massendefektes. Was ist der Ursprung des Massendefektes? Welcher Zusammenhang besteht zur Bindungsenergie der Elementarteilchen in Atomen?

Hinweis: Benutzen Sie die Beziehung zwischen Energie und Masse, die aus der speziellen Relativitätstheorie folgt.

  • Konzeptfrage (Überlege was Masse mit Energie zu tun hat)

b) Die am einfachsten zu realisierende Fusionsreaktion ist die Fusion von Deuterium und Tritium. Berechnen Sie den Massendefekt nach der Reaktionsgleichung

$$^{2}\mathrm{H}^{+}+^{3}\mathrm{H}^{+}\rightarrow ^{4}\mathrm{He}^{2+} + ^{1}\mathrm{n}$$

und berechnen Sie die dabei freigesetzte Energie in J und eV. Wie viel Energie wird freigesetzt, wenn $1\, \mathrm{mol}$ Deuterium mit $1\, \mathrm{mol}$ Tritium fusioniert? Vergleichen Sie es mit der Energie, die bei der Explosion der Atombombe in Hiroshima (ca. $63\, \mathrm{TJ} = 6.3 \cdot 10^{13}\, \mathrm{J}$) freigesetzt wurde.

Hinweis: Die Masse von $^{4}\mathrm{He}^{2+}$ ist schwierig zu finden, jedoch vereinfacht sich die Suche, wenn nach der Masse von $\alpha$-Strahlung gesucht wird. Die Masse von $^{3}\mathrm{H}^{+}$ ist 3.0155004359 u.[^2]

  • Berechne die Massendifferenz und erhalte die Energie über $E = m c^2$.

c) Bestimmen Sie die Massendefekte für ein $^{2}$H$^{+}$-Ion (einfach geladenes Deuterium-Ion) und ein $^{2}$H-Atom. Berechnen Sie damit die Bindungsenergien der beteiligten Elementarteilchen in eV und vergleichen Sie diese. Was sind Ihre Schlussfolgerungen im Hinblick auf den Massendefekt aufgrund der Wechselwirkung des Elektrons mit dem Atomkern? Welche grundlegende Regel lässt sich aus diesem Ergebnis für chemische Reaktionen ableiten?

  • Massendefekt wie in b) berechnen.

Radon im Keller

Radon ist ein im Boden natürlich vorkommendes Edelgas, das als Folgeprodukt beim Zerfall von $^{238}$U auftritt. Durch kleinste Poren und Risse in Böden und Wänden vermag Radon in Häuser einzudringen. Durch Druckunterschiede zwischen dem Gebäudeinneren und der Umgebung kann in geschlossenen Räumen die Radonkonzentration höher sein als im Freien. $^{222}$Rn ist besonders gefährlich, da es vom Menschen eingeatmet wird und durch radioaktiven Zerfall im Lungengewebe Schaden anrichten kann. Die Radonexposition in geschlossenen Räumen verursacht etwa $10 %$ der Lungenkrebsfälle in der Schweiz.[^2]

In der Schweiz beträgt der gesetzliche Grenzwert für die Radioaktivität von Radon pro Volumeneinheit in Wohngebäuden 300 pro Kubikmeter Luft.[^3] Die durchschnittliche Radioaktivität von Radon pro Volumeneinheit in Schweizer Gebäuden beträgt etwa $75\, \mathrm{Bq/m^3}$, wobei die Messwerte stark variieren und in Kellern oft deutlich höher sind.

Für die folgenden Teilaufgaben betrachten wir einen geschlossenen Kellerraum (Länge: $5\, \mathrm{m}$, Breite: $5\, \mathrm{m}$, Höhe: $2\, \mathrm{m}$), in dem die Aktivität $A$ des Isotops $^{222}$Rn pro Volumeneinheit $V$ $250\, \mathrm{Bq/m^3}$ beträgt.

a) Wie viele Protonen, Neutronen und Elektronen hat das Isotop $^{222}$Rn? Was ist seine Kernspindrehimpulsquantenzahl?

  • Siehe ÜS Woche 3 (Hier musst du nicht nachschauen)

b) Durch welchen Prozess zerfällt $^{222}$Rn? Schreiben Sie die vollständige Zerfallsreaktion auf. Ist das Zerfallsprodukt stabil?

Hinweis: Eine ausführliche Nuklidkarte finden Sie auf nudat. In Kapitel 3.4. der Vorlesungsnotizen finden Sie eine Zusammenfassung der möglichen Zerfallsprozesse.

  • Nuklidkarte oder Trick aus ÜS Woche 4

c) Die Halbwertszeit von $^{222}$Rn beträgt $t_{1/2}=3.8235\unit{d}.$ Berechnen Sie die $^{222}$Rn-Konzentration in Teilchen pro Kubikmeter sowie in Mol pro Kubikmeter Luft im Kellerraum.

  • Durch die Aktivität pro Volumen erhältst du über $A(t) = k N(t)$ die Anzahl Teilchen pro Volumen $\left(\frac{N(t)}{V}\right)$.

d) Verwenden Sie das ideale Gasgesetz, um den Molenbruch von $^{222}$Rn im Kellerraum bei einer Temperatur von 20.0 und einem Druck von 1.01325$\cdot$10$^5$ zu bestimmen.

Hinweis: Der Molenbruch $x_i$ eines Stoffes $i$ mit Molzahl $n_i$ in einer Mischung mit totaler Molzahl $n_{\mathrm{tot}}$ ist definiert als $x_i:=\frac{n_i}{n_{\mathrm{tot}}}.$

  • Ideales Gasgesetz: $pV = n_{\mathrm{tot}}RT$

e) Nehmen Sie an, dass kein Radon aus dem Kellerraum entweichen kann. Wie viele Mol $^{222}$Rn müssen pro Tag in den Raum hineinströmen, damit die Aktivität pro Volumeneinheit auf dem Wert von 250 gehalten wird? Führen Sie die Rechnung auf Basis zweier verschiedener Annahmen durch:

i) Nehmen Sie für die Berechnung zunächst näherungsweise an, dass der gesamte Zustrom an $^{222}$Rn auf einmal, nach Ablauf eines Tages stattfindet.

ii) Nehmen Sie nun an, dass der Zustrom kontinuierlich so stattfindet, dass die Radonaktivität pro Volumen während des gesamten Tages konstant bleibt.

iii) Warum unterscheiden sich die Ergebnisse aus 1) und 2)?

  • Bei i) typischer exponentieller Zerfall. Bei ii) musst du eine (einfache) Differentialgleichung lösen. Falls das nicht geht, beschreibe in Worten, was passiert. Eventuell findest du auch so die Lösung.
  • Nr. iii) ist eine Konzeptfrage, geht auch ohne ii) gelöst gerechnet zu haben.

Der Einfluss radioaktiver Strahlung auf den menschlichen Organismus hängt von der Strahlendosis ($D$) ab. Dies ist die Energie pro Masseneinheit (Einheit: $\mathrm{J/kg}$), die über eine gewisse Zeit $t$ auf Grund der Strahlung im Körper absorbiert wird. Zur Beurteilung des Einflusses der Radioaktivität auf den menschlichen Körper gewichtet man die Strahlendosis unter Einbezug der Wirkung unterschiedlicher Strahlenarten auf verschiedene Organe. Die resultierende Grösse ist die effektive Dosis $E$, welche in der Einheit Sievert (S̆v) angegeben wird. Den grössten Anteil der durch Radon-Exposition bewirkten effektiven Dosis entsteht nicht durch den Zerfall von Radon selbst, sondern durch den darauf folgenden Zerfall der Tochternuklide $^{218}$Po und $^{214}$Po, die sich an Aerosole gebunden in der Lunge ablagern. Aus Modellierungen dieser Prozesse ergibt sich für typische Alltagssituationen näherungsweise der folgende Zusammenhang zwischen effektiver Dosis $E$, Radonaktivität pro Volumen $\frac{A}{V}$ und Expositionszeit $t$:[^4]

$$E = \frac{A}{V} \cdot t \cdot 6.9\cdot10^{-9} \frac{\unit{Sv\,m^3}}{\unit{{Bq\,h}}}$$

f) Eine Person hält sich pro Tag 8 Stunden in dem Kellerraum auf. Welche effektive Dosis erhält diese Person aufgrund dieser Radonexposition in einem Jahr?

  • Einsetzen in oben angegebene Formel

g) Der Durchschnittsschweizer erfährt eine jährliche radoninduzierte Strahlenexposition aus sowohl natürlichen als auch künstlichen Quellen von ca. 3.2.[^5] Nach der Strahlenschutzverordnung (StSV) der Bundesverwaltung[^6] darf die effektive Dosis durch radioaktive Strahlung künstlichen Ursprungs (mit Ausnahme medizinischer Anwendungen) für nicht beruflich strahlenexponierte Personen den Grenzwert von 1 mSv pro Jahr nicht überschreiten. Setzen Sie diese Werte in Relation zu Ihrem Ergebnis aus Teilaufgabe f). Muss der Keller saniert werden?

h) Bei der Sanierung eines Gebäudes wird der Kellerraum vollständig abgedichtet. Wie lange dauert es, bis die Radonkonzentration auf $\frac{1}{100}$ des ursprünglichen Wertes abgesunken ist? Wie lange würde eine solche Konzentrationsverringerung auf $1 %$ der Ursprungskonzentration dauern, wenn die Aktivität pro Volumen anfangs 500  betragen hätte?

  • Ähnlich wie d)

[^1]: F. M. Gonzalez et al. "Improved Neutron Lifetime Measurement with UCN$\tau$". Phys. Rev. Lett. 127 (16 Oct. 2021), p. 162501. url: https://link.aps.org/doi/10.1103/PhysRevLett.127.162501

[^2]: Bundesamt für Gesundheit, Jahresbericht Umweltradioaktivität und Strahlendosen 2018.

[^3]: Eidgenössische Strahlenschutzverordnung vom 26. April 2017, Kapitel 3, Abschnitt 1, Artikel 155. https://www.admin.ch/opc/de/classified-compilation/20163016/index.html .

[^4]: International Commission on Radiological Protection (ICRP), Radon Protection Strategy: Publication 126 paragraphs 41-45.

[^5]: Bundesamt für Gesundheit, https://www.bag.admin.ch/bag/de/home/gesund-leben/umwelt-und-gesundheit/strahlung-radioaktivitaet-schall/strahlung-gesundheit/strahlenexposition-der-schweizer-bevoelkerung.html.

[^6]: https://www.admin.ch/opc/de/classified-compilation/20163016/index.html, Kapitel 2, Artikel 22.

Übung 5 - Zerfallsketten

Ziel dieser Übung ist, dass Sie

  • Die zeitliche Veränderung einer Stoffmenge abschätzen und grafisch, qualitativ darstellen. Außerdem einschätzen können, welche Stoffe grafisch relevant sind und welche nicht (Aufgabe 1),

  • das Konzept konkurrierender Zerfallsprozesse kennen und in praktischen Problemen anwenden können (Aufgabe 2), und

  • radioaktive Zerfallsketten inklusive der entsprechenden Differentialgleichungsysteme aufstellen (Aufgabe 1 und 2)

Poloniumzerfall

a) Gegeben sei eine Probe reines $^{215}$Po zum Zeitpunkt $t=0.$ Skizzieren Sie den zeitlichen Verlauf der Mengen aller Folgeisotope des Zerfalls von $^{215}$Po (siehe Uran-Actinium-Zerfallsreihe auf Seite 188 im Anhang des Vorlesungsskripts) von $t=0$ bis , und relativ zur Anfangsmenge von $^{215}$Po.

Beispiel bis :

decay_01

Hinweis: Es reicht für die Skizze, wenn Sie die Grössenordnungen der Halbwertszeiten betrachten und daraus auf den Mechanismus schlussfolgern. Eine sehr kurze Halbwertszeit wird z.B. dazu führen, dass das dazugehörige Isotop sofort wieder zerfällt und daher nie in relevanten Mengen vorhanden ist. Die nicht relevanten Spezies müssen deshalb für die Skizze nicht berücksichtigt werden.

  • Hier ist die Zerfallsreihe von $^{214}\mathrm{Po}$:
Zerfallsreihe_Po
  • Die Zahl unter der Spezies ist die Halbwertszeit und die Zahl unter der Zerfallsart ist die Wahrscheinlichkeit für diese Zerfallsart, also welcher Anteil der Zerfälle über diese Zerfallsart abläuft.
  • Mit den nicht relevanten Spezies sind die gemeint, deren Konzentration immer $\sim 0$ beträgt.
  • Nicht einfach vom Plotter von Woche 5 abzeichnen!

b) Stellen Sie die Differentialgleichungen auf, welche die Zerfallsgeschwindigkeiten der Isotope $^{215}\mathrm{Po}$, $^{215}\mathrm{At}$, $^{211}\mathrm{Pb}$ und $^{211}\mathrm{Bi}$ beschreiben. Nehmen Sie Vereinfachungen vor, falls möglich.

Hinweis: Sie müssen die Differentialgleichungen nicht lösen.

  • Das ist etwas schwieriger wie das aus der ÜS. Hier werden die Zwischenprodukte über mehrere Wege gebildet. Überlege wie dies die DGL verändert.
  • Bei Verwirrung schreibe zuerst alle Reaktionsgleichungen auf, das kann helfen.

Zerfallskinetik von ${}^{137}$Cs

$^{137}\mathrm{Cs}$ ist ein radioaktives Isotop von Cäsium. Es zerfällt in zwei konkurrierenden Prozessen zu $^{137}\mathrm{Ba}$. Im einen Fall entsteht ein $^{137}\mathrm{Ba}$-Kern im Grundzustand, im anderen Fall in einem angeregten Kernzustand[^1]. Die Wahrscheinlichkeiten der beiden konkurrierenden Zerfallsprozesse betragen 5.3. Die Halbwertszeit von $^{137}\mathrm{Cs}$ ist $30.08\, \mathrm{a}$ [^2]

ZerfallCs

a) Um welchen radioaktiven Zerfallsprozess handelt es sich? Stellen Sie die vollständigen Gleichungen der beiden konkurrierenden Zerfallsprozesse von $^{137}\mathrm{Cs}$ unter Angabe der Elementsymbole, der Massen- und Ordnungszahlen, der Ladungen und der emittierten Teilchen auf.

b) Bestimmen Sie die Geschwindigkeitskonstanten (Zerfallskonstanten) der beiden Zerfallsprozesse.

Hinweis: Die Verwendung der Einheit Jahr für Zeitangaben ist stets problematisch, da die Dauer eines Jahres nicht konstant ist. Verwenden Sie in dieser Aufgabe zur Umrechnung ein von IUPAC empfohlener mittlerer Wert von $1\unit{a}\approx 31556952 \unit{s}.$ Dies entspricht dem mittleren Sonnenjahr des Gregorianischen Kalenders ($1\unit{a} = 365.2425\unit{d}$).

  • Die Geschwindigkeitskonstanten verhalten sich additiv.
  • Die Wahrscheinlichkeiten kannst du dir so vorstellen: Wenn ich und mein Bruder beide von einem Kuchen essen und ich 2 Stücke pro Sekunde esse und mein Bruder 3 Stücke pro Sekunde, was ist dann die Wahrscheinlichkeit für ein Stück, dass es von mir gegessen wird? $\frac{2}{2+3} = 0.4$ und die Wahrscheinlichkeit, dass mein Bruder das Stück isst ist $\frac{3}{2+3} = 0.6$ :(

c) Erklären Sie, wie der angeregte $^{137}\mathrm{Ba}^{\ast}$-Kern in einem einzelnen Schritt in seinen Grundzustand gelangen kann.

  • Siehe Theorie Vorlesung (und ÜS Woche 5).

[^1]: Der Stern in der Bezeichnung $^{137}\mathrm{Ba}^{\ast}$ bezeichnet einen angeregten Kernzustand.

[^2]: Referenz: National Nuclear Data Center, Brookhaven National Laboratory, NuDat Database, Version 2.7, http://www.nndc.bnl.gov/nudat2/, (aufgerufen am 15.10.2020)

Übung 6 - Altersbestimmung & Kernspaltung

Ziel dieser Übung ist, dass Sie

  • die Zerfallsgleichung für reale Probleme anwenden können (hier $^{14}$C-Datierung, Aufgabe 1) und

  • aus dem Massendefekt und den Zerfallsgleichungen die Gesamtenergie bestimmen können (Aufgabe 2)

  • das Prinzip der Kernspaltung veranschaulichen (Aufgabe 2).

Radiocarbonmethode

Die Radiocarbonmethode beruht auf dem konstanten Anteil des radioaktiven Kohlenstoffisotops $^{14}$C im Kohlendioxid der Atmosphäre, welches durch kosmische Strahlung ständig in der oberen Atmosphäre nachgebildet wird. Da Pflanzen während ihrer Lebenszeit durch Photosynthese kontinuierlich Kohlendioxid aus der Atmosphäre verstoffwechseln, entspricht deren $^{14}$C-Anteil jeweils dem der Atmosphäre und ist demzufolge ebenfalls konstant. Nach dem Absterben der Pflanze verringert sich der $^{14}$C-Anteil jedoch durch radioaktiven Zerfall mit einer Halbwertszeit von $t_{1/2}$ = 5730 a.

a) Wovon hängt die Zerfallsgeschwindigkeit des $^{14}$C-Isotops ab? Begründen Sie Ihre Antwort.

  • Welche Grössen kommen in der DGL, die den Zerfall beschreibt vor?

b) Formulieren Sie das Geschwindigkeitsgesetz in Form einer Differentialgleichung.

  • $\dd{N}{t} = ?$
  • Vorzeichen beachten

c) Wie gross ist die Geschwindigkeitskonstante für obigen Prozess? Geben Sie das Ergebnis in SI-Einheiten an.

  • Im TR ist die Einheit Jahr als _yr eingespeichert.
  • Was ist die Formel für die Geschwindigkeitskonstante? Sollte mittlerweile auswendig gewusst sein!

Im Februar des Jahres 1912 kontaktierte der Amateurarcheologe Charles Dawson den Verwalter der paläontologischen Abteilung des British Museum, Arthur Smith Woodward. Dawson behauptete, dass er einen Teil eines Menschenschädels in einer Kiesgrube nahe dem Dorf Piltdown in Südostengland gefunden habe. Smith Woodward rekonstruierte die Schädelfragmente und stellte die Hypothese auf, dass sie von einem 500'000 Jahre alten menschlichen Vorfahren stammen. Der obere Teil des Schädels war menschenähnlich, während der Unterkieferknochen eher affenähnlich war. Woodward und Dawson behaupteten daraufhin, dass der Fund der "Missing Link" zur Erklärung der menschlichen Evolution war.

1959 wurden die Knochenfragmente mit der Radiocarbonmethode datiert und es wurde festgestellt, dass der Oberteil des Schädels $17.0\%$ weniger $^{14}$C enthielt als lebende Pflanzen, während der Unterkieferknochen nur $6.0\%$ weniger $^{14}$C enthielt.

d) Wie alt sind Schädeloberteil und Unterkieferknochen? Was können Sie daraus schlussfolgern?

  • Was bedeutet $17 %$ weniger?
  • Benutze den Logarithmus um $t$ zu bestimmen.

Kernspaltung

Betrachten Sie die Kernspaltungsreaktion

$$ _{92}^{235}\mathrm{U}+^1_0\mathrm{n}\rightarrow ^{144}\mathrm{Ba} + \mathrm{X} + 3^1_0\mathrm{n} \qquad (0)$$

wobei X ein vorerst unbekanntes Nuklid sein soll. Die Produkte dieser Reaktion sind selbst instabil und zerfallen in einer Reihe von $\beta^{-}$-Zerfällen zu langlebigen bzw. stabilen Isotopen:

$$\begin{aligned} {}^{144}\mathrm{Ba} &\rightarrow ... \rightarrow {}^{144}\mathrm{Nd} (1)\ \mathrm{X} &\rightarrow ... \rightarrow {}^{89}_{39}\mathrm{Y}. (2)\end{aligned}$$

Dabei wird bei der Reaktionsfolge (1) eine Energie von $\Delta E_\mathrm{Ba}^\mathrm{mol} = 1.156699 \cdot 10^9\, \mathrm{kJ\,mol^{-1}}$ und bei der Reaktionsfolge (2) $\Delta E_\mathrm{X}^\mathrm{mol} = 1.078507 \cdot 10^9\, \mathrm{kJ\,mol^{-1}}$ freigesetzt.

a) Bestimmen Sie die Ordnungs- und Massenzahl von X. Welchem chemischen Element entspricht es?

  • Die Anzahl Protonen und Neutronen bleibt erhalten. Vergiss also keins in der Bilanz

b) Berechnen Sie die Energie, die bei der Reaktion (0) freigesetzt wird.

Hinweis: Folgende Massenangaben können hilfreich sein:

$$ m(^{1}_{0}\mathrm{n}) = 1.00866491595\, \mathrm{u}, m(^{235}_{92}\mathrm{U}) = 235.0439301\, \mathrm{u}, m(^{144}_{56}\mathrm{Ba}) = 143.92296\, \mathrm{u}, m(\mathrm{X}) = 88.91784\, \mathrm{u} $$

c) Wie viel Energie wird beim Zerfall eines ${}^{235}\mathrm{U}$-Atoms inklusive Folgereaktionen insgesamt abgegeben?

  • Wenn zwei Prozesse ablaufen und ich will die gesamthaft frei gewordene Energie, dann ergibt sich die durch $\dots$?

d) Natürlich vorkommendes Uran besteht hauptsächlich aus den Isotopen ${}^{235}\mathrm{U}$ und ${}^{238}\mathrm{U}$ mit jeweiligen Halbwertszeiten von $t^{235} = 7.038 \cdot 10^8\unit{a}$ und $t^{238} = 4.468 \cdot 10^9\unit{a}.$ In einer $5 \cdot 10^8\unit{a}$ alten Probe liegen die beiden Isotope in einem Verhältnis von $N_{235}/N_{238} = 2.5$ vor. Bestimmen Sie die ursprüngliche Anzahl an ${}^{235}\mathrm{U}$-Atomen in der Probe, wenn zu Beginn $0.020\, \mathrm{mol}$ ${}^{238}\mathrm{U}$-Atome vorhanden waren. Wie viel Energie kann durch diese Anzahl an Atomen durch Kernspaltung freigesetzt werden?

  • Bestimme erst die Geschwindigkeitskonstanten und wende dann die Formel für $N(t)$ an.
  • Benutze das Resultat aus c) um die Energie zu erhalten.

Das Schweizer Kernkraftwerk Mühleberg hat im Jahr 2014 nach eigenen Angaben 3155 elektrische Energie zur Verfügung gestellt. Die Umwandlung der thermischen Energie im Reaktorkern zu Elektrizität hatte dabei einen Wirkungsgrad von 33%.

e) Welcher Masse entsprechen die ${}^{235}\mathrm{U}$ Atome, die durchschnittlich in Mühleberg pro Stunde zerfallen? Gehen Sie (stark vereinfachend) davon aus, dass die in Reaktion (0) beschriebene Kernspaltung repräsentativ für alle anderen Zerfälle ist.

  • Wirkungsgrad $\mu = \frac{P_\mathrm{el}}{P_\mathrm{therm}}$ nicht vergessen.
  • Berechne daraus die benötigte thermische Leistung und mit den Resultaten der vorherigen Teilaufgabe dann die Lösung.

f) Vergleichen Sie die relativen Massendefekte $\frac{\Delta m}{m_0}$ der Fusionsreaktion (Gleichung 3.1 von Übungsblatt 3) und der Fissionsreaktion (0), wobei $m_0$ die atomaren Massen der jeweiligen Reaktanden bezeichnet. Welche Schlussfolgerung ziehen Sie aus diesen Werten?

  • Relativer Massendefekt meint $\frac{\Delta m}{m_0}$.

Übung 7 - Differentialgleichungen

Ziel der Übung ist es, dass Sie

  • das Ansatzprinzip verstehen und nutzen um lineare, homogene Differentialgleichungen erster (Aufgabe 1) und zweiter (Aufgabe 2) Ordnung zu lösen

  • für den klassischen harmonischen Oszillator die Bewegungsgleichung aufstellen und deren Lösung angeben können (Aufgabe 3).

Für diese Übung benötigte Ableitungs/Integrationsregeln

$$\dd{}{x} c = 0, \text{ für } c \text{ eine beliebige Zahl.}$$

$$\dd{}{x} \exp{(ax)} = a\exp{(ax)}, \text{ für } a \text{ irgendeine Zahl.}$$

$$\dd{}{x} \sin{(ax + \delta)} = a\cos{(ax + \delta)}, \text{ für } a, \delta \text{ beliebige Zahlen.}$$

$$\dd{}{x} \cos{(ax + \delta)} = -a\sin{(ax + \delta)}, \text{ für } a, \delta \text{ beliebige Zahlen.}$$

Differentialgleichungen erster Ordnung

In der Vorlesung wurde das Konzept der Differentialgleichung am Beispiel des radioaktiven Zerfalles erläutert. Die Gleichung $$ -\dd{N(t)}{t} = kN(t) \qquad (1.1)$$

ist eine lineare, homogene Differentialgleichung erster Ordnung.In der Vorlesung wurde gezeigt, dass die Gleichung durch eine Separation der Variablen und darauffolgende Integration gelöst werden kann und man erhält (1.2)

$$ N(t) = N_0 \cdot \exp{(-kt)} \qquad (1.2)$$

Dies ist jedoch nicht für allgemeine Differentialgleichungen möglich und die Methode ist bereits bei Differentialgleichungen zweiter Ordnung nicht mehr einfach anwendbar. In dieser Aufgabe wird eine weitere Methode zur Lösung von Differentialgleichungen vorgestellt, basierend auf dem Ansatzprinzip. Ein Ansatz ist eine sinnvolle Testfunktion die in die Differentialgleichung eingesetzt wird.

a) Gegeben ist die folgende Differentialgleichung

$$ -\dd{y(x)}{x}=3y(x) \qquad (1.3) $$

Setzen Sie den Ansatz $y(x)=c_0\cdot\exp{(-\lambda x)}$ in (1.3) ein und lösen Sie die Gleichung nach $\lambda$ auf, wobei $c_0$ eine beliebige Konstante ist. Formulieren Sie dann den anfänglichen Ansatz mit dem gefundenen $\lambda$ um. Die so erhaltene Funktion ist die Lösung der Differentialgleichung.

  • Benutze eine der oben aufgeführten Ableitungsregeln um die Ableitung von $y(x)$ zu berechnen. Damit solltest du erkennen, welchen Wert $\lambda$ haben muss.

b) Prüfen Sie Ihr Resultat aus a) indem Sie die Differentialgleichung (1.3) durch Separation der Variablen lösen.

Hinweis: Verwenden Sie das Verfahren, das im Skript auf Seite 38 genutzt wird.

Differentialgleichungen zweiter Ordnung

Differentialgleichungen kommen auch in höheren Ordnungen vor.

$$ -\dd{^2y(x)}{x^2}=4y(x) \qquad (2.1)$$

ist eine lineare, homogene Differentialgleichung zweiter Ordnung. Die Exponentialfunktion ist generell ein guter Ansatz für lineare, homogene Differentialgleichungen beliebiger Ordnung. Wir betrachten hier also andere mögliche Ansätze. Im Folgenden sind $c_0$ und $\delta$ beliebige Konstanten.

a) Lösen Sie die Differentialgleichung (2.1) indem Sie den Ansatz $y(x) = c_0\cdot\sin{(\lambda x + \delta)}$ nutzen.

  • Gehe gleich vor wie in Aufgabe 1. Die Ableitungsregeln sind oben aufgeführt.

b) Lösen Sie die Differentialgleichung (2.1) indem Sie den Ansatz $y(x) = c_0\cdot\cos{(\lambda x + \delta)}$ nutzen.

c) Zeigen Sie, dass die Summe der Lösungen aus 2a) und 2b) ebenso eine Lösung von (2.1) ist.

Der klassische harmonische Oszillator

Ein harmonischer Oszillator ist ein Modell zur Beschreibung physikalischer Schwingungen, zum Beispiel der Schwingung eines Pendels oder der eines Massenpunktes an einer Feder. Dieses Modell ist dadurch definiert, dass es eine Gleichgewichtslage $z_0$ gibt (das Pendel oder die Feder in Ruhe) und dass eine Auslenkung aus der Gleichgewichtslage zu einer Kraft (Rückstellkraft)

$$F_R(z) = -k(z-z_0) \qquad (3.1) $$

führt, die proportional zur Auslenkung $\Delta z = z-z_0$ ist und in Richtung der Gleichgewichtslage $z_0$ wirkt. Die Proportionalitätskonstante $k$ nennt sich die Federkonstante. Bei dem Modell werden Reibungskräfte vernachlässigt.

a) Skizzieren Sie die Rückstellkraft als Funktion von $z.$ Sie können $z_0$ = 0 wählen. Geben Sie das Potential an, das zu dieser Kraft gehört und skizzieren Sie es.

  • Für die Skizze einfach die Formel eingeben. Falls unsicher im TR eingeben (einfach zum üben, sollte aber easy sein).
  • Das Potential $V_R(z)$ ist definiert durch $F_R(z) = -\dd{V_R(z)}{z}$.

b) Gemäss dem zweiten Newton'schen Gesetz entspricht die Kraft $F$, die eine Masse $m$ erfährt, gerade dem Produkt aus Masse $m$ und Beschleunigung $a$,

$$F = ma = m\dd{^2 z}{t^2} \qquad (3.2) $$

Verwenden Sie diese Beziehung, um eine Bewegungsgleichung für die an der Feder befestigte Masse zu finden.

  • Setze die Formel für $F_R(z)$ aus a) in die Formel für $F$ ein.

c) Unter Benutzung der Konzepte aus Aufgabe 2, schlagen Sie einen sinnvollen Ansatz vor und lösen Sie die Bewegungsgleichung.

Hinweis: Es sind mehrere Ansätze möglich. Sie können einen beliebigen Ansatz wählen.

  • Betrachte die DGL aus Aufgabe 2 und vergleiche mit der, die wir jetzt lösen möchten. Was fällt dir auf?

d) Verwenden Sie die Anfangsbedingungen

$$ z(0) = 1\, \mathrm{m}, \quad \dd{z}{t}_{|_{t=0}} = 0 \qquad (3.3) $$

und bestimmen Sie die explizite Form Ihrer Lösung aus c).

Hinweis: Berechnen Sie explizit die Konstanten, die wir in Aufgabe 2 $c_0$ und $\delta$ genannt haben.

  • Verwende die in c) gefundene Lösung und setze die Anfangsbedingungen ein.
  • Anfangsbedingungen einsetzen bedeutet $z(0) = 1\, \mathrm{m}$ und $\dd{z}{t}_{|_{t=0}} = 0$ in die Lösung einsetzen und nach den Konstanten auflösen.

Übung 8 - Wellengleichung & Linienspektren

Ziel der Übung ist es, dass Sie:

  • eine partielle Differentialgleichung erkennen und testen können, ob eine Funktion die Lösung solch einer Gleichung ist (Aufgabe 1),

  • die Energie der elektronischen Zustände des Linienspektrums eines Atoms über die Balmerformel bestimmen können, die Grenzen der Formel kennenlernen und qualitative Aussagen über Linienspektren von Atomen machen können (Aufgabe 2).

Elektromagnetische Wellen und die Wellengleichung

Die Differentialgleichung

$$\begin{aligned} c^2\left(\frac{\partial^2 E_{z}(y,t)}{\partial y^2}\right) = \left(\frac{\partial^2 E_{z}(y,t)}{\partial t^{2}}\right)\qquad (1) \end{aligned}$$

ist eine Spezialform der Wellengleichung, welche das Verhalten des elektrischen Feldes einer elektromagnetischen Welle beschreibt, die sich in $y$-Richtung ausbreitet. Dabei stellt $c$ die Lichtgeschwindigkeit dar und es wird angenommen, dass das elektrische Feld in $z$-Richtung zeigt, d.h., dass $\vec{E}=(0,0,E_{z})$ gilt.

a) Erfüllt die folgende Funktion die obige Differentialgleichung (für alle Werte von $y$ und $t$)? Falls ja, was für eine Beziehung folgt für $\omega$ und $k$?

$$\begin{aligned} E_{z}(y,t)=E_0\sin(\omega\,t+k\,y+\phi) \qquad (2) \end{aligned}$$

Für die Beschreibung der Ausbreitung von elektromagnetischen Wellen muss eine Funktion Periodizität in Ort und Zeit aufweisen.

  • Berechne die partiellen Ableitungen der Funktion
  • Setze die partiellen Ableitungen in die Differentialgleichung ein
  • Finde den gesuchten Zusammenhang zwischen $\omega$ und $k$
  • Beachte, dass $x^2 = 1$ nicht nur eine Lösung hat -> Was heisst das hier?

b) Zeichnen Sie die Funktion $E_{z}(y,t)$ von Gleichung (2) mit $t=0$ s und $\phi=0$ als Funktion von $y.$ Wie hängen die Wellenlänge $\lambda$ (definiert als der räumliche Abstand zweier Maxima) und die Konstante $k$ (Kreiswellenzahl) voneinander ab?

  • Achte auf korrekte Achsenbeschriftung und Skalierung!
  • Die gesuchten Bedingungen sollten aus dem Graphen abgelesen werden können.

c) Zeichnen Sie analog die Funktion $E_{z}(y,t)$ von Gleichung (2) für $y=0$ m und $\phi=0$ in Abhängigkeit von $t.$ Was ist die Beziehung zwischen der Periode $T$ und der Kreisfrequenz $\omega$ bzw. die Beziehung zwischen der Frequenz $\nu=\frac1T$ und $\omega$?

  • Setze die Bedingungen aus dem vorherigen Aufgabenteil ein
  • $\omega = 2 \pi \nu$

d) Welchen Einfluss hätte ein $\phi \neq 0$ auf die gezeichneten Kurven?

  • Überlege mal, wie sich die Maxima und Minima verschieben, wenn $\phi \neq 0$ ist.

e) Leiten Sie eine Beziehung zwischen $\lambda$ und $\nu$ her.

Hinweis: Verwenden Sie dazu die Beziehung zwischen $\omega$ und $k$, die Sie in Aufgabenteil a) aus der Differentialgleichung (1) und aus Gleichung (2) hergeleitet haben.

f) Was sind die SI-Einheiten von $\omega$, $\nu$, $k$, $\phi$, $t$, $\lambda$, der elektrischen Feldstärke $E$ und der magnetischen Flussdichte $B$?

  • Das Argument der Sinusfunktion muss dimensionslos (also keine Einheit) sein.
  • Allgemein schauen, dass die Einheiten aufgehen.

Spektroskopie und Linienspektren

Mithilfe der von Bunsen und Kirchhoff im Jahre 1859 entwickelten Spektralanalyse konnte beobachtetet werden, dass Elemente elektromagnetische Strahlung nur bei charakteristischen Frequenzen absorbieren oder emittieren. Separiert man die Frequenzkomponenten der elektromagnetischen Strahlung räumlich durch dispersive Elemente (z.B. optische Prismen), kann ein sogenanntes Spektrum aufgenommen werden. Daraus können Rückschlüsse auf die Elementzusammensetzung eines Stoffes gemacht werden. Betrachtet man ein Wasserstoffatom, so erhält man ein besonders übersichtliches Spektrum. Mit der sogenannten Balmer-Formel lassen sich die Frequenzen der Linien im aufgenommen Spektrum gemäss

$$\begin{aligned} \nu = c \cdot R_{\mathrm{H}} \bigg|\frac{1}{n^2_{\mathrm{f}}}-\frac{1}{n^2_{\mathrm{i}}}\bigg| \qquad (1) \end{aligned}$$

berechnen, wobei $n_{\mathrm{i}},\: n_{\mathrm{f}} \geq 1$ natürliche Zahlen sind und $R_{\rm H} =$109 677.58 /cm die Rydberg-Konstante des Wasserstoffatoms und $c$ die Lichtgeschwindigkeit darstellen. Die Indizies i und f stehen hierbei für den initialen respektive finalen Zustand des Wasserstoffatoms.

a) Betrachten Sie die Rydberg-Konstante des Wasserstoffatoms $R_{\rm H}$ und berechnen Sie die assoziierte Wellenlänge $\lambda$ und Frequenz $\nu.$ Vergleichen Sie den Wert von $R_{\rm H}$ mit der folgenden Relation aus dem Bohr'schen Atommodel:

$$\begin{aligned}E_{0} = \frac{m_{\rm e} e^4 Z^2}{8 \varepsilon_0^2 h^2} \cdot \frac{m_{\rm K}}{m_{\rm e} + m_{\rm K}}, \qquad (2) \end{aligned}$$

wobei $Z$ die Kernladungszahl, $m_{\rm e}$ die Masse des Elektrons, $m_{\rm K}$ die Masse des Atomkerns, $e$ die Elementarladung, $h$ die Planck-Konstante und $\varepsilon_0$ die Dielektrizitätskonstante des Vakuums ist.

Hinweis: Die Wellenzahl $\tilde{\nu}$ entspricht der inversen Wellenlänge: $\tilde{\nu} = 1 / \lambda$ und wird üblicherweise in Einheiten von  $\mathrm{cm^{-1}}$ angegeben.

  • Im TR ist die Rydbergkonstante als _rdb eingespeichert.
  • Die Rydberg-Konstante beträgt $R_{\rm H} = 109677.58\, \mathrm{cm^{-1}}$ -> Welcher Energie entspricht dies?
  • Was für einen Wert erhältst du für $E_0$ für ein Wasserstoff-Atom?

b) Die Ionisierungsenergie eines Wasserstoffatoms beträgt $13.598434599702(12)\, \mathrm{eV}.$ Welchen Zusammenhang können Sie mit der Rydberg-Konstante des Wasserstoffatoms $R_{\rm H}$ erkennen?

  • Welcher Energie entspricht $R_H = 109677.58\, \mathrm{cm^{-1}}$ in $\mathrm{eV}$ (aufgefasst als Welle mit dieser Wellenzahl)?
  • Was können wir daraus folgern? (Betrachte auch die Formel für die Energie-Levels)

c) Zwei aufeinanderfolgende Linien im Absorptionsspektrum[^2] des Wasserstoffatoms haben die $n$ Wellenzahlen $\tilde{\nu}_n = 2.303245 \cdot 10^4 \, \mathrm{cm^{-1}}$ und $\tilde{\nu}_{n+1} = 2.437300\cdot 10^4\, \mathrm{cm^{-1}}.$ Berechnen Sie die Energiedifferenz $\Delta E_{n,n+1} = E_{n+1} - E_n$ zwischen den aufeinanderfolgenden Energieniveaus dieser Rydbergserie. Bestimmen Sie den Ausgangszustand $n_{\rm i}$ und ordnen Sie die Übergänge der entsprechenden Serie zu. Welchen $n_{\rm i} \rightarrow n_{\rm f}$ Übergängen entsprechen sie?

Hinweis: Verwenden Sie zur Vereinfachung die Näherung

  • Aufeinanderfolgend impliziert hier, dass die beiden Übergänge denselben Ausgangszustand $n_i$ besitzen.
  • Zeichne zuerst auf (mit dem Bohr-Modell, wie in der Übungsstunde angeschaut) was hier passiert, damit du weisst was du rechnest!
  • Berechne die entsprechenden Energien: Setze die Rydbergformel ein und verwende die gegebene Annäherung, um die Energiedifferenz zwischen den Endzuständen $(n, n+1)$ zu bestimmen.
  • Bestimme den Grundzustand $n_i$ mithilfe der Rydbergformel.

$$\begin{aligned} \frac{1}{n^2} - \frac{1}{(n+1)^2} \approx \frac2{(n+\frac{1}2)^{3}}. \end{aligned}$$

d) Wie ändern sich die Wellenlängen der in (c) gegebenen Übergänge, wenn anstelle von einem Wasserstoffatom $(^1{\rm H})$ ein Deuteriumatom $(^2{\rm H})$ betrachtet wird?

  • Die Rydbergkonstante für einen beliebigen Kern mit Masse $m_K$ beträgt $R_K = \frac{m_K}{m_e + m_K} R_{\infty}$

e) Berechnen Sie die Energie des Übergangs $n_{\rm i} = 1 \rightarrow n_{\rm f} = \infty$ in atomarem Wasserstoff. Welchen Zusammenhang erkennen Sie zu den Ergebnissen aus (a) bzw. (b)? Was ist die physikalische Bedeutung dieses Übergangs?

f) Die Relation (2) ist gültig für Einelektronenatome, wie z.B. ${\rm He}^{+}$, ${\rm C}^{5+}$, etc. Berechnen Sie die Wellenlängen der $n_{\rm i} = 1 \rightarrow n_{\rm f} = 2$ Übergänge für $^3{\rm He}^{+}$, $^4{\rm He}^{+}$, $^{12}{\rm C}^{5+}$ und $^{13}{\rm C}^{5+}.$[^3] Welche Näherung können Sie machen unter der Annahme, dass der Atomkern sehr viel schwerer als das Elektron ist?

  • Die benötigte Massen der Atomkerne:
Atomkern Kernmasse / u
$^{3}{\rm He}^{2+}$ 3.0149322
$^{4}{\rm He}^{2+}$ 4.0015062
$^{12}{\rm C}^{6+}$ 11.9967084
$^{13}{\rm C}^{6+}$ 13.0000632
  • Berechne die jeweiligen Übergangsenergien mit der jeweils angepassten Rydbergkonstanten (wie in d)).
  • Beachte, dass die Ladung des Kerns sich hier verändert hat!

Wenn in einem Atom höherer Kernladung mehr als ein Elektron vorhanden ist, können diese weiteren Elektronen die Kernladung bis zu einem gewissen Punkt abschirmen. Daher spürt das äusserste Elektron nur eine Kernladung von ungefähr einer Elementarladung. Daher kann die Kernladungsabhängigkeit in der Balmer/Rydberg-Formel vernachlässigt werden. Es soll nun untersucht werden, inwiefern die Balmer-Formel (2.1) in atomaren Krypton noch Gültigkeit besitzt. Im Absorptionsspektrum von atomarem Krypton beobachtet man bei den Wellenzahlen $112416.4\, \mathrm{cm^{-1}}$, $112477.2\, \mathrm{cm^{-1}}$, $112527.5\, \mathrm{cm^{-1}}$ und $112569.7\, \mathrm{cm^{-1}}$ vier Linien. Diese Linien entsprechen der Anregung vom Grundzustand zu vier aufeinanderfolgenden Zuständen derselben Rydbergserie.

g) Bestimmen Sie die Serie dieser Übergänge. Was stellen Sie fest und was schliessen Sie daraus über die Gültigkeit der Formel (1) für atomare Mehrelektronensysteme?

  • Wieder die Übergangsenergien berechnen wie in c)
  • Was ist hier komisch und wieso? (Lies allenfalls im Skript etwas darüber nach)

[^1]: A. L. Cavalieri et al., Attosecond spectroscopy in condensed matter, 2007, Nature, 449, 1029--1032

[^2]: Aufeinanderfolgend bedeutet, dass beide Übergänge denselben Ausgangszustand $n_{\rm i}$ besitzen.

[^3]: Die Masse des ${\rm C}^{n+}$ Atomkerns kann als die Masse des neutralen Kohlenstoffatoms abzüglich $n$ Elektronenmassen angenommen werden.

Übung 9 - Photoelektrischer Effekt & Bohr-Modell

Ziel der Übung ist es, dass Sie:

  • anhand der Austrittsarbeit eines Metalls die Austrittsgeschwindigkeit von Elektronen berechnen können (Aufgabe 1), sowie

  • erklären können, wieso unter einer gewissen Photoneneregie keine Elektronen aus Atomen bzw. Festkörpern gelöst werden (Aufgabe 1) und

  • die Annahmen des Atommodells von Bohr wiedergeben können und einschätzen können, ob diese sinnvoll sind (Aufgabe 2) sowie

  • das Verhalten der diskrete Energieniveaus des Atommodells von Bohr qualitativ als Funktion der physikalischen Parameter (Masse, Ladung und Quantenzahl) vorhersagen und quantitativ berechnen können (Aufgabe 2).

Der photoelektrische Effekt

Um den photoelektrischen Effekt quantitativ zu untersuchen, wird ein Metall in einer Vakuumröhre mit monochromatischem Licht im ultravioletten bis sichtbaren Bereich des elektromagnetischen Spektrums bestrahlt. In der Vakuumröhre befindet sich gegenüber des Metalls, welches als Photokathode fungiert, eine Kollektorelektrode. Die aus dem Metall austretenden Elektronen gelangen von der Photokathode zur Kollektorelektrode. Diese sind ausserhalb der Röhre leitend miteinander verbunden und der in diesem Experiment verursachte Photostrom wird gemessen. Die kinetische Energie der austretenden Elektronen kann nun über die Gegenfeldmethode bestimmt werden: zwischen Photokathode und Anode kann eine Gegenspannung angelegt werden, sodass die Elektronen durch das elektrische Feld der Gegenspannung abgebremst werden und bei genügend hoher Spannung die Kollektorelektrode nicht mehr erreichen.

Schematische Darstellung des Versuchaufbaus zum photoelektrischen Effekt. Die minimale Energie, um ein Elektron aus einer Metalloberfläche freizusetzen, ist die Austrittsarbeit $E_{\rm Aus}$ und stellt die Bindungsenergie des Elektrons im Metall dar. Bei der Bestrahlung einer metallischen Oberfläche mit monochromatischen Licht werden Elektronen emittiert, wenn die absorbierte Energie die Austrittsarbeit überschreitet. Die Austrittsarbeit der meisten Metalle liegt im ultravioletten bis sichtbaren Bereich des elektromagnetischen Spektrums.

Durch Anlegen eines elektrischen Gegenfeldes kann der gemessene Stromfluss beeinflusst werden. Die elektrische Feldstärke, die benötigt wird, sodass gerade kein Strom mehr fliesst, entspricht der maximalen kinetischen Energie der emittierten Elektronen. Das Elektron verlässt das Metall mit einer kinetischen Energie von maximal $E_{\rm kin} = \frac{1}2 m_e v^2 = e U_{\rm Brems}.$

Da die Intensität einer monochromatischen Welle die Leistung pro Flächeneinheit oder die Energie je Zeiteinheit und Flächeneinheit beschreibt, würde man erwarten, dass die Energie des Lichtes linear mit der Intensität zunimmt, hingegen im zeitlichen Mittel keine Frequenzabhängigkeit aufweist.

Folgende Beobachtungen liegen beim Experiment vor:

  • Bei ausreichend hohen Beschleunigungsspannungen (negative Gegen-/Bremsspannung), sättigt der Photostrom bzw. ab einer bestimmten Bremsspannung wird kein Strom mehr gemessen. Dies deutet auf eine maximale kinetische Energie der Elektronen hin.

  • Der Sättigungsstrom nimmt proportional zur Intensität zu, da bei höheren Intensitäten mehr Elektronen pro Zeiteinheit ausgelöst werden, ist allerdings unabhängig von der Frequenz des Lichtes.

  • Die maximale kinetische Energie der austretenden Elektronen hängt linear von der Frequenz des eingestrahlten Lichtes ab, ist aber unabhängig von seiner Intensität. Es gibt eine minimale Frequenz, unter der keine Elektronen ausgelöst werden.

  • Elektronen werden wenige 10 Attosekunden nach Einschalten des Lichtes[^1], also quasi instantan, ausgelöst, selbst bei sehr kleinen Intensitäten.

Albert Einstein schloss 1905, dass Licht aus kleinen Energiepaketen, Photonen mit der Energie $E = h \nu$, besteht. Ein Elektron eines Metalls, das ein einzelnes Photon mit mindestens der Energie $E_{\rm Aus}$ absorbiert, wird als Photoelektron emittiert. Aus der Energieerhaltung ergibt sich

$$h\nu = E_{\rm Aus} + E_{\rm kin} \Leftrightarrow E_{\rm kin} = h\nu - E_{\rm Aus}.$$

Gemäss diesen Beziehungen treffen einzelne Lichtquanten auf Elektronen und übertragen Energie und Impuls, sodass die Elektronen aus dem Metall austreten. Der photoelektrische Effekt ist eines von vielen Experimenten, welches aufzeigt, dass elektromagnetische Wellen Teilchencharakter aufweisen. Für Einsteins Interpretation des Photoeffektes wurde er im Jahr 1921 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet.

a) Im Folgenden soll untersucht werden, wie viel Zeit unter einer klassischen Betrachtungsweise benötigt wird, um Elektronen auszulösen. Betrachten Sie hierzu eine Metalloberfläche von $A = 1.0\, \mathrm{m^2}$, welches mit Licht der Leistung $P = 1.0 \mathrm{\mu W}$ bestrahlt wird. Die Austrittsarbeit eines typischen Metalls ist in der Grössenordnung von $1.0\, \mathrm{eV}.$ Nehmen Sie an, dass ein Elektron pro Atom, welche die Fläche von $1.0\cdot 10^{20}\, \mathrm{m^2}$ einnimmt, für die Ladungsdichte an der Oberfläche relevant ist. Bestimmen Sie die Anzahl $N$ der Elektronen auf der Metalloberfläche und die benötigte Zeit für die Elektronen, um die Austrittsarbeit zu überwinden. Nehmen Sie hierzu an, dass die Energie des einfallenden Lichts gleichmässig auf alle Elektronen auf der Oberfläche verteilt wird und dort über den zu berechnenden Zeitraum "gespeichert" wird. In welchem Verhältnis steht das Ergebnis zur Beobachtung einer Auslösezeit in der Grössenordnung von $10\, \mathrm{as}$?

  • Berechne erst die Anzahl Elektronen auf der Metalloberfläche.
  • Aus der Anzahl Elektronen und der Austrittsarbeit pro Elektron erhältst du die benötigte Energie
  • Benutze $P = \frac{E}{t}$ um die benötigte Zeit zu bestimmen.

b) Die Austrittsarbeiten von Kalium, Kupfer und Platin betragen 2.22 eV, 4.39 eV und 6.50 eV. Bestimmen Sie, ab welchen Wellenlängen Kalium, Kupfer und Platin Elektronen freisetzen und somit als aktives Material in einem Photodetektor eingesetzt werden könnten.

  • Die Energie eines Photons beträgt $E = h \nu = \frac{hc}{\lambda}$

c) Berechnen Sie die Geschwindigkeit eines Elektrons, das nach Absorption von Licht der Wellenlänge 220 nm bzw. 300 nm von einer Aluminiumoberfläche emittiert wird. Die Austrittsarbeit $E_{\rm Aus}$ von Aluminium beträgt 4.26 eV.

  • Die kinetische Energie des austretenden Elektrons beträgt $E_{\rm kin} = h \nu - E_{\rm Aus}$
  • Was ist die klassische Formel für die kinetische Energie (um die Geschwindigkeit zu erhalten)?

d) In einem Versuch wurden beim Bestrahlen einer Cäsiumplatte die folgenden Werte für die Bremsspannung $U_{\rm Brems}$ für verschiedene Wellenlängen $\lambda$ gemessen, welche nötig waren, um die Elektronen zum Stillstand abzubremsen. Berechnen Sie die Austrittsarbeit $E_{\rm Aus}$ des Cäsiums und den Wert der Planckschen Konstante mithilfe einer linearen Regression.

$\lambda$ / nm 370 401 443 488 523 575
$U_{\rm Brems}$ / V 1.45 1.19 0.90 0.64 0.47 0.26
  • Es gibt einen linearen Zusammenhang zwischen der Bremsspannung und der Frequenz des Lichts. Wie lautet die Funktion dafür? Wie kannst du die gegebenen Daten verwenden (die Wellenlänge muss zuerst umgeformt werden), um die Steigung der Funktion zu bestimmen?
  • Die Regression musst du nicht unbedingt durchführen, es reicht einfach die Steigung der Funktion zwei der Tabellierten Werte zu bestimmen.

Das Atommodell von Bohr

Das Bohrmodell ist ein erstes einfaches Modell, welches die Quantisierung der Energieniveaus in der Quantenmechanik beschreibt. In dieser Aufgabe werden Sie eine Formel für die Energie dieser Niveaus unter den Annahmen des Modells herleiten und die Energiestruktur für verschieden schwere Teilchensysteme untersuchen.

a) Welche Annahmen werden im Bohr-Modell getroffen? Zeigen Sie, dass die erlaubten Energiewerte für wasserstoffähnliche Systeme in diesem Modell gemäss

$$\begin{aligned} E_n = - \frac{m_e e^{4}Z^2}{32 \pi^2 \varepsilon_0^2 \hbar^2} \cdot \frac{1}{n^2} = - \frac{hcR_{\infty}Z^2}{n^2} \qquad (3) \end{aligned}$$

beschrieben werden können.

Hinweise:

1) Schreiben Sie den klassischen Drehimpuls des Elektrons und die zugehörige quantenmechanische Quantisierungsbedingung auf. 2) Geben Sie unter der Annahme eines unendlich schweren Atomkerns (ist diese Annahme sinnvoll?) die Gesamtenergie des Systems als Summe der kinetischen Energie des Elektrons und der elektrostatischen Coulomb-Wechselwirkung. 3) Unter Zuhilfenahme der Tatsache, dass die Zentripetalkraft für die Kreisbewegung gleich der Coulomb-Kraft ist, erhalten Sie damit Gleichung (3).

  • Schlage die getroffenen Annahmen nochmal im Skript; du musst sie nicht aufschreiben aber solltest sie kennen.
  • Betrachte die Hinweise aus dem Blatt (oben) -> Finde aus 3) eine Formel für die Geschwindigkeit eines Elektrons und setze diese in die Formel für die Energie aus 2) ein.
  • Erhalte den Radius durch die Formel für den Drehimpuls $l_n = m_e r_n v_n$.

Das Positronium ist ein exotisches Atom bestehend aus einem Elektron $\mathrm{e}^{-}$ und seinem Antiteilchen, dem Positron $\mathrm{e}^{+}.$ Trotz der stattfindenden Annihilierung von Teilchen und Antiteilchen hat das Positronium unter gewissen Umständen Lebenszeiten von mehreren Nanosekunden. Diese Lebenszeit ist ausreichend, um am Positronium spektroskopische Experimente durchzuführen. Auch für dieses Teilchen kann das Bohr'sche Atommodell zur Berechnung der Energieniveaus verwendet werden.

b) Eine der Annahmen, welche in der Herleitung zu Gleichung (3) getroffen wurde, ist, dass der Atomkern fixiert ist und das Elektron sich um den Kern bewegt. Ist diese Annahme noch sinnvoll? Wie muss Gleichung (3) angepasst werden, um einen allgemeineren Ausdruck zu erhalten? Schätzen Sie den Fehler ab, welcher durch die Annahme eines festen Kerns mit Gleichung (3) für das Wasserstoffatom gemacht wird.

Hinweis: Immer wenn sich zwei Teilchen um ihren Massenschwerpunkt drehen, sollten Sie im Schwerpunktsystem zur Beschreibung der Dynamik der Relativbewegung ihre reduzierte Masse verwenden: $\mu = \frac{m_{1}m_{2}}{m_{1}+m_{2}}.$

  • Der Ausdruck soll in dem Sinne allgemein sein, dass die Masse des Kerns als Variable da steht; er also auch für das Positron als Kern gilt.
  • Setze für die Energie den allgemeineren Ausdruck $$ \begin{aligned} E_n &= - \frac{\mu e^4 Z^2}{32 \pi^2 \varepsilon_0^2 \hbar^2} \cdot \frac{1}{n^2}, \\ \mu &= \frac{m_K m_e}{m_K + m_e} \end{aligned}$$ ein und wende das gleiche Verfahren wie in a) an.
  • Schätze damit den Fehler ab, der durch die Annahme eines unendlich schweren Kerns gemacht wird.

c) Stellen Sie die Energieniveaus des Wasserstoffatoms jenen des Positronium gegenüber, und stellen Sie diese auf der gleichen Energieskala graphisch dar. Welche Energie muss ein Photon jeweils mindestens besitzen, um das Elektron vom tiefsten Energieniveau unendlich weit vom positiv geladenen Teilchen zu entfernen?

  • Vergleiche die reduzierte Masse $\mu$ der beiden Systeme.
  • Achte auf korrekte Achsenbeschriftung und Skalierung!

d) Erklären Sie die gute Übereinstimmung zwischen dem Massendefekt des Wasserstoffatoms und dem Wert der Rydbergkonstanten.

  • Erinnere dich an Einstein's Formel $E = mc^2$ und daran, was die Rydbergkonstante ist.

Übung 10 - Photonen Anwendung & Interferenz

Ziel der Übung ist es, dass Sie:

  • mit Hilfe der Impulserhaltung erklären können, wie man Atome mit Photon verlangsamen kann, und berechnen können, wie das Abbremsen vonstatten geht (Aufgabe 1),

  • einem physikalischen Sachverhalt, hier die Beschreibung der Funktionsweise eines Detektors, verstehen und einfache Rechnungen durchführen können (Aufgabe 2),

  • konstruktive und destruktive Interferenz von Wellen erklären und die mathematischen Bedingungen dafür berechnen können (Aufgabe 3).

Photonen und Laserkühlung

In der Laserkühlung wird der Impuls der Photonen des Lichtstrahls genutzt, um Atome gezielt zu verlangsamen und sie so abzukühlen.[^1] Durch die Laserkühlung wurde es möglich, eine Atomwolke auf einige hundert Nano-Kelvin abzukühlen.

Die Laserkühlung hat viele Anwendungen: So sind z.B. durch das Abbremsen von Atomen sehr genaue spektroskopische Messungen möglich, welches die Basis für Atomuhren darstellen, bei denen über eine präzise Frequenzmessung die Sekunde definiert wird. Auch werden bei so tiefen Temperaturen quantenmechanische Phänomene relevant. Z.B. können Bose-Einstein-Kondensate hergestellt werden, bei denen die Interferenz der Wellenfunktion des Kondensats auf makroskopischen Skalen sichtbar wird.

Schematische Darstellung der Laserkühlung. Durch Absorption von entgegenkommenden Photonen wird ein Atom abgebremst.

In dieser Aufgabe sollen die Grundprinzipien der Laserkühlung in einer vereinfachten Form behandelt werden. Dazu werden folgende Annahmen getroffen:

  • Das Atom kann als Zweiniveausystem[^2] beschrieben werden. Dabei entspricht die Energiedifferenz zwischen dem Grundzustand (g) und angeregtem Zustand (a) $\Delta E=E_{\mathrm a}-E_{\mathrm g}$ der Energie des Photons $E=\hslash\omega=h\nu.$

  • Der Impuls ($p = |\vec{p}|$) eines Photons ist gegeben durch $p = h / \lambda$, wobei $h$ die Planck-Konstante und $\lambda$ die Wellenlänge des Photons sind.

  • Bei der Absorption eines Photons wird der Impuls des Photons vollständig auf das absorbierende Atom übertragen. Das Atom gelangt durch die zusätzliche Energie in einen angeregten Zustand.

  • Der Impulsvektor $\vec{p}$ des Photons ist parallel zum Wellenvektor $\vec{k}$ des Laserstrahls gerichtet (siehe Abbildung oben).

  • Nach Absorption eines Photons emittiert das angeregte Atom spontan ein Photon derselben Wellenlänge. Dadurch geht das Atom vom angeregten Zustand in den Grundzustand über.

  • Das emittierte Photon kann mit gleicher Wahrscheinlichkeit in alle Raumrichtungen (isotrop) abgestrahlt werden.

  • Durch viele aufeinanderfolgende Absorptions-Emissions-Zyklen wird das Atom abgebremst.[^3]

Als Beispiel betrachten wir ein Rubidiumatom, das sich mit einer Geschwindigkeit von ${v_{\mathrm{Rb}}=360\,\textrm{m/s}^{-1}}$ entgegengesetzt zur Ausbreitungsrichtung des Laserstrahls bewegt. Diese Geschwindigkeit entspricht der mittleren Geschwindigkeit eines Rubidiumatoms bei 450 K. Wir verwenden einen Laser mit einer Wellenlänge von ${\lambda=780\,\textrm{nm}}.$

a) Berechnen Sie den Impuls eines Laserphotons (${\lambda = 780 \unit{nm}}$) und des Rubidiumatoms mit der Anfangsgeschwindigkeit $v_{\mathrm{Rb}}.$

  • Benutze die Formeln $p_{photon} = \frac{h}{\lambda}$ und $p_{Teilchen} = m v$.

b) Wie gross ist der im Mittel pro Absorptions-Emissions-Zyklus übertragene Impuls?

Hinweis: Beachten Sie die radiale Symmetrie der Emission.

  • Keine Rechnung gefragt
  • Wie werden die Elektronen im Raum verteilt durch die Emission? Gehen sie alle in die gleiche Richtung, oder sonst irgendwo hin?

c) Wie viele Absorptions-Emissions-Zyklen sind notwendig, um ein Rubidiumatom zu stoppen? Wie viele Zyklen sind nötig, um das Atom auf $10.0\,\textrm{m/s}^{-1}$ zu bremsen?

  • Finde die gesamthaft benötigte Impulsänderung
  • Benutze die in b) bestimmte Impulsänderung pro Zyklus

d) Die Lebenszeit des angeregten Zustands ist $\tau \approx 27.0 \unit{ns}$, danach fällt das Rubidiumatom wieder in den Grundzustand zurück. Wie lange dauert die Abbremsung eines Rubidiumatoms von $v_{\mathrm{Rb}}$ auf $10\,\textrm{m/s}^{-1}$?

  • Benutze das Resultat aus c)
  • Wenn alle $27\, \mathrm{ns}$ ein Photon absorbiert wird, wie lange dauert es, bis um ACHTUNG SPOILER! $58400\, \mathrm{Photonen}$ zu absorbieren?

e) Wie gross ist die Distanz, welche ein Rubidiumatom zurücklegt, bevor es ganz gestoppt wird?

Hinweis: Bei hoher Laserintensität kann die maximale Kraft als $F_{\rm max}=\tfrac{1}{2}~p_{\rm photon}/\tau$ angenommen werden. Der Faktor $\tfrac{1}{2}$ entsteht dadurch, dass sich bei hohen Intensitäten nur die Hälfte der Atome im Grundzustand befinden, in welchem sie angeregt werden können. Zudem können Sie die Kettenregel in der folgenden Form verwenden (wobei $x$ für den Ort, $v$ für die Geschwindigkeit und $t$ für die Zeit steht):

$$\dd{v}{t} = \dd{x}{t}\dd{v}{x} = v \dd{v}{x}$$

  • Wenn du den DGL-Teil nicht verstehst, benutze einfach die Formel $ - \frac{1}{2} m v_{Ru}^2 = - F d$ (Kinetische Energie = Beim Abbremsen verrichtete Arbeit), wobei $d$ die gesuchte Distanz ist.

f) Wie lange würde es dauern, einen Meteoriten der Masse $10^6 \unit{kg}$, der sich der Erde mit einer Anfangsgeschwindigkeit von $1\,\textrm{km/s}^{-1}$ nähert, mit einem Laserstrahl der Wellenlänge ${\lambda=589\,\textrm{nm}}$ und der Leistung $P=10\,\textrm{W}$ zu stoppen?

Hinweis: In dieser Aufgabe betrachten wir nur die durch den Laser ausgeübte Kraft und vernachlässigen sämtliche Effekte von Gravitations- und Reibungskräften. Nehmen Sie ausserdem an, dass alle Photonen vom Meteoriten absorbiert werden (ohne Reemission).

  • Berechne zuerst die Anzahl benötigten Photonen (wie in c))
  • Nun berechne die Energie pro Photon und erhalte damit die Anzahl emittierten Photonen pro Sekunde vom Laser über die Leistung $P.$

Photonenzählung und Flugzeit

Die Photonenzählung ist eine Detektionsmethode bei schwachem Licht, bei der Einzelphotonenabsorptionsereignisse unter Verwendung eines Einzelphotonendetektors gezählt werden. Ein herkömmlicher leistungsempfindlicher Photodetektor reagiert auf den Photonenfluss. Im Gegensatz dazu sendet ein Einzelphotonendetektor jedes Mal einen elektrischen Impuls aus, wenn ein Photon erkannt wird. Die Gesamtzahl der Impulse wird über einen Messzeitraum gezählt. Diese Art von Erkennungsverfahren ist weniger anfällig für Rauschen (nur die Anzahl der Impulse wird gezählt und nicht deren Amplitude) aber auf geringe Leistungen beschränkt, da typischerweise eine „Totzeit" zwischen den Erkennungsereignissen zum Zurücksetzen benötigt wird.

In der folgenden Übung stellen Sie sich vor, dass eine Photonenquelle mit einer Wellenlänge von $532\, \mathrm{nm}$ einer Distanz von $25\, \mathrm{cm}$ vom Detektor entfernt ist.

a) Der Detektor, eine CCD-Kamera, misst in $0.05\, \mathrm{s}$ insgesamt $400\, \mathrm{Photonen}.$ Berechnen Sie den mittleren zeitlichen Abstand zweier Photonen. Bestimmen Sie die Zeit, die ein Photon braucht, um die Strecke zum Detektor zurückzulegen.

  • Der mittlere zeitliche Abstand entspricht dem Kehrwert der Anzahl Photonen pro Sekunde.
  • Die Photonen bewegen sich mit Lichtgeschwindigkeit $c$ über die Strecke von $d = 25\, \mathrm{cm}.$

b) Berechnen Sie die Energie eines Photons mit einer Wellenlänge von $532\, \mathrm{nm}.$ Bestimmen Sie die Anzahl an Photonen, die ein Laser mit einer Leistung von $1.00\, \mathrm{mW}$ pro Sekunde erzeugt (Photonenfluss).

  • Erhalte die Energie über $E = \frac{hc}{\lambda}.$
  • Die Leistung sagt dir, wie viel Energie du (pro Sekunde) zur Verfügung hast. Wie vielen Photonen (pro Sekunde) entspricht das?

c) Berechnen Sie die Leistung, die ein Detektor mit einer Totzeit von $50\, \mathrm{ns}$ bei Licht mit einer Wellenlänge von $532\, \mathrm{nm}$ maximal messen kann.

  • Ähnlich wie davor.

Interferenz

Interferenz bezeichnet die Überlagerung (Superposition) zweier oder mehrerer harmonischer Wellen im Raum. Je nach Phasendifferenz zwischen diesen führt konstruktive (destruktive) Interferenz zu maximaler (minimaler) Amplitude. Konstruktive Interferenz tritt bei einer Phasendifferenz von $2n \pi$ ($n$ eine ganze Zahl) auf, was einem Gangunterschied (Wegdifferenz) von $n\lambda$ (ein ganzzahliges Vielfaches der Wellenlänge) entspricht. Destruktive Interferenz hingegen liegt bei einer Phasendifferenz von $(2n+1) \pi$ ($n$ eine ganze Zahl) vor, was einem Gangunterschied von $\left(n+\frac{1}{2}\right)\lambda$ entspricht.

Diese Aufgabe betrifft das Interferenzmuster, das im Rahmen des Youngschen Doppelspaltexperiments beobachtet wurde (Th. Young, "The Bakerian Lecture: Experiments and Calculations Relative to Physical Optics", Phil. Trans. Roy. Soc., 94, 1 -- 16 (1804)). Zum Reproduzieren des Experimentes stellen Sie sich vor, es treffe monochromatisches Licht mit einer gewissen Wellenlänge auf ein Stück Papier mit zwei sehr schmalen Schlitzen, das in einer Distanz $L$ zu einer Leinwand (dem Detektor) entfernt sei (Abb. unten). Jeder Spalt kann als einzelne Punktquelle sphärischer Wellen betrachtet werden, deren Überlagerung in ein Interferenzmuster resultiert.

Doubleslit

a) Leiten Sie einen Ausdruck für die Position der Interferenzmaxima und -minima als Funktion von $n$ unter der Annahme, dass $L\gg d$ und $\theta$ klein sei (d. h. $\sin\theta\approx\tan\theta$), her. Geben Sie an, wie sich das Interferenzmuster verändert, wenn $d$ vergrössert wird.

  • Die Bedingungen für konstruktive Interferenz ist $\sin(\theta) = \frac{n \lambda}{d}$ und $\tan(\theta) = \frac{x}{L}$, wobei $n$ eine ganze Zahl ist.
  • Setze die gegebene Annäherung ein und überlege, was im Falle von destruktiver Interferenz passiert.

b) Die Wellenlänge sei $532\, \mathrm{nm}$ und die Distanz zwischen den Schlitzen $d=0.40\, \mathrm{cm}$. Berechnen Sie den Abstand der Interferenzmaxima erster, zweiter und dritter Ordnung vom Interferenzmaximum nullter Ordnung, wenn das Licht 5.00 m, 10.0 m und 100 m hinter den Schlitzen auf die Leinwand trifft. Erstellen Sie eine schematische Zeichnung des Interferenzmusters.

  • Nutze die Formel aus a).

c) Im Jahre 1999 wurde das Interferenzmuster vom Buckminsterfulleren $\mathrm{C}60$ gemessen (M. Arndt et al., "Wave-particle duality of $\mathrm{C}60$ molecules", Nature, 401, 680 -- 682 (1999)). De Broglie postuliert für jegliche Materie ad hoc eine "Materiewelle" mit Wellenlänge $\lambda = \frac{h}{p} = \frac{h}{mv_{\mathrm{0}}} \ ,$wobei $h$ das Plancksche Wirkungsquantum und $v_0$ die Geschwindigkeit des Teilchens sind. Geben Sie an, wie das Interferenzmuster von der Masse $m$ des Teilchens abhängt. Erklären Sie auch, wie demnach der Aufbau des Experiments angepasst werden muss, wenn Interferenzmuster für Teilchen mit grossen Massen beobachtet werden soll.

  • Berechne die Wellenlänge mit der gegebenen Formel und setze sie in die Formel aus a) ein.

d) Bei einem Doppelspaltexperiment treffen die Fullerenmoleküle mit einer Geschwindigkeit $v_{\mathrm{0}}=265$ m s$^{-1}$ auf die zwei Spalte, die $d=65.0$ nm voneinander entfernt sind. Der Schirm, auf dem das Interferenzmuster detektiert wird, sei 1.40 m vom Doppelspalt entfernt. Berechnen Sie den Abstand des Maximums erster Ordnung vom Maximum nullter Ordnung.

  • Nutze das Resultat aus c) um die Wellenlänge zu erhalten und dann die Formel aus a).

[^1]: Temperatur ist die mittlere kinetische Energie eines Stoffes.

[^2]: Ein Zweiniveausystem ist eine Vereinfachung der Energiestruktur von Atomen oder Molekülen, in der man aufgrund der Vernachlässigung von schwachen Übergängen zu den anderen Energieniveaus nur zwei Energieniveaus berücksichtigen muss.

[^3]: In der Praxis wird die Frequenz des eingestrahlten Lasers leicht rotverschoben gegenüber der atomaren Resonanzfrequenz gewählt. Dadurch kompensiert man den aufgrund der Bewegung des Atoms auftretenden Dopplereffekt. Wenn sich die Geschwindigkeit der Atome während des Abbremsvorgangs stark ändert, muss die Laserfrequenz angepasst werden.

Übung 11 - Operatoren & Teilchen im Kasten

Ziel der Übung ist es, dass Sie:

  • Operatoren anwenden und testen können, ob eine Funktion eine Eigenfunktion eines Operators ist (Aufgabe 1) sowie

  • einfache Kommutatoren explizit berechnen können (Aufgabe 1),

  • das Modell des Teilchens im eindimensionalen Kasten erklären, herleiten und auf einfache Probleme anwenden können (Aufgabe 2),

  • die Lösung eines Systems von nicht-wechselwirkenden Teilchen auf die Lösung eines Einteilchenproblems zurückführen können (Aufgabe 3), sowie

  • den Hamiltonoperator für ein einfaches Mehrelektronensystem explizit aufstellen und die darin auftretenden Terme benennen können (Aufgabe 4).

Operatoren und Eigenfunktionen

Operatoren sind Vorschriften, um mathematische Objekte zu verbinden. So ist z. B. das "$+$" in $a+b$ ein Ihnen bekannter Operator der die Summe von $a$ und $b$ repräsentiert. Auch ist der Differentialoperator $\dd{}{x}$ ein Operator, wobei $\dd{}{x} f(x) = \dd{f(x)}{x}$ bedeutet, dass die Ableitung der Funktion $f(x)$ nach der Variablen $x$ gebildet werden soll.

Die uns in der Quantenmechanik interessierenden Operatoren bilden Funktionen auf Funktionen ab, d. h., sie sind Rechenvorschriften, die aus einer Funktion eine (andere) Funktion machen. Man kann sie über ihre Wirkung auf eine Funktion definieren. Wir betrachten in der Vorlesung z. B. den Ortsoperator $\hat{x}$ definiert als $\hat{x} f = x f$ (Multiplikation mit $x$) oder den Impulsoperator $\hat{p}_x$ definiert als $\hat{p}_x f = -\mathrm{i} \hbar \dd{f}{x}$ (Bilden der Ableitung von $f$, Multiplikation mit $-\mathrm{i} \hbar$), wobei $f$ eine beliebige Funktion ist.

Der Einfachheit halber schreiben wir z. B. $\hat{x} = x$ und lassen die beliebige Funktion $f$ weg. Das ist kein Problem für die von uns besprochenen Operatoren, kann aber bei manchen Operatoren unmöglich sein. Man beachte, dass Operatoren der Reihenfolge nach wirken, d. h. für zwei Operatoren $\hat{O}$, $\hat{P}$ gilt

$$\begin{aligned} \hat{O} \hat{P} f = \hat{O} \left( \hat{P} f \right) \end{aligned}$$

und im Allgemeinen ist $\hat{O} \hat{P}$ nicht der gleiche Operator wie $\hat{P} \hat{O}$, d. h. Operatoren sind nicht unbedingt kommutativ. Der Kommutator

$$\begin{aligned} = \hat{O} \hat{P} - \hat{P} \hat{O} \end{aligned}$$

ist selbst ein Operator und gibt an, inwiefern die Operatoren $\hat{O}$ und $\hat{P}$ nicht kommutativ sind (nicht kommutieren/vertauschen).

Es gibt besondere Operatoren in der Quantenmechanik, die zu Messgrössen (Observablen) gehören. Der Orts-, Impuls- und Hamiltonoperator sind Beispiele solcher Operatoren.

a) Beschreiben Sie in Worten und Gleichungen, was eine Eigenfunktion und was Eigenwerte eines Operators sind.

  • Eine Funktion $f$ heisst Eigenfunktion eines Operators $\hat{O}$, wenn $\hat{O} f = \lambda f$ gilt, wobei $\lambda$ ein Eigenwert ist. Wie würdest du das in Worten beschreiben?

b) Überprüfen Sie, ob die folgenden Funktionen Eigenfunktionen des Operators $\hat{p}_x=-\mathrm{i}\hbar \frac{\mathrm{d}}{\mathrm{d}x}$ sind:

$$\begin{aligned} f_1 (x) &= \mathrm{sin}(bx) - \mathrm{cos}(bx) \, , \ f_2 (x) &= \mathrm{e}^{-\mathrm{i} b x} \, , \ f_3 (x) &= 7x^{4} + 3x^{2} . \end{aligned}$$

Geben Sie ggfs. den dazugehörigen Eigenwert an.

  • Benutze die Definition aus a) und wende den Operator auf die Funktionen an.

c) Im eindimensionalen Raum ist der Operator der kinetischen Energie definiert als $\hat T = -\frac{\hslash^{2}}{2m} \frac{\mathrm{d}^{2}}{\mathrm{d}x^{2}}.$ Welche der folgenden Funktionen sind Eigenfunktionen von $\hat T$ und was sind die entsprechenden Eigenwerte?

$$\begin{aligned} f_1 (x) &= \mathrm{sin}(bx) - \mathrm{cos}(bx) \, , \ f_2 (x) &= \mathrm{e}^{-\mathrm{i} b x} \, , \ f_3 (x) &= 7x^{4} + 3x^{2} . \end{aligned}$$

  • Benutze die Definition aus a) und wende den Operator auf die Funktionen an.

Zwei Observablen können nur dann gleichzeitig genau bestimmt werden, wenn der Kommutator der dazugehörigen Operatoren $\hat{O}$ und $\hat{P}$ verschwindet, d. h. $[\hat{O},\hat{P}] = 0.$ Man sagt dann, dass die Operatoren miteinander kommutieren/vertauschen. Wenn die beiden Operatoren nicht miteinander kommutieren, d. h. $[\hat{O},\hat{P}] \neq 0$, können die beiden zugehörigen Observablen nicht gleichzeitig genau bestimmt werden. Ein Beispiel dafür ist die Heisenbergsche Unbestimmtheitsrelation, bei der Ort und Impuls nicht zusammen beliebig genau gemessen werden können.

d) Zeigen Sie, dass $[ \hat{x},\hat{p}_x ] = \mathrm{i} \hbar$, wobei $\hat{x} = x$ der Ortsoperator und $\hat{p}_x = - {\mathrm i} \hbar \frac{\mathrm d}{{\mathrm d}x}$ der Impulsoperator sind. $f(x)$ ist hierbei eine beliebige Funktion von $x.$

Hinweis: Um einen Kommutator auszurechnen, können Sie die Operatoren auf eine beliebige Funktion $f(x)$ anwenden. So ist

$$\begin{aligned} f(x) = \hat{x} \left( \hat{p}_x f(x) \right) - \hat{p}_x \left(\hat{x} f(x) \right) = x \cdot \left(- {\mathrm i} \hbar \frac{\mathrm d}{{\mathrm d}x} f(x) \right) - \left( - {\mathrm i} \hbar \frac{\mathrm d}{{\mathrm d}x} \left( x \cdot f(x) \right) \right). \end{aligned} $$

  • Verwende immer den obigen Hinweis (vom Blatt). Sonst schleichen sich sehr schnell Fehler ein!

e) Für eine Funktion mit mehreren Variablen, z. B. $f(x,y)$, sind der Impulsoperator $\hat{p}_x$ in $x$-Richtung durch $- \mathrm{i} \hbar \frac{\partial}{\partial x}$ und der Impulsoperator $\hat{p}_y$ in $y$-Richtung durch $- {\mathrm i} \hbar \frac{\partial}{\partial y}$ gegeben. Zudem sind die Ortsoperatoren $\hat{x} = x$ und $\hat{y} = y.$ Zeigen Sie, dass $[ \hat{x},\hat{p}_y] = 0.$

  • Erinnere dich daran, dass die partielle Ableitung jeweils nur auf die Variable wirkt, nach der abgeleitet wird. Die anderen Variablen werden als Konstanten betrachtet.

Hamiltonoperator für ein Mehrelektronensystem am Beispiel des Helium Atoms

Der Hamiltonoperator repräsentiert die Gesamtenergie eines Systems und ist daher für jedes System anders. In dieser Aufgabe betrachten wir das Heliumatom als ein Beispiel für ein einfaches Mehrteilchensystem.

a) Stellen Sie gemäss Abschnitt 4.6.1 im Vorlesungsskript den Hamiltonoperator für ein Heliumatom in kartesischen Koordinaten auf. Schreiben Sie alle Terme explizit aus und definieren Sie alle vorkommenden Grössen.

  • Im Skript gibt es eine allgemeine Formel
  • Du darfst den Laplace-Operator benutzen (musst ihn also nicht ausschreiben). Überlege aber eine gescheite Notation mit Indizes, so dass klar ist auf was der Operator wirkt.

b) Formulieren Sie die dazugehörige zeitunabhängige Schrödingergleichung. Was bedeuten die möglichen Lösungen dieser Eigenwertgleichung?

  • Von welchen Variablen hängt die Wellenfunktion ab, wenn wir mehrere Teilchen betrachten? (Schreibe explizit $\Psi(\dots)$)
  • Benutze den in a) aufgestellten Hamiltonoperator (einfach als $\hat H$ schreiben)

Das Teilchen im eindimensionalen Kasten

Ein Teilchen der Masse $m$ befindet sich in einem eindimensionalen Kasten der Länge $L.$ Der Ort ist mit der $x$-Koordinate beschrieben. Das Potential ist gegeben durch

$$\begin{aligned} V(x) = 0 \text{ für }\ 0\leqslant x\leqslant L \ \infty, \qquad \text{sonst.} \end{aligned}$$

a) Wie lautet die Schrödingergleichung für das Teilchen im eindimensionalen Kasten?

  • Da V zeitunabhängig ist, brauchen wir welche Schrödingergleichung? (Ihr habt ja zwei Fälle betrachtet in der Vorlesung)

b) Geben Sie die Eigenwerte $E_n$ und die (unnormierten) Eigenfunktionen $\psi_n$ des Hamiltonoperators eines Teilchens im eindimensionalen Kasten an. Was ist der Wertebereich der Quantenzahl $n$?

  • Welche Funktionen ergeben, wenn sie zweimal abgeleitet werden, wieder sich selbst? (Haben wir auch schon gesehen, schreibe den allgemeinsten Ansatz auf).
  • Was sind die Randbedingungen (also was muss für die Wellenfunktionen gelten, wenn $x=0$ oder $x=L$ ist)?
  • Alternativ darfst du die Formel auch nachschlagen, z.B. im Skript. Steht ja nicht, dass du sie herleiten musst.
  • Die Lösung sollte eine Funktion multipliziert mit einer noch unbestimmten Konstanten sein (wird in c) bestimmt).

c) Prinzipiell sind Eigenfunktionen nur bis auf eine multiplikative Konstante bestimmt. Damit wir $|\psi_n(x)|^2$ als Aufenthaltswahrscheinlichkeitsdichte interpretieren können, muss gelten, dass $\int\limits_{-\infty}^{\infty} \psi_n^*(x) \psi_n(x) \mathrm{d} x = 1.$ Bestimmen Sie daraus die (Normierungs-)Konstante für $\psi_n.$

  • Da $\psi_n(x) = 0$ für $x<0$ und $x>L$ ist, gilt $\int_{-\infty}^{\infty} \psi_n^{\ast}(x) \psi_n(x) \mathrm{d} x = \int_{0}^{L} \psi_n^{\ast} (x) \psi_n(x) \mathrm{d} x$.
  • Setze $\psi(x)$ aus b) ein und bestimme so den noch unbekannten Faktor. Benutze dabei $\sin^2(x) = \frac{1}{2} - \frac{1}{2} \cos(2x)$.

d) Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, das Elektron zwischen $x=0$ und $x=0.2\,L$ anzutreffen? Wie hängt diese Wahrscheinlichkeit von der Länge $L$ des Kastens ab?

Hinweis: Benutzen Sie die Born'sche Interpretation der Wellenfunktion.

  • Setze die normierte Wellenfunktion aus c) ein und überlege dir über welchen Bereich du hier integrieren musst.

e) Die Zustände der $\pi$-Elektronen in $\beta$-Karotin (Abb. unten) können unter Vernachlässigung ihrer Wechselwirkung durch ein Teilchen im eindimensionalen Kasten grob angenähert werden. Die 22 $\pi$-Elektronen sind über 11 C-C Doppelbindungen und damit über eine Länge von ca. 2.4 nm delokalisiert. Es wird davon ausgegangen, dass je 2 Elektronen ein Energieniveau des Kastens "besetzen". Die kleinste Energie, die also notwendig ist, um ein Elektron anzuregen, entspricht dem Übergang von $n=11$ nach $n=12.$ Berechnen sie diese Energie und geben Sie die entsprechende Wellenlänge an. Welche Farbe erwarten Sie demnach für $\beta$-Karotin?

beta-Karotin

  • Berechne die Energiedifferenz mit der Formel für die Eigenwerte aus b). Die benötigte Wellenlänge erhältst du mit $\lambda = \frac{hc}{\Delta E}$.
  • Das Resultat ergibt keinen Sinn! Überlege woher (in den Annahmen) der Fehler kommen mag.

Zwei Teilchen im eindimensionalen Potential (BONUS - Dementsprechend wenig Tipps)

Wir betrachten zwei identische Teilchen mit Massen $m$ in einem eindimensionalen Potential $V$ (z.B. ein Kastenpotential). Unter Vernachlässigung der Wechselwirkung zwischen den Teilchen erfüllt jedes eine eindimensionale Schrödingergleichung

$$\begin{aligned} \hat{H}_j \phi_j(x_j) = \varepsilon_j \phi_j(x_j), \end{aligned}$$

wobei der Index $j = 1,2$ für das jeweilige Teilchen steht. Die entsprechenden Hamiltonoperatoren lauten wie üblich

$$\begin{aligned} \hat{H}_j = -\frac{\hbar^2}{2 m} \dd{^2}{x_j^2} + V(x_j), \end{aligned}$$

$\phi_j$ und $\varepsilon_j$ sind die Eigenfunktionen und -energien. Um die möglichen Lösungen ($\phi_j$ und $\varepsilon_j$) zu nummerieren, verwenden wir die Quantenzahlen $n_j$ und erhalten also $\phi_{j,n_j}$ und $\varepsilon_{j,n_j}.$

Wir wollen nun beide Teilchen zusammen als ein System beschreiben. Damit erhalten wir ein zweidimensionales Problem, welches durch folgende Schrödingergleichung mit Wellenfunktion $\psi$ und Energie $E$ beschrieben ist:

$$\begin{aligned} \left( \hat{H}_1 + \hat{H}_2 \right) \psi(x_1,x_2) = E \psi(x_1,x_2). \qquad (1) \end{aligned}$$

Zur Nummerierung können wir eine einzige Quantenzahl $n$ verwenden, wir schreiben $\psi_n$, $E_n.$

a) Zeigen Sie, dass

$$\begin{aligned} \psi(x_1,x_2) = \phi_1(x_1) \phi_2(x_2) \qquad (2) \end{aligned}$$

eine Lösung von (1) ist. Geben Sie die möglichen Eigenwerte des Systems $E_n$ in Abhängigkeit der Eigenwerte $\varepsilon_{j,n_j}$ eines Teilchens an. Gibt es entartete Zustände, d.h. verschiedene Zustände mit gleicher Energie $E_n$?

  • Einsetzen und zeigen, dass wir eine Eigenwertgleichung erhalten.

b) Zeigen Sie, dass auch

$$\begin{aligned} \psi_{(\pm)}(x_1,x_2) = \frac{1}{\sqrt{2}} \left( \phi_1(x_1) \phi_2(x_2) \pm \phi_1(x_2) \phi_2(x_1) \right) = \frac{1}{\sqrt{2}} \left( \psi(x_1,x_2) \pm \psi(x_2,x_1) \right) \qquad (3) \end{aligned}$$

Lösungen von (1) sind.

  • Argumentiere mit dem Resultat aus a).

Eine Wellenfunktion, die - wie in unserem Fall - zwei identische Teilchen beschreibt, muss entweder symmetrisch oder antisymmetrisch bezüglich Vertauschung der Teilchenkoordinaten sein. Für Bosonen ist sie symmetrisch, d.h. $\psi(x_1,x_2) = \psi(x_2,x_1)$, und für Fermionen ist sie antisymmetrisch, d.h. $\psi(x_1,x_2) = -\psi(x_2,x_1).$ Dasselbe gilt für die Vertauschung der Spins zweier identischer Teilchen. Elektronen sind ein Beispiel für Fermionen. Wenn zwei Elektronen den gleichen Spin haben, muss sich ihre Wellenfunktion antisymmetrisch unter Vertauschung ihrer Orte verhalten.

c) Kann eine der Funktionen (3) eine Wellenfunktion von zwei Elektronen mit gleichem Spin sein? Wenn ja, was wären die möglichen Energieeigenwerte $E_n$?

  • Was sind die Bedingungen dafür? (Betrachte die Quantenzahlen)

Übung 12 - Atomorbitale & Termsymbole

Ziel der Übung ist es, dass Sie:

  • die Ergebnisse der quantenmechanische Beschreibung von wasserstoffähnlichen Atomen wiedergeben und über die Eigenfunktionen Eigenschaften der Verteilung der Teilchen im Raum bestimmen können (Aufgabe 1),

  • die Elektronenkonfiguration von Atomen bestimmen und daraus das Termsymbol des Grundzustands herleiten können, sowie qualitative Aussagen über Ionisierungsenergien und Elektronenaffinitäten machen können und diese nutzen können, um Energiegleichgewichte für experimentelle Prozesse aufzustellen (Aufgabe 2).

Atomorbitale des Wasserstoffatoms

a) Beschreiben Sie kurz, was ein Orbital ist.

b) Geben Sie die Bedeutung der Hauptquantenzahl $n$, der Bahndrehimpulsquantenzahl $l$ und der magnetische Quantenzahl $m_l$ and. Geben Sie an, welche Werte für $l$ und $m_l$ bei Atomorbitalen mit der Hauptquantenzahl $n=1$, 2 und 3 erlaubt sind.

c) Nennen Sie die Anzahl unterschiedlichen radialen Wellenfunktionen des Wasserstoffatoms für $n=3.$ Geben Sie die Gesamtzahl der Knotenflächen für die entsprechenden Orbitale an.

  • Schau das im Skript nach... Zusatzfrage: Was ist die physikalische Bedeutung einer Knotenfläche in der Wellenfunktion?

d) Die radiale Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion beschreibt die radiale Aufenthaltswahrscheinlichkeit eines Elektrons im Wasserstoffatom. Zeigen Sie, dass die radiale Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion des 1s Zustandes des Wasserstoffatoms folgendem Ausdruck entspricht:

$\rho_{1,0} = 4 r^2 a^{-3} e^{-2r/a}$

Der Radialteil der 1s-Wellenfunktion entspricht $R_{1,0} = 2a^{-3/2}e^{-r/a}.$

  • Was ist die Verbindung zwischen Wellenfunktion und Aufenthaltswahrscheinlichkeit?
  • Die Oberfläche einer Kugel mit Radius $r$ beträgt $4\pi r^2$ und der Winkelanteil der Wellenfunktion für $l = 0$ ist $Y_{0,0} = \frac{1}{\sqrt{4\pi}} .$
  • Schau die betrachte die gesuchte Lösung und den obigen Tipp. Was ist die Verbindung?

e) Bestimmen Sie, für welches $r$ die Aufenthaltswahrscheinlichkeit des Elektrons im 1s-Orbital maximal wird. Vergleichen Sie ihr Ergebnis mit dem Bohr-Modell.

  • Typisches Extremalwertproblem: Bestimme die Ableitung von $\rho_{1,0}$ nach $r$ und setze sie gleich Null. Dann musst du nur noch nach $r$ auflösen.

f) Zeigen Sie, dass die Relation

$$\int_0^{\infty} r^2 |R_{n,l}(r)|^2 \mathrm{d}r = 1$$

gilt. Verwenden Sie hierzu die Normierungsbedingung der Wellenfunktion und die folgende Eigenschaft der Kugelflächenfunktionen:

$$\int_0^{2\pi} \int_0^{\pi} Y_{l,m}(\phi,\theta) (Y_{l',m'}(\phi, \theta))^* \sin\theta \mathrm{d}\phi \mathrm{d}\theta = \delta_{l,l'} \delta_{m,m'}.$$

  • Schreibe die Normierungsbedingung der separierten Wellengleichung (in Radial- und Winkelteil separiert) auf. Das ist dann schon in Kugelkoordinaten.
  • Das Integral über den Raum in Kugelkoordinaten ist $\iiint\limits_{\text{Raum}} \mathrm{d}V = \int_0^{\infty}\int_0^{2\pi}\int_0^{\pi} r^2 \sin \theta \mathrm{d}r \mathrm{d}\phi \mathrm{d}\theta.$
  • Das Kronecker-Delta ist definiert als $\delta_{i,j} = \begin{cases} 1 & \text{wenn } i = j \\ 0 & \text{sonst} \end{cases}.$ Benutze das, um die Winkelabhängigkeit zu integrieren. Was bleibt übrig?

g) Der mittlere Abstand zwischen Kern und Elektron im quantenmechanischen Zustand, mit den Quantenzahlen $n$ und $l$, ist gegeben durch den Erwartungswert

$$\langle r\rangle=\iiint\limits_{\text{Raum}} \psi_{nlm}^\ast \,r\,\psi_{nlm}\,\mathrm{d}V=\iiint\limits_{\text{Raum}} r|\psi_{nlm}|^2\,\mathrm{d}V=\int\limits_0^\infty r^3R_{nl}^2(r)\,\mathrm{d} r\;,$$

wobei $\psi_{nlm}$ die Gesamtwellenfunktion ist und $R_{nl}(r)$ den radialen Anteil darstellt. Bestimmen Sie den mittleren Abstand zwischen Proton und Elektron eines Wasserstoffatoms im 1s-Zustand und vergleichen Sie das Resultat mit dem Resultat der vorangehenden Teilaufgabe.

Hinweis: Nutzen Sie für die Lösung des Problems das Integral

$$\int\limits_0^\infty x^n \exp{-bx}\,\mathrm{d} x=\frac{n!}{b^{n+1}} \qquad (3)$$

  • Setze $R_{nl}(r) = 2a^{-3/2}e^{-r/a}$ in das Integral ein und benutze die gegebene Formel.
  • Quadrieren nicht vergessen (Betragsquadrat)!

Periodensystem

a) Bestimmen Sie die neutralen Atome, die durch folgende Elektronenkonfigurationen beschrieben werden. Geben Sie ebenfalls an, ob die Elektronenkonfiguration einen Grundzustand oder einen angeregten Zustand darstellt.

  1. (1s)$^2$ (2s)$^1$

  2. (1s)$^2$ (2s)$^2$ (2p)$^3$ (3s)$^2$

  3. (1s)$^2$ (2s)$^2$ (2p)$^5$ (3s)$^1$

  4. (1s)$^2$ (2s)$^2$ (2p)$^6$ (3s)$^2$ (3p)$^6$ (4s)$^1$ (3d)$^4.$

  5. Pauli-Prinzip

b) Nennen Sie alle bekannten stabilen Atome mit einer ($n$s)$^{2}$($n$p)$^{2}$-Grundzustandskonfiguration.

  • Nehme ein Periodensystem zur Hand

c) Welches Atom der zweiten Periode hat das Grundzustandstermsymbol $^{2}$S$_{\frac{1}{2}}$?

  • Bestimme die Elektronenkonfiguration
  • Allenfalls im NIST PSE einfach ablesen

d) Welche Atome der fünften Periode haben in ihren Grundzustandskonfigurationen nur volle Schalen und Unterschalen? Welchem Termsymbol entsprechen diese Elektronenkonfigurationen?

  • Elektronenkonfiguration & PSE

e) Finden Sie die Atome der vierten Periode mit zwei ungepaarten Elektronen. Geben Sie die jeweiligen Gesamtbahndrehimpulsqantenzahlen $L$ an.

  • Elektronenkonfiguration & PSE

f) Welches Atom der folgenden Atompaare besitzt

i)  die grössere Ionisierungsenergie?

    1) Na, S; 
    2) Be, Ca; 
    3) Sr, Fr.

ii) die grössere Elektronenaffinität?

    4) P, Cl; 
    5) Li, Na; 
    6) O, F.

Begründen Sie Ihre Aussagen qualitativ.

g) Bestimmen Sie für $^{40}$Ca und für einfach ionisiertes atomares Kalzium Ca$^+$ die Elektronenkonfiguration des Grundzustands und das dazugehörige Termsymbol.

  • Schreib doch gleich eine schöne Anleitung, die du dann auch an der Prüfung mitnehmen kannst :)

Übung 13 - (An)harmonischer Oszillator

Ziel der Übung ist es, dass Sie:

  • das Modell des harmonischen Oszillators für die Beschreibung von Schwingungen zweiatomiger Moleküle verwenden können und dessen Grenzen kennen (Aufgabe 1).

Der harmonische und anharmonische Oszillator

Der harmonische Oszillator ist ein wichtiges Modell in der Quantenmechanik und wird oft zur Beschreibung molekularer Schwingungen verwendet. Die folgenden Aufgaben sollen mit dem Modell des eindimensionalen harmonischen Oszillators gelöst werden.

a) Wie verhält sich die Kraft $F(x)$ als Funktion der Auslenkung $x-x_{\mathrm e}$ aus der Gleichgewichtslage im harmonischen Oszillator? Stellen Sie $F(x)$ für die Kraftkonstante (i) $k=10\unit{N\,m^{-1}}$ und (ii) $k=20\unit{N\,m^{-1}}$ grafisch dar. Dabei soll die Gleichgewichtslage bei $x_{\mathrm e}=3\unit{m}$ liegen.

  • ACHTUNG SPOILER: $F(x) = - k (x-x_{\mathrm e})$

b) Drücken Sie die potentielle Energie $V(x)$ eines eindimensionalen harmonischen Oszillators als Funktion der Auslenkung $x-x_{\mathrm e}$ aus der Gleichgewichtslage aus. Stellen Sie diese grafisch dar für die Fälle (i) und (ii) aus Teilaufgabe a).

  • $V(x) = - \int F(x) \mathrm{d}x$
  • Das obige Integral hat eine Integrationskonstante. Um die zu bestimmen, überlege bei welchem $x$ das Potential verschwinden soll.

Im Folgenden betrachten wir die molekulare Schwingung des zweiatomigen Moleküls BCl.

c) Die harmonische Schwingungswellenzahl $\omega_{\mathrm{e}}$ von $^{11}$B$^{35}$Cl im elektronischen Grundzustand beträgt $839.12 \unit{cm^{-1}}.$ Berechnen Sie daraus die Kraftkonstante $k$ der Schwingung. Diskutieren Sie qualitativ die Grenzen des Modells eines harmonischen Oszillators.

  • $\omega_{\mathrm{e}} = \frac{1}{2\pi c} \sqrt{\frac{k}{\mu}}$

d) Berechnen Sie die harmonische Schwingungswellenzahl $\omega_{\mathrm e}$ von $^{11}$B$^{37}$Cl.

Hinweis: Nehmen Sie an, die Kraftkonstante des elektrischen Grundzustands sei für alle Isotopomere gleich.

  • Benutze den Bruch $\frac{\omega_{\mathrm e}(^{11}\mathrm{B}^{37}\mathrm{Cl})}{\omega_{\mathrm e}(^{11}\mathrm{B}^{35}\mathrm{Cl})}$ und die Formel aus c). Löse dann nach $\omega_{\mathrm e}(^{11}\mathrm{B}^{37}\mathrm{Cl})$ auf.

Der harmonische Oszillator beschreibt zweiatomige Moleküle nur in tiefen Schwingungsniveaus gut. Der tatsächliche Potentialverlauf $V(x)$ als Funktion des internuklearen Abstandes $x$ ist anharmonisch und kann durch das Morse-Potential

$$\begin{aligned} \frac{V(x)}{hc}=D_\mathrm{e} \left[ 1 - \exp\left(-\alpha(x-x_{\mathrm{e}})\right)\right]^2 \qquad (1) \end{aligned}$$

dargestellt werden. Dabei ist $x_{\mathrm{e}}$ der internukleare Gleichgewichtsabstand und $hcD_{\mathrm{e}}$ die Dissoziationsenergie, welche die Tiefe des Potentialtopfes beschreibt.

Die Energieniveaus $E_v$ des Morse'schen Oszillators enthalten, im Vergleich zum harmonischen Oszillator, einen weiteren Term,

$$\begin{aligned} \frac{E_v}{hc}= \omega_{\mathrm{e}}\left(v+\frac{1}{2}\right) - \omega_{\mathrm{e}} x_{\mathrm{e}} \left(v+\frac{1}{2}\right)^2, \qquad (2) \end{aligned}$$

wobei $\omega_{\mathrm{e}} x_{\mathrm{e}}$ eine Anharmonizitätskonstante und $v=0,1,2,\ldots$ die Schwingungsquantenzahl ist.

Verwenden Sie zur Beantwortung der untenstehenden Fragen für $\omega_{\mathrm{e}} x_{\mathrm{e}}$ den Wert $4.0007\unit{cm^{-1}}$ und für $D_{\mathrm e}$ den Wert $44000\unit{cm^{-1}}.$ Zudem ist $\omega_{\mathrm{e}}=839.12\unit{cm^{-1}}.$[^1]

e) Stellen Sie das Morse-Potential (1) im Bereich von 0.5 Å bis 6 Å grafisch dar und vergleichen Sie es mit dem Potential des harmonischen Oszillators. Der Gleichgewichtsabstand $x_{\mathrm{e}}$ beträgt $1.715\unit{Å}$ Verwenden Sie für $\alpha$ den Wert $1.41 \unit{Å^{-1}}.$

  • Versuche auch mal das im TR zu machen, damit du weisst wie es gehen würde.

f) In welchem Bereich ist der harmonische Oszillator eine gute Näherung? Bestimmen Sie mit Hilfe von Gleichung (2), ab welchem Energieniveau die Werte des harmonischen von denen des anharmonischen Oszillators um mehr als 10% abweichen.

  • Wir suchen ein $v \in \mathbb{N}$, so dass $\frac{E^{H.O.}_{v}}{E^{A.O.}_{v}} = 1.1 .$ Stelle diese Gleichung auf und löse nach $v$ auf.
  • Es sollte eine quadratische Gleichung sein.

[^1]: Die in dieser Aufgabe verwendeten Werte für $\omega_\mathrm{e}$ und $D_{\mathrm{e}}$ wurden aus Huber K., Herzberg G. Constants of diatomic molecules (Van Nostrand Reinhold, 1979) genommen. Der Wert für $\omega_{\mathrm{e}} x_{\mathrm{e}}$ wurde aus diesen Werten gerechnet, damit sich ein Morse-Potential ergibt.

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